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Wegen Corona: Aus Bier wird jetzt Schnaps

Die Krise trifft auch die Brauereien. In Eibau gibt's Kurzarbeit. Löbaus Berggquell-Brauer Steffen Dittmar reagiert mit Fairness und einer Genuss-Idee.

Von Markus van Appeldorn
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Steffen Dittmar ist Inhaber der Löbauer Bergquell-Brauerei.
Steffen Dittmar ist Inhaber der Löbauer Bergquell-Brauerei. ©  Archivfoto: Rafael Sampedro

Sich mal auf ein Bier in der Kneipe treffen oder in einem Biergarten - das ist wegen der Corona-Regeln gerade nicht möglich. Alle Zapfhähne stehen still. Aus Bayern wurden schon Fälle bekannt, dass verzweifelte Wirte ihr Bier in den Gulli schütten, weil nach sieben Wochen das Mindesthaltbarkeitsdatum des Gerstengolds abgelaufen ist. Aber wie geht es den Brauereien im Südkreis jetzt in der Krise?

Was nicht getrunken werden kann, muss auch gar nicht erst gebraut werden. Und statt Leergut bekommt Steffen Dittmar, Inhaber der Löbauer Bergquell-Brauerei dieser Tage auch massenhaft volle Fässer zurück auf den Hof. Für ihn ein Akt der Fairness gegenüber seinen Gastronomie-Kunden. "Viele Brauereien nehmen einmal geliefertes Fass-Bier nicht von den Händlern oder Wirten zurück. Aber wir schütten es ganz gewiss nicht in die Kanalisation", sagt er.

"In Gemeinschaft trinkt es sich lieber"

Für Steffen Dittmar ist dieses Bier nämlich kein Abfallprodukt, sondern ein wertvoller Rohstoff. "Fassbier, das zurückkommt und dessen Haltbarkeit nicht abgelaufen ist, veredeln wir zu Bierbrand", sagt er. Bierbrand ist eng verwandt mit Whisky - bloß, dass er im Gegensatz zu diesem Hopfen enthält. Dittmar liefert das Bier dazu an die Sächsische Spirituosen-Manufaktur Kirschau. Dort reift aktuell auch der erste Oberlausitzer Whisky - gebrannt ebenfalls aus Zutaten der Bergquell-Brauerei.

Dittmar spürt die Krise durchaus im Absatz. "Ich beliefere ja auch immer viele Volksfeste, die fallen jetzt alle weg", sagt er. Auf gut 18 Prozent des Ausstoßes schätzt er den Fassbieranteil seiner Brauerei für Gastronomie und Volksfeste. Dessen Wegfall ist für ihn  zwar nicht existenziell bedrohlich aber traurig.  "Die Gastronomen hoffen sehnlichst, dass sie zumindest ihre Außengastronomie wieder öffnen dürfen", sagt er und ist guter Dinge. "Was die Corona-Beschränkungen betrifft, beobachte ich Disziplin bei den Menschen", sagt er. Das könnte auch die Öffnung in der Gastronomie beschleunigen.

Dass ihm Bier in den großen Lagertanks verdirbt, fürchtet Steffen Dittmar nicht. "Das wird in Flaschen abgefüllt", sagt  er. Der Absatz des Flaschen-Biers über Getränke- und Supermärkte laufe nahezu unverändert. Steffen Dittmar sieht in der Corona-Krise auch eine Genuss-Krise. Der Biergenuss daheim sei einfach nicht der gleiche wie in der Gastronomie oder auch auf Festen. "In der Gemeinschaft trinkt es sich einfach lieber. Die Gemeinschaft fehlt", sagt Dittmar.

Auch er musste in der Krise die Abläufe im Unternehmen umstellen. Vertriebsmitarbeiter etwa befinden sich in Kurzarbeit. Die Produktionsschichten hat Dittmar geteilt. "Zwischen zwei Schichten wird eine Hygieneschicht eingelegt zur Reinigung der Anlagen", erklärt er. So würden sich die Mitarbeiter der Produktionsschichten nicht begegnen - ein weiterer Schutz vor einer Corona-Infektion.

Einbruch im China-Geschäft

Krisenmanagement muss auch Julia Böhmer betreiben, Geschäftsführerin der Privatbrauerei Eibau. Seit Anfang März befindet sich ein Teil der Belegschaft in Kurzarbeit. Der Corona-Schock hat ihre Brauerei wesentlich früher getroffen als andere. "Von Januar bis März war das Export-Geschäft tot", sagt Böhmer. Die Eibauer Brauerei liefert einen erheblichen Teil ihres Ausstoßes nach China, wo Corona zuerst das öffentliche Leben lahmlegte. Zahlen zum Export-Anteil will Julia Böhmer nicht nennen - laut Branchenkennern sind es gut 50 Prozent. "Der Export stabilisiert sich jetzt wieder", sagt sie. 

Wenigstens im Flaschenbier-Absatz über den Getränkehandel laufe es weitestgehend normal. "Anfang April hatten wir mal so einen Peak, dass wir dachten, die Leute würden jetzt daheim mehr Bier trinken", sagt Böhmer. Dann aber habe sich der Absatz wieder normalisiert. Böhmer vermutet, dass sich Kunden in dieser Zeit mit größeren Mengen Bier bevorratet haben.

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