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OB-Wahl in Pirna: Das neue Bündnis für den zweiten Wahlgang

CDU-Frau Dollinger-Knuth tritt noch einmal an, unterstützt von SPD, Grünen und Einzelkandidat André Liebscher. So viel Prozent haben sie im Blick.

Von Thomas Möckel
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Marko Feldmann (SPD), Kathrin Dollinger-Knuth (CDU), André Liebscher (v.l.): Den Wählern ein möglichst breites Angebot machen.
Marko Feldmann (SPD), Kathrin Dollinger-Knuth (CDU), André Liebscher (v.l.): Den Wählern ein möglichst breites Angebot machen. © Daniel Förster

Die ersten beiden Tage nach dem ersten Wahlgang zur Oberbürgermeisterwahl in Pirna haben eine ungewohnte Eigendynamik entwickelt, eilig wurden Entscheidungen manifestiert, obwohl aus Sicht vieler Beobachter nicht unbedingt ein Grund für übertriebene Eile bestand. Nach dem ersten Votum am vergangenen Sonntag stand zunächst einmal fest, dass ein zweiter Wahlgang erforderlich ist.

Der AfD-Kandidat Tim Lochner hatte im ersten Wahlgang 32,9 Prozent der Stimmen geholt, aber die erforderliche Mehrheit von über 50 Prozent verpasst. Insgesamt waren fünf Kandidaten angetreten. Eigentlich wäre Zeit bis zum 1. Dezember, 18 Uhr, gewesen, um zu reden, zu diskutieren, zu planen, wer noch ein zweites Mal antritt, welche Allianzen sich unter Umständen bilden und ob man einen gemeinsamen Kandidaten in eine Stichwahl mit Lochner schickt.

Denn immerhin geht es um viel: Es geht nach der 14 Jahre dauernden Amtszeit von Klaus-Peter Hanke um die Neuwahl einer einzigen Person für die kommenden sieben Jahre, die in diesem Zeitraum die Stadt lenkt und repräsentiert. Doch dann ging auf einmal alles ganz schnell. Während andere noch Sondierungsgespräche planten, gaben die Freien Wähler am Montagmittag bekannt, dass ihr Kandidat Ralf Thiele – der am Sonntag die zweitmeisten Stimmen erhielt – ein weiteres Mal antreten wird.

Unterdessen eruierten CDU, SPD, Grüne und Einzelkandidat André Liebscher die Lage, herausgekommen ist nach mehreren Gesprächsrunden nun ein neues Bündnis, was seinerseits am Dienstagmorgen seine Pläne vorstellte. Nach derzeitigem Stand treten nun voraussichtlich drei Kandidaten zum zweiten Wahlgang am 17. Dezember an.

"Ein breites Angebot für die Wähler"

Die Konstellation sieht wie folgt aus: Die CDU-Kandidatin Kathrin Dollinger-Knuth, Drittplatzierte am Sonntag, will im zweiten Wahlgang antreten. Ralf Wätzig (SPD), nominiert auch von Bündnis 90/Die Grünen und unterstützt von den Linken, sowie Einzelkandidat André Liebscher verzichten indes auf eine weitere Kandidatur – und unterstützten nun gemeinsam die Christdemokratin. „Wir haben lange zusammengesessen und Positionen ausgetauscht“, sagt Dollinger-Knuth. Letztendlich hätten sich die Verhandlungspartner dazu entschlossen, zu dritt weiterzumachen.

Man habe bereits im Stadtrat gut zusammengearbeitet und gemeinsam Themen verfolgt, auf dieser Basis wolle man nun auch im weiteren Wahlkampf kooperieren. „Uns ist es wichtig, eine große Bandbreite abzubilden, vom parteizugehörigen bis zum unabhängigen Kandidaten, um ein möglichst breites Angebot an die Bevölkerung zu machen“, sagt die CDU-Kandidatin.

Bei den Beratungen habe man auch großen Wert darauf gelegt, nichts hinauszuzögern, sondern schnell zu einem Ergebnis zu kommen und möglichst rasch eine Entscheidung zu treffen. „Die Bürger brauchen schnell Klarheit“, sagt Dollinger Knuth.

Wätzig und Liebscher verzichten im zweiten Wahlgang

Die SPD, sagt Kreisvize Marko Feldmann stellvertretend für den noch immer erkrankten Ralf Wätzig, sei sehr enttäuscht über den Wahlausgang. Wätzig kam nur auf 9,9 Prozent der Stimmen. Jetzt aber gelte es, den Blick nach vorn zu richten und gemeinsam verantwortungsbewusst einen Weg zu gehen – auch deswegen, um nicht jenen das Rathaus zu überlassen, die man dort nicht sehen wolle. „Wir sind uns einig und wollen miteinander einen Neustart für Pirna“, sagt Feldmann. Die SPD als auch Bündnis 90/Die Grünen seien sich sicher, dass dieser Neustart mit Kathrin Dollinger-Knuth gelingen könne. Daher ziehe Wätzig seine Kandidatur vor dem zweiten Wahlgang zurück.

Auch André Liebscher, als einziger parteiunabhängiger Kandidat ins Rennen gegangen, verzichtet seinerseits auf eine Teilnahme beim zweiten Votum am 17. Dezember. Nach intensiver Analyse und eingehender Reflexion habe er sich zu diesem Schritt entschlossen. Es sei nun wichtig, alle Kräfte zu bündeln und gemeinsam an einer positiven Zukunft für Pirna zu bauen. „Aus diesem Grund werde ich voll und ganz die Kandidatur von Kathrin Dollinger-Knuth unterstützen“, sagt er. Sie sei aus seiner Sicht die richtige Wahl und die richtige Oberbürgermeisterin für die Stadt.

Potenzial: 44 Prozent der Wählerstimmen

Seine Motivation zieht das neue Bündnis daraus, dass die Kandidaten von CDU, SPD und Liebscher im ersten Wahlgang zusammengerechnet insgesamt rund 44 Prozent der abgegebenen Stimmen holten. Dieses Potenzial sehen die Verbündeten auch für den zweiten Wahlgang, auch sehen sie gute Chancen, den Weg dafür in den kommenden zwei Wochen zu ebnen – wobei aber noch völlig unsicher ist, ob die Wähler von Wätzig und Liebscher dann beim erneuten Votum auch tatsächlich alle für Dollinger-Knuth stimmen. Momentan ist es nur eine Rechnung auf dem Papier. Man wolle aber, so heißt es unisono, um diese 44 Prozent kämpfen.

Daher wollen die CDU-Kandidatin und ihre Unterstützer nun noch einmal tiefer in den Wahlkampf einsteigen, vor allem auch aus dem Grund, im zweiten Wahlgang die Wahlbeteiligung zu steigern. „Es ist uns ein großes Anliegen, dass am 17. Dezember möglichst viele wählen gehen“, sagt Dollinger-Knuth. Es sei eine Wahl, die die Bürger entscheiden, bei der es darum gehe, eine Person als Rathauschef für die nächsten sieben Jahre zu wählen. Daher will das Bündnis den 66 Prozent der Wahlberechtigten, die nicht die AfD gewählt haben sowie allen bisherigen Nichtwählern ein glaubwürdiges Angebot machen. „Ich denke“, sag Liebscher, „dass wir in dieser Konstellation eine gute Wahlalternative sind.“