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Schwere Toiletten-Suche in Görlitz

Elf öffentliche Anlagen hat die Stadt im Zentrum. Ob es mehr braucht? Die Meinungen darüber gehen sehr auseinander.

Von Susanne Sodan
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In der Apothekergasse ist eine der öffentlichen Toiletten der Görlitzer Altstadt. Viele Touristen haben für sich andere WC-Strategien.
In der Apothekergasse ist eine der öffentlichen Toiletten der Görlitzer Altstadt. Viele Touristen haben für sich andere WC-Strategien. © Nikolai Schmidt

Dorota Sarnecka ist eigentlich nur auf Durchreise. Nun schaut sie sich die Altstadt von Görlitz doch genauer an. Sie kommt aus Wuppertal. In Görlitz hat sie bei der Stadtbrücke halt gemacht – und in der Nähe eine öffentliche Toilette gefunden. „Die war jetzt aber zu“, erzählt sie. Ihr weiterer Weg führte sie nun in die Görlitzer Altstadt. Wo gerade auch Vera Dorn und Josef Bäck eine Runde machen. Die beiden haben auf ihrem Weg von Breslau zurück nach Hause einen Stopp für einen Görlitz-Besuch eingelegt und ebenfalls bei der Stadtbrücke geparkt. Und dort nach der längeren Fahrt Ausschau gehalten nach einem Toiletten-Schild. „Ich habe aber keins entdeckt“, erzählt Vera Dorn. In der Altstadt waren sie im Ratscafé zum Frühstücken. Und haben erledigt, was erledigt werden musste. „Ich muss aber zugeben: Davor, als wir durch die Altstadt liefen, habe ich kurz mit dem Gedanken gespielt, ob ich einfach in eines der Cafés gehe.“

Darf man das? Als Nicht-Gast einfach die Toiletten der Restaurants benutzen? Und dürfen Gastwirte dann eine Gebühr verlangen? Auf diese Fragen hatte vor wenigen Wochen ein Altstadt-Restaurant mit einem nicht ganz ernst gemeinten Schild aufmerksam gemacht. Es komme tatsächlich häufig vor, dass Görlitz-Besucher nicht ins Restaurant gehen, um etwas zu bestellen, sondern nur, um die Toilette zu benutzen, öfter auch, ohne zu fragen, bestätigten mehrere Inhaber in der Altstadt gegenüber der SZ. Der Ton mache dabei die Musik, waren sie sich einig: Wer freundlich fragt, dem stehen viele Toilettentüren offen. In mehreren Cafés finden sich auch kleine Schilder für Nicht-Gäste, dass für die Toilettennutzung ein Obolus zu entrichten ist.

Reinigung kostet viel Geld

„Das ist mir auch aufgefallen“, erzählt Vera Dorn. Auch im Ratscafé habe sie solch ein kleines Schild entdeckt. „Mich wundert das gar nicht“, sagt Dorota Sarnecka nach ihrer Toilettensuche. „Ich finde es auch in Ordnung, wenn Gastronome dann eine kleine Gebühr verlangen“, sagt sie. „Die Stadt will Tourismus haben“, dazu gehöre für sie auch, dass Gäste leicht zugängliche Toiletten finden können. Ein Punkt, den auch einige Restaurantinhaber in der Nur-mal-fix-aufs-Klo-Debatte kürzlich nannten: Eigentlich müsste die Stadt für ausreichend öffentliche Toiletten sorgen.

In der Innenstadt, der Altstadt und Nikolaivorstand gibt es insgesamt elf öffentliche Toiletten, unter anderem die im City-Center, am Wilhelmsplatz, in Bahnhof, am Busbahnhof auf der Bahnhofstraße, am Demianiplatz, an der Brückenstraße und am Stadtpark. „Ein Teil davon wird durch die Stadt Görlitz bewirtschaftet, ein Teil wird von Privat bewirtschaftet“, erklärt Stadtsprecherin Sylvia Otto. In der Altstadt und der Nikolaivorstadt gebe es drei öffentliche Toiletten. „Aus unserer Sicht ist dies völlig ausreichend“.

Es müsse auch beachtet werden, dass es sehr kostenintensiv sei, solche öffentlichen Anlagen bereitzustellen, vor allem durch die Reinigung. Die übernehmen Fachfirmen. Im Moment halten sich Vandalismus-Schäden in Grenzen, aber in den vergangenen Jahren habe es auch immer wieder Graffiti-Schmierereien gegeben, oder die Toiletten sind verstopft worden, erzählt Sylvia Otto. „Auch die Kassenautomaten wurden immer wieder aufgebrochen, sodass sich die Stadt Görlitz entschieden hat, diesen in der Toilettenanlage Apothekergasse zurückzubauen.“

So sehen die Toiletten in der Apothekergasse innen aus. Die Kassenanlage am Eingang wurde wieder entfernt.
So sehen die Toiletten in der Apothekergasse innen aus. Die Kassenanlage am Eingang wurde wieder entfernt. © Nikolai Schmidt

Michael Voss, Bürgerrat für die Altstadt, zählt im Stadtteil zwei Toiletten, die in der Apothekergasse und die am Nikolaiturm. Auch er findet, das ist ausreichend. Vor allem sieht er beim Platz kaum Möglichkeiten für weitere öffentliche Toiletten. Welche vorhandenen Gebäude sollte man dafür nutzen, fragt er. Toilettencontainer im Altstadt-Ensemble sieht er eher skeptisch. „In Berlin ist es auch kaum anders, dort ist man auch auf andere öffentliche Orte wie Restaurants angewiesen“, erzählt er. Deshalb findet er es auch in Ordnung, dass die Görlitzer Gastwirte einen Obolus verlangen, „sie müssen die Toiletten schließlich sauber halten und haben weitere Kosten.“

Matthias Lietzmann sieht es anders. Er hat durch sein Tavernenspiel mit dem „Schreyhals und Lautschläger“ viel mit Touristen zu tun. Er war auch Vorsitzender des Fördervereins für die Görlitzer Historienspiele, die früher auf dem Untermarkt stattfanden. Er findet, es gibt zu wenige öffentliche Toiletten. „Es ist zwar schön, wenn man als Tourist durchs Nachfragen Kontakte aufbauen kann“, sagt er, „aber die Toiletten sind hier teils auch wirklich nicht leicht zu finden.“ Und einige seien auch in keinem guten Zustand. Dabei, sagt er, würden viele für eine saubere, ordentliche Toilette gerne etwas bezahlen.

„Diese hier ist gerade nicht sehr sauber, kann ich Ihnen sagen“, ruft eine Frau über die Schulter, die soeben aus der Toilette an der Apothekergasse kommt. Für weitere Toilettengespräche hat sie keine Zeit, „ich muss zur Stadtführung“. Keine Probleme dagegen hatte ein Paar, das keine Namen verraten mag. „Wir sind in einem ganz zentralen Hotel hier in der Altstadt“, erzählt die Frau. „Dadurch hatten wir auch immer einen zentralen Anlaufpunkt“. Ansonsten könne man doch auch fragen, sagt eine andere Touristin. „Bisher hat das bei mir problemlos funktioniert.“

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