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Freigang für Görlitzer Gefangene tabu

Corona verschärft auch für Gefangene die Lage: Besuche und Freigänge, das geht nicht. Dafür wird in der JVA Görlitz jetzt Videotelefonie eingebaut.

Von Matthias Klaus
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Hans-Peter Mutscher bei seiner Amtseinführung 2018 in Görlitz: Der Leiter des hiesigen Gefängnisses begann seine berufliche Laufbahn 1980 in Bautzen.
Hans-Peter Mutscher bei seiner Amtseinführung 2018 in Görlitz: Der Leiter des hiesigen Gefängnisses begann seine berufliche Laufbahn 1980 in Bautzen. ©  Archiv/Nikolai Schmidt

Wie geht es den Insassen der Justizvollzugsanstalt in Görlitz in diesen Tagen? Corona-Krise hinter Gittern? "Nein", sagt Hans-Peter Mutscher. Der ist der Leiter der Einrichtung. Die Abläufe hinter Gefängnismauern seien im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten normal geblieben.

Natürlich gibt es auch Einschränkungen für die Insassen. Seit dem 23. März dürfen sie keine Besucher mehr empfangen. "Wir haben alle gebeten, Besuche auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen", sagt Hans-Peter Mutscher. Immerhin: Jeder Haftraum ist mit Telefon ausgestattet, so dass der Kontakt "nach draußen" kein Problem darstellt. Auch auf den Fluren sind Telefone installiert. "Telefonieren ist rund um die Uhr möglich". sagt der Leiter der Justizvollzugsanstalt. 

Videotelefonie künftig für die Gefangenen

Derzeit wird im Haus, das einst als "Gerichtsgefängnis" gebaut wurde, die Videotelefonie für die Gefangenen eingeführt. "Wir sind gerade dabei, die Technik installieren zu lassen", sagt Hans-Peter Mutscher. Langeweile gebe es bei den Gefangenen nicht. Arbeit und Ausbildung sind wie gehabt verfügbar. Mundschutz wird allerdings keiner genäht. "Wir haben keine eigene Näherei", so der Leiter.

Ebenfalls im Gefängnis gestrichen: Freigänge und Urlaube. Zudem ist in Görlitz, wie in ganz Sachsen, der Vollzug einiger Haftstrafen im Zuge der Corona-Krise verschoben. Das betrifft Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren. Ausnahmen sind schwere Delikte wie etwa Gewaltkriminalität, Sexualstraftaten. "Die Gerichte prüfen zudem Haftunterbrechungen", sagt Hans-Gerd Mutscher.

Kein Corona-Fall im Görlitzer Gefängnis

Das Görlitzer Gefängnis ist derzeit etwa zu zwei Dritteln belegt. Seine Besonderheit ist der hohe Ausländeranteil von rund 60 Prozent. Platz ist für reichlich 200 Insassen. Der Zustrom an Neuankömmlingen hält sich derzeit stark in Grenzen: Vergangene Woche kamen nur drei Personen an. Es gibt eine Isolierstation, in der die erste Woche verbracht werden muss. Wenn es dann keine Anzeichen auf eine Corona-Infektion gibt, geht es in den "normalen" Vollzug. "Ansonsten müsste der Gefangene nach Leipzig ins Haftkrankenhaus gebracht werden. So einen Fall hatten wir aber hier noch nicht", sagt Hans-Gerd Mutscher.  

 Der Leiter des Görlitzer Gefängnisses wurde im November 2018 offiziell in sein Amt eingeführt. Er ist ein Mann mit Erfahrung: 1980 begann er seine berufliche Laufbahn in Bautzen, wurde 1989 dort stellvertretender Chef . 1999 ging er als stellvertretender Chef in die Justizvollzugsanstalt Dresden, 2015 nach Bautzen. Im August 2018 kam er nach Görlitz. Der damalige Chef Frank Hiekel kehrte nach Bautzen zurück. Er hatte seine berufliche Karriere dort 1987 gestartet, war in Dresden und Görlitz tätig.

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