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Autobahnzubringer Pirna: Baue auf und reiße nieder …

Ein Teil der Pirnaer Trasse bekommt derzeit neuen Asphalt. Dabei werden auch Teile erneuert, die erst vor Kurzem neu gebaut wurden.

Von Thomas Möckel
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Knotenpunkt Feistenberg in Pirna: Die Anschlüsse von der Südumfahrung zum Autobahnzubringer werden noch einmal asphaltiert - nur drei Monate nach der Eröffnung.
Knotenpunkt Feistenberg in Pirna: Die Anschlüsse von der Südumfahrung zum Autobahnzubringer werden noch einmal asphaltiert - nur drei Monate nach der Eröffnung. © Bistra Bau

Als im August 2017 tatsächlich und sichtbar die Arbeiten für die neue Pirnaer Südumfahrung begannen, gab es ein prognostiziertes Enddatum. Nach der damaligen Aussage der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und –bau GmbH (Deges), Bauherr der 3,8 Kilometer langen Ortsumgehung, sollte die Trasse insgesamt Ende 2022, spätestens jedoch im Laufe des Jahres 2023 fertig sein. Doch schon lange steht fest, dass sich dieser Termin nicht halten lässt.

Die Corona-Pandemie, Baustopps, Fledermäuse, brütende Vögel und aufwendige Nacharbeiten an der Statik und der technischen Ausführung in verschiedenen Bereichen dehnten das Vorhaben in die Länge. Letztendlich sind die Arbeiten am Kohlbergtunnel etwa ein Jahr und die Arbeiten an der Brücke übers Gottleubatal ungefähr drei Jahre im Verzug, damit hat sich die ursprünglich veranschlagte Bauzeit von fünf Jahren beinahe verdoppelt. Die Trasse soll nun ehestens Ende 2026 durchgängig vom Autobahnzubringer bis hinauf zur B172 auf dem Sonnenstein befahrbar sein.

Immerhin gab es im vergangenen Jahr einen Lichtblick, denn es existierte ein Abschnitt der Südumfahrung, an dem es so gut wie nicht hakte und die Arbeiten reibungslos vorangingen – das Teilstück vom Pirnaer Autobahnzubringer hinunter ins Seidewitztal. In etwa planmäßig fertiggestellt, wurde die Trasse vom Knotenpunkt Feistenberg bis zum Kreisverkehr an der Zehistaer Straße am 15. Dezember 2022 für den Verkehr freigegeben. Das gelang allerdings nur, weil die Deges selbst Hand anlegte und Teilstücke – für die eigentlich ein anderer zuständig war – herrichten ließ, um den Eröffnungstermin nicht zu gefährden. Und so kommt es nun, dass Flächen noch einmal neu gebaut werden, die schon – wenn auch provisorisch – hergestellt waren, getreu dem alten DDR-Handwerkerspruch „Baue auf und reiße nieder, hast Du Arbeit immer wieder.“

Keine Anschlussstellen aus einem Guss

Die Anschlussstelle Feistenberg, an der Südumfahrung und Autobahnzubringer aufeinandertreffen, ist als kreuzungsfreier Knotenpunkt gestaltet, der Verkehr fädelt über Auf- und Abfahrtsrampen auf die jeweiligen Trassen ein und aus. Vier Rampen gibt es, je zwei Auf- und Abfahrten, und somit auch vier Anschlussstellen der beiden Trassen. Dass die Rampen der Südumfahrung bündig an den Autobahnzubringer anschließen, gehörte ursprünglich zu den von der Deges zu erbringenden Leistungen, die Südumfahrungs-Bauleute sollten sich quasi an die andere Trasse heranarbeiten.

Doch die Pläne änderten sich. Das sächsische Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) gab 2022 bekannt, dass auf einem Teilstück des Autobahnzubringers der Asphalt erneuert werden soll. So kamen Deges und Lasuv überein, die Anschlüsse der Südumfahrung – jeweils Lücken von einigen Metern – aus Effizienzgründen im Zuge des Lasuv-Bauvorhabens zu asphaltieren, dann wäre sozusagen der erneuerte Belag auf dem Autobahnzubringer sowie die Anschlussstellen aus einem Guss gewesen. Aber dazu kam es nicht.

Das Lasuv verlegte die zunächst für Ende 2022 geplanten Arbeiten auf das zweite Quartal 2023. Laut der Behörde sei diese zeitliche Verschiebung auf personelle und organisatorische Gründe zurückzuführen. Nachdem ein Auftragnehmer für das Bauvorhaben gefunden werden konnte, habe sich das Lasuv entschieden, das gesamte Projekt 2023 abzuarbeiten – um das Risiko zu umgehen, dass die Arbeiten wegen eines Wintereinbruches möglicherweise unterbrochen werden müssten. Dieses Prozedere, so das Lasuv, komme auch der Qualität der neuen Fahrbahn zugute.

Das Provisorium wird nun ersetzt

Wegen des geänderten Zeitplanes ging der Ball aber wieder zurück zur Deges, die nun Ende 2022 selbst veranlasste, diese Anschlussbereiche zu asphaltieren, um die Freigabe des Südumfahrungs-Teilstücks am 15. Dezember nicht zu gefährden. Mehrkosten seien laut der Deges dadurch nicht entstanden, weil diese Aufgabe ursprünglich sowieso dem Südumfahrungs-Bauherrn oblag. Diese asphaltierten Anschlussstellen umfassen eine Fläche von insgesamt reichlich 1.400 Quadratmeter.

Eine Einschränkung gab es allerdings: Die Deges ließ diese Anschlussbereiche lediglich als Provisorium herstellen, das erschien in diesem Fall als die wirtschaftlichste Lösung – weil zum Zeitpunkt der Arbeiten schon feststand, dass diese Bereiche noch einmal erneuert werden – nämlich dann, wenn das Lasuv am Autobahnzubringer arbeitet.

Auch das Lasuv bestätigt, dass der von der Deges erledigte Lückenschluss nur ein Provisorium sei, das einen geringeren Aufbau aufweise, was aber für eine dauerhafte Straße im Regelwerk gefordert wird. Das sei im vorliegenden Fall zulässig gewesen, da von Vornherein feststand, dass diese Bereiche nur zeitlich begrenzt genutzt werden.

Die Folge dessen: Der im Auftrag der Deges provisorisch aufgetragene Asphalt an den Anschlussstellen kommt jetzt wieder weg, das Lasuv lässt die 1.400 Quadratmeter jetzt noch einmal neu asphaltieren. Laut der Landesbehörde würden dadurch keine Mehrkosten entstehen. Das aber klingt wenig nachvollziehbar für Arbeiten, bei denen Straßenteile entfernt und noch einmal neu aufgebaut werden müssen, die längst hätten aus einem Guss erledigt sein könnten. Doch trotz Nachfrage bleibt das Lasuv dabei, dass keine Zusatzkosten entstehen und nennt demzufolge auch keine Summen. Auch die Deges verrät nicht, was die 1.400 Quadratmeter Asphalt gekostet haben.

Die Asphaltarbeiten auf dem Autobahnzubringer haben am 28. März begonnen, sie erstrecken sich auf den Bereich vom Tunnel bis hinter den Knotenpunkt Feistenberg. Zunächst arbeiten die Fachleute auf dem Fahrstreifen von der A17 aus in Richtung Pirna, Ende April wechseln sie dann auf den Fahrstreifen in Richtung A17. Das Vorhaben soll insgesamt voraussichtlich bis 9. Juni dauern und kostet insgesamt rund 2,2 Millionen Euro.