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Rothenburg plant Rückbau von DDR-Plattenbauten

Einst für die Flieger des Armee-Flugplatzes errichtet, werden einige bald leer stehen. Fördermittel des Landes sollen nun helfen.

Von Frank-Uwe Michel
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Leer steht ein Teil der Wohnblöcke in der Rothenburger Südstraße schon. Mithilfe eines Förderprogrammes könnte sie teilrückgebaut werden.
Leer steht ein Teil der Wohnblöcke in der Rothenburger Südstraße schon. Mithilfe eines Förderprogrammes könnte sie teilrückgebaut werden. © André Schulze

Blickt man von Süden aus nach Rothenburg, bestimmen die großen Wohnblocks in der Südstraße das Bild. Ende der 1980er Jahre wurden sie hochgezogen, um vor allem dem Personal des Flugplatzes eine nach damaligen Maßstäben komfortable Bleibe zu bieten. Doch schon ein paar Jahre später sah alles anders aus: Die Wende kam, die Flieger der DDR-Armee zogen sich vom Airport zurück. Die Wohnungen in den Blocks waren zwar noch gut belegt. Doch die Nachfrage bröckelte. Wer konnte, tauschte die genormten Zimmer gegen individuelleres Wohnen auf dem Land oder zog gleich ganz weg.

Das blieb nicht ohne Auswirkungen auf die Eigentümer. Im Laufe der Jahre gaben sie sich quasi die Klinke in die Hand. Am Zustand der Wohnungen änderte sich wenig. Bisher wurde nur ein geringer Teil saniert. Das könnte sich demnächst jedoch ändern - wenn Rothenburg mit seinem neuen Städtebaufördergebiet zum Zuge kommt. Verwaltung und Stadtrat haben erkannt, dass die städtebauliche Entwicklung im Süden der Kommune besonders klemmt. Am 20. Januar werden sich die Stadträte deshalb zu einer Sondersitzung treffen. Einziger Tagesordnungspunkt: Bestätigung von Konzept und räumlicher Ausdehnung des Fördergebiets.

Die Südstadt von Rothenburg könnte ihr Aussehen bald ändern. Voraussetzung ist, dass das neue Stadtentwicklungsgebiet zum Zuge kommt.
Die Südstadt von Rothenburg könnte ihr Aussehen bald ändern. Voraussetzung ist, dass das neue Stadtentwicklungsgebiet zum Zuge kommt. © freier Fotograf

Bis zuletzt konnten Betroffene ihre Vorschläge einbringen. Per Homepage und brieflicher Benachrichtigung wurden Privatleute in dem Gebiet zwischen Südstraße, Horkaer Straße, Buschweg, Görlitzer Straße, Martin-Ulbrich-Straße und den stillgelegten Gleisanlagen der früheren Bahnverbindung dazu aufgefordert, sich mit ihren angedachten Sanierungsprojekten an das von der Stadt beauftragte Büro, die KEM Kommunalentwicklung Mitteldeutschland, zu wenden. Allerdings machten die Anwohner von diesem Angebot nur sehr sparsam Gebrauch.

Laut KEM-Projektmanager Joris Schofenberg meldeten sich lediglich drei Interessenten. Dies, so der Fachmann aus Dresden, sei aber nicht schlimm. Denn sollte Rothenburg den Zuschlag zur Aufnahme in das neue Städtebauförderprogramm des Freistaates bekommen, müssten sowieso Bedingungen ausgewiesen werden, unter denen eine Förderung möglich sei. Nach den bis jetzt bekannten Regelungen des Freistaates gibt es für private Maßnahmen bis zu 25 Prozent Zuschuss zur Sanierung der Gebäudeaußenhülle. Für Modernisierungen und Instandsetzungen von mindestens zwei bis drei Gebäudeteilen wird der Zuschlag im Rahmen einer sogenannten Unrentierlichkeitsbetrachtung individuell berechnet.

Ende der 1980er Jahre - hier ein Bild vom November 1987 - wurden die großen Wohnblocks in der Südstraße errichtet, bald könnten sie "zurechtgestutzt" werden.
Ende der 1980er Jahre - hier ein Bild vom November 1987 - wurden die großen Wohnblocks in der Südstraße errichtet, bald könnten sie "zurechtgestutzt" werden. © SZ-Archiv/Thomas Fiedler

Die aus kommunaler Sicht wichtigen Maßnahmen innerhalb der Fördergebietskulisse stehen nach Informationen der Stadt und des bearbeitenden Büros bereits in groben Zügen fest. In erster Linie gehe es um "qualitative und quantitative Maßnahmen", zu denen Joris Schofenberg auch den Teilrückbau der bisher prägnanten Wohnblocks in der Südstraße zählt. Allerdings hätten zwei leer stehende Blöcke neue Eigentümer. "Denen sollte die Stadt klarmachen, in welche Richtung sie das Gebiet entwickeln will."

Stadt hat wichtige Maßnahmen schon benannt

Aber auch die Verbesserung des Wohnumfeldes ist ein wesentlicher Punkt. So wird über die Schaffung eines Bewegungsparcours nachgedacht, der wegen der für die Stadt besonderen Bedeutung von körperlich und geistig beeinträchtigten Menschen inklusiv nutzbar sein soll. Zudem möchte die Kommune gern den Fuß- und Radweg an der Kleinbahn sowie jenen am Martin-Ulbrich-Haus befestigen lassen. Die energetische Optimierung bei öffentlichen Gebäuden wie dem Sitz von Feuerwehr und Polizeiposten sowie der Stadtwerke spielen ebenfalls mit hinein.

Auch kommunale Einrichtungen wie der Sitz der Freiwilligen Feuerwehr und der Stadtwerke sind Bestandteile des künftigen Stadtentwicklungsgebietes.
Auch kommunale Einrichtungen wie der Sitz der Freiwilligen Feuerwehr und der Stadtwerke sind Bestandteile des künftigen Stadtentwicklungsgebietes. © André Schulze

Auch wenn der Beschluss der Stadträte am 20. Januar nicht gleich "grünes Licht" für das neue Fördergebiet in Rothenburgs Südstadt bedeutet - Joris Schofenberg sieht gute Chancen, dass es tatsächlich so kommt. "Die Stadt hat sich im Zusammenhang mit der Erweiterung des Hochschul-Campus auf der Friedensstraße sehr kooperativ gezeigt und stemmt Projekte, die man mit einer so kleinen Verwaltung nicht unbedingt erwarten kann." In diesem Zusammenhang bestehe gerade in der Südstadt dringender Handlungsbedarf. "Noch wohnen dort rund 190 Kommissarsanwärter. Wenn der Campus fertig ist, sind sie weg. Deshalb ist absehbar, dass die Stadt rund um die Südstraße etwas tun muss."

Bis 31. Januar muss der Förderantrag abgegeben werden. Voraussichtlich im Spätherbst erfährt Rothenburg, ob mit Geld aus der Städtebauförderung zu rechnen ist. Das Programm wäre dann auf zehn Jahre angelegt.