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Dresden bekommt neue Tourismus-Chefin

Der Stuhl von Jürgen Amann, der nach Köln wechselt, soll nicht lange unbesetzt bleiben. Seine Nachfolgerin kommt aus Sachsen.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Corinne Miseer übernimmt die Geschäftsführung der Dresden Marketinggesellschaft.
Corinne Miseer übernimmt die Geschäftsführung der Dresden Marketinggesellschaft. © Dresden Marketing GmbH

Wohin steuert Dresdens Tourismus und wer steuert ihn? Nach nur einem Jahr gibt Jürgen Amann den Geschäftsführerposten der Dresden Marketinggesellschaft (DMG) ab und wechselt zum Jahresanfang nach Köln.

Und das in einer Zeit, in der sich die sächsische Landeshauptstadt mit einem neuen Konzept um mehr Kongresse und Tagungen bemühen will. Lange unbesetzt wird der Chefsessel allerdings wohl nicht bleiben.

Am Montagabend hat der DMG-Aufsichtsrat einstimmig beschlossen, dem Stadtrat eine Nachfolgerin für Amann vorzuschlagen. Sie kennt sich in Dresden bestens aus. Es handelt sich um Corinne Miseer. Sie ist 43 Jahre alt und arbeitet bereits seit zwei Jahren für die Marketinggesellschaft. Sie ist dort für die Bewerbung Dresdens als Urlaubsziel sowie für die Marktforschung zuständig. Die gebürtige Döbelnerin war zuvor als Verkaufsmanagerin für die Kette Swissôtel tätig und begleitete zum Beispiel die Eröffnung des Dresdner Swissôtels am Schloss 2012. Inzwischen firmiert das Haus unter der Marke Hyperion. Vorher arbeitete Miseer für die Kette Radisson in Moskau und Dresden.

„Corinne Miseer ist eine national und international geschätzte Marketing- und Vertriebsexpertin", lobte sie ihre Vor-Vorgängerin, die ehemalige DMG-Chefin Bettina Bunge. Durch ihre beruflichen Stationen würde sie gerade den russischen Markt sehr gut kennen, der für den Dresden-Tourismus sehr wichtig sei. Laut Stadtverwaltung soll die Personalie im Januar in den zuständigen Stadtrats-Gremien beraten und anschließend beschlossen werden.

Auf Corinne Miseer warten mehrere Aufgaben, unter anderem der Ausbau des Kongressgeschäfts in Dresden. An einem Konzept zur Kongressakquise wird seit Anfang dieses Jahres gearbeitet. Es soll Stärken und Schwächen des Standorts Dresden im Wettbewerbsvergleich sowie Marktlücken identifizieren. Kommendes Jahr will die DMG das Konzept erstmals anwenden. Bislang sind Geschäftsreisende eine Minderheit. Sie machen Bislang gerade einmal 40 Prozent aller Dresden-Touristen aus. Dabei sitzt das Geld bei ihnen etwas lockerer als bei normalen Feriengästen. Sie lassen im Schnitt 300 Euro pro Tag mehr Geld in Dresden.

Das klassische Urlaubsgeschäft wächst derzeit eher verhalten. Zwischen Januar und September wurden 1,68 Millionen Übernachtungsgäste gezählt, also 1,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Sie blieben zusammengerechnet 3,42 Millionen Nächte. Das waren 0,5 Prozent mehr als in den ersten neun Monaten 2018. Neben dem verhaltenen Interesse deutscher Touristen schwächeln außerdem die vier der fünf stärksten Auslandsmärkte. So ist die Reisefreudigkeit der US-Amerikaner, der Schweizer, Österreicher und Niederländer in diesem Jahr gedmäpft, was Tripps in die sächsische Landeshauptstadt angeht. Die Schweiz warnt ihre Landsleute bis heute vor Demonstrationen und Ausschreitungen in deutschen Städten. Anlass waren die Krawalle in Chemnitz voriges Jahr.

Tourismusverbandschef Johannes Lohmeyer sagt der neuen DMG-Geschäftsführerin bestmögliche Unterstützung zu.
Tourismusverbandschef Johannes Lohmeyer sagt der neuen DMG-Geschäftsführerin bestmögliche Unterstützung zu. © Sven Ellger

Aus der Dresdner Tourismusbranche waren am Dienstag positive Reaktionen zu der Kandidatin zu hören. "Diese Personalentscheidung begrüßen wir außerordentlich", sagte Johannes Lohmeyer, der Chef des Tourismusverbandes. Frau Miseer habe sich in den vergangenen Jahren als eine ebenso kompetente wie engagierte Expertin für die touristische Vermarktung erwiesen. "Ich persönlich schätze sie als eine sehr angenehme und offene Gesprächspartnerin. Sie wird Dresden auch in ihrer künftigen Position sehr gut tun." Der Verband sicherte Miseer vorbehaltlich der Stadtratsentscheidung seine bestmögliche Unterstützung zu. Derzeit setzt sich die Branche unter anderem für ein kostenloses Bus- und Bahnticket für Dresden-Touristen ein. Das Geld soll aus den Mehreinnahmen kommen, die mit der Bettensteuer erzielt wurden. Bislang fließen die zusätzlichen Mittel nicht ausschließlich in den Tourismus zurück.

Inzwischen hängen am Feriengeschäft mehr als 18.600 Vollzeitstellen, und die Landeshauptstadt nimmt darüber hinaus rund 25,6 Millionen Euro Steuern mit dem Tourismus ein, wie die Marketinggesellschaft hat ausrechnen lassen. 

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