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"Warum machen Sie beim Autokorso mit?"

AfD-Bürgermeisterkandidat Michael Ullmann nimmt in Bad Gottleuba an einer umstrittenen Aktion gegen Corona teil. Die SZ hatte noch mehr Fragen an ihn.

Von Heike Sabel
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Michael Ullmann, AfD-Kandidat aus Burkhardswalde für das Bürgermeisteramt in Bad Gottleuba-Berggießhübel: "Persönliche Angriffe nach Bekanntgabe meiner Kandidatur."
Michael Ullmann, AfD-Kandidat aus Burkhardswalde für das Bürgermeisteramt in Bad Gottleuba-Berggießhübel: "Persönliche Angriffe nach Bekanntgabe meiner Kandidatur." © Daniel Förster

In einer Woche steht Bad Gottleuba-Berggießhübel vor der Wahl: Am 18. April wollen eine Frau und zwei Männer Bürgermeister werden - Thomas Peters (CDU/Berggießhübel), Michael Ullmann (AfD/Burkhardswalde) und Madlen Rätze (unabhängig/Bad Gottleuba). Ob die Entscheidung bei dieser Konstellation im ersten Wahlgang fällt, ist offen, denn da braucht es über 50 Prozent der Stimmen. Der Wahlkampf war aufgrund der Pandemie anders als sonst. Statt sich direkt zu begegnen, fand er am Laternenmast, auf der Straße und im Internet statt. Sächsische.de hat nun noch einmal die drei Kandidaten befragt. Heute: Michael Ullmann.

Sie haben im Wahlkampf gesagt, Herr Ullmann, Sie wollen nicht, dass immer darauf verwiesen wird, dass im Falle Ihrer Wahl Sie der erste AfD-Bürgermeister in Sachsen wären. Warum sollte darauf nicht verwiesen werden, immerhin hat sich Ihre Landespartei auch in Ihrem Wahlkampf engagiert?

Ich sehe hier eher das Gegenteil. Als AfD sind wir auf kommunalpolitischer Ebene sehr gut vertreten. Daher sehe ich es als wichtig an, einen Bürgermeister zu stellen. Dass ich dann der erste gewählte AfD-Bürgermeister in Sachsen bin, empfinde ich jetzt nicht als politisch unwichtig für die AfD in Sachsen. Immerhin stehe ich als Kandidat von und für die Partei.

Ihr für den 9. April geplantes Autokorso stößt auf viel Kritik im Kurort. Die Nähe zu ähnlichen Aktionen im Zusammenhang mit Corona-Aktionen ist nicht zu übersehen. Muss das sein, fragen sich viele und was hat das mit Bad Gottleuba-Berggießhübel zu tun?

Der Initiator ist der Kreisrat und Bundestagskandidat Steffen Janich. Ich nehme daran teil, weil ich die Corona-Probleme und es als legitimes Mittel sehe, darauf aufmerksam zu machen. Neben der Kritik habe ich dafür auch Zuspruch erhalten.

Dieser Wahlkampf findet ohne direkte Auseinandersetzung statt, stattdessen gibt es den Kampf im Internet. Wähler hatten keine Gelegenheit, in Foren alle Kandidaten zu erleben. Wie hat sich das ausgewirkt und was ist Ihre wichtigste Erfahrung aus dem Wahlkampf?

Ich habe den persönlichen Kontakt zum Wähler im Wahlkampf gefunden. Es erreichten mich etliche Fragen per Anruf und E-Mail. Etliche persönliche Gespräche konnte ich auch an unserem Infostand führen. Viele Wähler, die ein Interesse am Kandidaten Ullmann hatten, haben die Möglichkeiten, die wir geboten haben, umfangreich genutzt. Viele Kontakte konnten ohne Präsenz erfolgen. Meine wichtigste Erfahrung im Wahlkampf war, dass persönliche Angriffe nach Bekanntgabe meiner Kandidatur schon ein Niveau erreichten, mit dem ich so nicht rechnen konnte. Dass dabei auch die Grenzen der Gesetzlichkeit überschritten wurden, gibt einem schon zu denken.

Was meinen Sie damit?

Dazu kann ich aufgrund laufender Verfahren keine Auskunft geben.

Wie gut kennen Sie Bad Gottleuba-Berggießhübel? Bei der Frage nach dem Haus des Gastes in Berggießhübel schlugen Sie vor, ein Bürgerhaus draus zu machen. Ein solches gibt es schon in Bad Gottleuba, hinzu kommen viele ähnliche Einrichtungen in vielen Ortsteilen...

Für mich wäre das Haus des Gastes ein ideales Rathaus, und Rathäuser sind nun einmal im Sinne des Bürgers als ihr Haus zu betrachten.

Wenn Sie verlieren, haben Sie im Gegensatz zu den beiden anderen Kandidaten nicht so viel zu verlieren, außer vielleicht an Ruf in Ihrer Partei, oder? Wo versuchen Sie es dann als Nächstes?

Allein der Mut, in Bad Gottleuba-Berggießhübel als Bürgermeisterkandidat anzutreten, hat mir innerparteilich sehr viel Zuspruch und Unterstützung gebracht. Als Kreis- und Gemeinderat bin ich ehrenamtlich stark eingebunden und als Polizeibeamter beruflich stark gefordert. Daher habe ich aktuell keine weiteren Ambitionen.

Werden Sie im Falle des Verlierens gegen die Wahl Widerspruch einlegen?

Gegen einen rechtskonformen Ablauf und ein entsprechendes Ergebnis einer Wahl muss man keinen Widerspruch einlegen. Daher sehe ich keinen Grund für einen Widerspruch. Das machen nur schlechte Verlierer oder jene, die Ergebnisse von freien Wahlen nicht anerkennen.

Ihre Wahlprognose: Fällt eine Entscheidung im ersten Wahlgang oder nicht?

Ich glaube, es wird bei der ersten Wahl und drei Kandidaten keine Entscheidung fallen.

Würden Sie in einer zweiten Runde noch einmal antreten?​

Da mein Anspruch zu gewinnen ist, trete ich natürlich in der zweiten Runde an.

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