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Stausee-Sanierung folgt klarem Zeitplan

Bis Ende 2026 soll die Talsperre Quitzdorf auf Vordermann gebracht werden. Danach wird sie anders genutzt als früher.

Von Frank-Uwe Michel
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2019 untersuchten Taucher die Staumauer, um deren baulichen Zustand zu erforschen. Nun wird es die langersehnte Komplexsanierung geben.
2019 untersuchten Taucher die Staumauer, um deren baulichen Zustand zu erforschen. Nun wird es die langersehnte Komplexsanierung geben. © Archiv/André Schulze

Die Zeit der Ungewissheit ist vorbei. Vor ein paar Tagen hatte die Landestalsperrenverwaltung (LTV) auf SZ-Anfrage bereits mitgeteilt, dass die Komplexsanierung der Talsperre Quitzdorf nicht mehr auf die lange Bank geschoben, sondern tatsächlich stattfinden wird. Nun liefert die Behörde einige Details, wie die Aktion vonstattengehen soll.

In den vergangenen Jahren waren das Gewässer und seine Staubauwerke von unterschiedlichen Fachleuten intensiv untersucht worden. So hatten im November 2019 Taucher einer Spezialfirma die Staumauer begutachtet und unterhalb der Wasserlinie Glasfaserplatten beseitigt. Damit sollte der Zustand des darunterliegenden Materials begutachtet werden. Den damals niedrigen Wasserstand in der Talsperre nutzte überdies eine Zittauer Tiefbaufirma, um im Auftrag der LTV noch im Boden festsitzende Wurzeln zu entfernen. Was Anlieger und Touristen hofften, passierte vorerst aber nicht: Die Sanierung von Sachsens mit rund 730 Hektar flächenmäßig größtem Stausee musste weiter warten. Denn noch fehlte das Geld.

20 Millionen Euro stehen zur Verfügung

Das fließt nun, nachdem dieser Weg schon seit mehreren Monaten vorgezeichnet war, aus Mitteln des Strukturentwicklungsfonds sächsische Braunkohleregionen. Etwa 20 Millionen Euro stehen zur Verfügung. Alle erforderlichen Genehmigungen liegen vor. In einem ersten Schritt werden in einem mehrstufigen Vergabeverfahren die Planungsleistungen europaweit ausgeschrieben. Läuft alles wie vorgesehen, könnte im März 2023 mit den eigentlichen Planungen begonnen werden, so die stellvertretende LTV-Sprecherin Gerlind Ostmann.

Bis die Planungsunterlagen fertig sind, soll jedoch nicht gewartet werden. Mit ersten Instandsetzungsarbeiten möchte die Landestalsperrenverwaltung bereits 2024 beginnen. Das ist notwendig, weil der Bund mit seiner Finanzierung einen engen Zeitrahmen vorgegeben hat: Schon Ende 2026 soll die Komplexsanierung abgeschlossen sein.

Eine Zittauer Tiefbaufirma entfernte im Auftrag der LTV im Februar 2020 Wurzeln aus dem Boden des Stausees.
Eine Zittauer Tiefbaufirma entfernte im Auftrag der LTV im Februar 2020 Wurzeln aus dem Boden des Stausees. © Archiv/André Schulze

Auf die Baufirmen wartet in den nächsten Jahren ein umfangreiches Programm. So ist der Beton an den Stützmauern und den Grundablässen zu sanieren. Zudem müssen die Hochwasserentlastungsanlage mit der Schussrinne und das Tosbecken - ein bremsendes Auffangbecken - instand gesetzt werden. Darüber hinaus steht die Sanierung des Bedienhauses an. In der Staumauer sind Armaturen und Leitungen zu erneuern. Das Schöpfwerk Kollm soll komplett modernisiert werden.

Damit das in den vergangenen Jahren immer wiederkehrende Blaualgenwachstum reduziert werden kann, geht es bei der Baumaßnahme auch um die Verbesserung der Wasserqualität. Um den Nährstoffeintrag zu verringern, befindet sich die LTV seit geraumer Zeit in Gesprächen mit den Landwirten im 175 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet und den sie vertretenden Verbänden. Aber auch baulich will die Behörde etwas tun. Der Stauraum werde so umgestaltet, "dass ein besseres Sedimentmanagement und ein Nährstoffrückhalt möglich ist", informiert Gerlind Ostmann. Wie das geschehen soll, sagt sie vorerst nicht. Klar dürfte aber angesichts der bevorstehenden Aufgaben sein, dass der Stausee erneut abgelassen wird - nur in welchem Jahr, muss sich noch entscheiden.

Die bevorstehenden Arbeiten dienen auch der Verbesserung der Gewässergüte. Damit soll das Blaualgenwachstum gebremst werden.
Die bevorstehenden Arbeiten dienen auch der Verbesserung der Gewässergüte. Damit soll das Blaualgenwachstum gebremst werden. © Archiv/André Schulze

Die LTV reagiert mit der Komplexsanierung vor allem auf die veränderte Nutzung der Talsperre Quitzdorf. In den Jahren 1965 bis 1972 war sie als Speicheranlage für Brauchwasser für die Energie- und Landwirtschaft errichtet worden. In erster Linie sollte sie Kühlwasser für das Kraftwerk Boxberg liefern. Spätestens mit dem bevorstehenden Aus der Braunkohleverstromung büßt das Gewässer diese Funktion jedoch ein. Bereits seit rund 20 Jahren ging die Orientierung mehr in Richtung Hochwasserschutz und Ausgleich von Niedrigwasser. Zudem gewannen Naherholung und Naturschutz eine immer größere Bedeutung.

Große Bedeutung für Berlin und Brandenburg

Künftig kommt dem Stausee Quitzdorf eine wichtige Rolle bei der Einstellung des Wasserhaushalts nach dem Stopp des Kohleabbaus zu. Das Lausitzer Revier sowie die Spree bis hinein nach Brandenburg und Berlin wird aus der Talsperre mit ihrem Stauraum von 25,60 Millionen Kubikmeter zu erheblichen Teilen das Wasser beziehen. Ihre Bedeutung stellt Gerlind Ostmann ganz klar heraus: "Sie ist eine der wenigen zur Verfügung stehenden wasserwirtschaftlichen Anlagen, mit der aktiv auf die Wassermenge und -güte im Einzugsgebiet der Spree eingewirkt werden kann." Aber auch Fischerei und Tourismus sollen durch die Komplexsanierung dauerhaft gesichert werden.