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Wie Heime gegen Corona kämpfen

Hygiene und Abschottung - das ist in Einrichtungen für Senioren und Behinderte von Herrnhut bis Zittau das A und O. Doch an ihren Nerven zehrt noch mehr.

Von Anja Beutler
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Skypen mit den Angehörigen ist inzwischen überall ein gängiges Kontaktmittel geworden - wie hier in Belgien. Nicht alle Senioren können damit etwas anfangen.
Skypen mit den Angehörigen ist inzwischen überall ein gängiges Kontaktmittel geworden - wie hier in Belgien. Nicht alle Senioren können damit etwas anfangen. © BELGA

In den Altenheimen im Kreis herrscht spätestens seit den Infektionsfällen in den Pflegeeinrichtungen in Klein Priebus und Niesky eine angespannte Stimmung. "Die Lage ist zurzeit ruhig, aber es ist eine komische, gespenstische Ruhe", beschreibt der Fachbereichsleiter Altenhilfe der Arbeiterwohlfahrt (Awo), Carsten Seitz.

Was Ausstattung mit Nase-Mund-Schutz und den medizinisch hochwertigeren Masken betrifft, sei man bei der Awo auf gutem Stand. Auch für den "Infektionsfall" haben sich die Heime in Olbersdorf, Zittau, Großschönau, Jonsdorf und Görlitz gerüstet. Wie dann was funktionieren muss, habe man sogar schon anwenden müssen: "Wir hatten in unserem Heim in Jonsdorf Anfang des Jahres einen starken Grippe-Ausbruch, auch da haben wir die Hygienemaßnahmen ähnlich stark verschärft", beschreibt Seitz. 

Was Seitz weitaus mehr Sorgen macht, sind die Kontaktverbote und die Auswirkungen auf die Bewohner: "Wir nutzen alles, was möglich und sinnvoll ist: Zu Ostern haben wir Grüße an die Angehörigen der Bewohner mit einem Foto geschickt, wir ermöglichen auch, Angehörigen hinter Fenstern oder vom Balkon aus zuzuwinken", sagt Seitz. Die bittere Pille dabei: Manchmal machen solche Momente das Besuchsverbot noch schwerer als zuvor.

Immens hoher Betreuungsaufwand

Von solchen Problemen werden wohl Heime jeglicher Art gleichermaßen erfasst. Hinzu kommt aber bei Wohnstätten von Menschen mit Behinderung noch die Frage, der nun intensiveren Betreuung. Denn sowohl Werkstätten, die viele Menschen mit Behinderung besuchen, als auch die Förderschulen sind geschlossen. "Der Aufwand ist deutlich gestiegen", berichtet die Sprecherin der Herrnhuter Diakonie, Kristin Schiffner. Zwar helfen bei den rund 30 Kindern und Jugendlichen, die in Wohnstätten leben, die Mitarbeiter der Schule, indem sie am Vormittag ein Beschäftigungsangebot unterbreiten und notfalls in den Wohnbereichen aushelfen. Personell dürfe derzeit niemand ausfallen, sagt Frau Schiffner.

Einschränkungen gibt es auch bei den Erwachsenen, die in Herrnhuter Wohnheim oder Wohngruppen leben. Schon einkaufen gehen - wie sonst üblich - ist nicht mehr möglich. Rausgehen darf man nur in kleinen Gruppen, Besuche von oder bei Verwandten sind tabu. Zwar sind weder Bewohner noch Betreuer stetig mit Nasen-Mund-Schutz unterwegs, doch die Hygienemaßnahmen - von neuen Desinfektionsmittelspendern bis zu angeordnetem, häufigeren Reinigen von Bädern und Küchen - habe sich vieles verändert, betont Frau Schiffner.

Vertrauen in Vorsicht der Mitarbeiter

Ähnlich sieht es im Großhennersdorfer Katharinenhof aus, wo die Betreuer mit ihren Schützlingen in den Gruppen einer Wohneinheit verbleiben und auf viele sonst übliche Beschäftigungen oder Zusammenkünfte verzichtet werden muss.

Hygienematerial oder Desinfektionsmittel zu bekommen, war bei mehreren von der SZ befragten Einrichtungen zwar ein dauerpräsentes Thema - aber einen Notstand gab es nicht. Man habe sich ausreichend eingedeckt, erklärte beispielsweise auch Dustin Stenke von der Pflegeresidenz Bernstadt. Dass generell das Vertrauen in die Mitarbeiter - dass sie sich auch im Privaten sehr vorsichtig verhalten sollten - derzeit enorm ist, liegt auf der Hand. "Lieber zwei, drei Tage mit einer Erkältung zur Sicherheit zu Hause bleiben, als ein Risiko eingehen", beschreibt Kristin Schiffner die Devise.

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