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Keine Rechten-Treffen in Ostritz mehr?

Für das Hotel Neißeblick, zuletzt mehrfach Ort extremistischer Veranstaltungen, gibt es einen Kaufinteressenten. Der hat viele Pläne.

Von Jan Lange
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Ingo Robben (kleines Foto) will das ehemalige Ostritzer Hotel "Neißeblick" kaufen, in dem sich immer wieder Rechtsextreme getroffen haben.
Ingo Robben (kleines Foto) will das ehemalige Ostritzer Hotel "Neißeblick" kaufen, in dem sich immer wieder Rechtsextreme getroffen haben. © Fotos: Matthias Weber/privat

In den vergangenen Monaten hat das Ostritzer Hotel "Neißeblick" vor allem mit rechtsradikalen Veranstaltungen negative Schlagzeilen gemacht. Das soll sich nun ändern - durch einen Eigentümerwechsel.

Ingo Robben will das Hotelgelände erwerben. Mit dem bisherigen Besitzer Hans-Peter Fischer habe er sich über den Kauf bereits geeinigt, sagt der 53-Jährige. In den nächsten Monaten soll die Kaufsumme schrittweise bezahlt werden. Das wird von Hans-Peter Fischer bestätigt.

Robben, der bisher in Berlin gelebt hat, ist nach eigener Aussage zufällig auf das Ostritzer Hotel aufmerksam geworden. Er möchte gern ein regionales Busunternehmen übernehmen und war deshalb auf der Suche nach Abstellflächen für die Fahrzeuge. Dabei sei er auf die "Alte Ziegelei" bei Görlitz gestoßen, die ebenfalls Hans-Peter Fischer gehört. Der Hotelier habe ihn dann das Hotel "Neißeblick" in Ostritz angeboten. Zuerst habe er gedacht, Fischer wolle ihm nur "Schrott" andrehen, doch nach der Erkundung der Umgebung habe er sich in die Gegend verliebt, erzählt der 53-Jährige.

Seit einigen Monaten pendelt Robben regelmäßig zwischen Ostritz, Görlitz und Berlin, wohnt tageweise im ehemaligen Pförtnerhaus des Hotels. Er wolle vor Ort schauen, welche Auflagen und Nutzungseinschränkungen es für das Gelände gibt und was hier überhaupt getan werden kann, sagt er. Aus diesem Grund hat er auch am Donnerstag die Ostritzer Stadtratssitzung besucht, um Verwaltung und Räte zu fragen, wie man gemeinsam etwas Positives aus dem Grundstück an der Bahnhofstraße tun kann.

Die "schlechten Zeiten" vom Gelände verbannen

Die Stadt Ostritz hat aktuell für das Gebiet Bahnhofstraße/Edmund-Kretschmer-Straße eine Veränderungssperre erlassen. Für diesen Bereich soll ein Bebauungsplan erarbeitet werden. Gegen die Veränderungssperre hatte Fischer zunächst geklagt, da sie zu weitreichend war. Inzwischen sei das geheilt worden, die jetzt geltende Sperre sei rechtskonform, betont Fischers Anwalt auf Nachfrage.

Ingo Robben will die "schlechten Zeiten" von dem Gelände verbannen. Und hat dafür jede Menge Ideen, die im Gespräch nur so aus ihm heraussprudeln. So könnte sich der 53-Jährige eine Begegnungsstätte vorstellen und ein Hotel mit einem kleinen Campingplatz. Das Thema Tourismus spricht er immer wieder an. Er selbst ist vom Berzdorfer See begeistert, schätzt es, dass man hier Rad fahren und wandern kann - auch über die Grenze hinweg.

Auf der Freifläche neben dem Hotel könnte eine Art "Fernsehgarten" entstehen, wo es regelmäßig Musik-Übertragungen gibt. Er kann sich auch gemeinsame Events mit der Landskronbrauerei in Görlitz vorstellen. Und Robben möchte ebenso etwas für Menschen mit Handicap tun, indem er beispielsweise Arbeitsplätze für Behinderte schafft. Er will nach eigener Aussage Ostritz voranbringen und damit auch bekannter über die Landesgrenzen hinaus machen. Denn er habe festgestellt, dass Ostritz und seine schöne Umgebung noch recht unbekannt sind.

Wohl keine Verbindungen zur rechten Szene

Seine Pläne mit dem Hotel "Neißeblick" soll er demnächst im Ausschuss den Stadträten ausführlicher vorstellen, ist am Donnerstag in der Ratssitzung angekündigt worden.

Auf der Webseite von Ingo Robben ist zu lesen, dass der heute 53-Jährige in der Vergangenheit Schausteller im Event-Bereich war, kurze Zeit auch ein Schnellrestaurant in Gelsenkirchen geleitet und ein Massagestudio in Berlin betrieben hat.

Eines will er künftig nicht mehr auf dem Hotelgelände haben: rechtsradikale Musik- und Kampfsportveranstaltungen. Derartige Events unterstütze er nicht, betont Ingo Robben. Er habe vor dem ersten Besuch in Ostritz nicht gewusst, dass sich hier wiederholt Rechtsextreme getroffen haben - zuletzt fand im Juni das "Schild und Schwert"-Festival statt. Die Aussagen scheinen glaubhaft zu sein. Recherchen von Ostritzern zeigen, dass es wohl keine Verbindungen zur rechten Szene gibt. Der Verdacht war sofort aufgekommen, als bekannt wurde, dass das Hotel "Neißeblick" verkauft wird. Hat doch Hotelier Hans-Peter Fischer wiederholt damit gedroht, das Objekt der NPD zu verkaufen.

Fischer liegen bereits vier Terminwünsche der Rechtsextremen für das kommende Jahr vor, wie er selbst erklärt. Sollte bis Ende des Jahres nicht die erste Rate der Kaufsumme gezahlt werden, werde er das Objekt wieder an die Rechtsextremen vermieten, kündigt der Hotelier an.

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