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Dresdner Carolabrücke erst 2021 wieder frei

Die Sanierung des historischen Bauwerks ist aufwendiger als gedacht. Was zusätzlich getan werden musste.

Von Peter Hilbert
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Der neue, breitere Fußweg auf der Carolabrücke wächst. Straßenbauamtschef Robert Franke (l.) und Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain auf der neuen Platte, auf die noch eine Lage aus Basaltbeton kommt. Franke zeigt einen Basalt-Bewehrungsstab.
Der neue, breitere Fußweg auf der Carolabrücke wächst. Straßenbauamtschef Robert Franke (l.) und Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain auf der neuen Platte, auf die noch eine Lage aus Basaltbeton kommt. Franke zeigt einen Basalt-Bewehrungsstab. © Marion Doering

Dresden. Seit Mitte November vergangenen Jahres ist die Dresdner Carolabrücke ein Nadelöhr, da es nur eine Fahrspur in jede Richtung gibt. Auf der am stärksten befahrenen innerstädtischen Elbquerung wird seitdem der flussaufwärts liegende Brückenzug saniert. Rund 38.000 Autos überqueren sie täglich. Allerdings wurde die 1971 fertiggestellte Spannbetonbrücke noch nie grundlegend saniert. Deshalb musste schnell gehandelt werden.

Zwar sind die Arbeiten zügig vorangekommen, teilte Straßenbauamtschef Robert Franke bei einem Vor-Ort-Termin mit Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) am Montag mit. Dennoch dauern die Arbeiten länger als vorgesehen. Ursprünglich sollte der Brückenzug bis Jahresende saniert sein. Doch das wird nicht geschafft, obwohl die Bauleute der Firma Hentschke Bau schnell arbeiten.

Die Überraschung: Abweichungen an Brücken-Geometrie

Bis Anfang Mai hatten sie die beiden Asphaltschichten der Fahrbahn und den Stahlbeton des 375 Meter langen Rad- und Gehwegs abgebrochen. Allerdings war zusätzlicher Aufwand nötig, der nicht vorhersehbar gewesen sei. So war die Vorbereitung des Untergrunds für den neuen Aufbau aufwendiger als angenommen. Es habe erhebliche Abweichungen an der Geometrie der alten Brücke gegeben. "Deshalb musste auf der gesamten Brücke eine Ausgleichsschicht aufgebracht werden", sagte Franke. 

Die Neuheit: Erstmals Carbonbeton beim Großbrückenbau

Auf die Carolabrücke kommt ein neuer, breiterer Geh- und Radweg, der von 3,6 auf 4,25 Meter verbreitert wird. Möglich wird das, da erstmals beim Großbrückenbau leichter Carbon- beziehungsweise Basaltbeton zum Einsatz kommt. "Mit der TU Dresden haben wir einen Partner vor Ort, mit dem wir ganz neue Wege der Brückensanierung beschreiten können", erklärte der Baubürgermeister. Denn die Stadt arbeite eng mit dem Institut für Massivbau der TU zusammen.

In der unteren Lage der Fußwegplatte wird zwar die herkömmliche Stahlbewehrung eingebaut. Sie besteht aus 200 Fertigteilen. Vom Neustädter Brückenbeginn bis zur Mitte sind die Stahlbetonfertigteile des künftigen Geh- und Radwegs, die über den Brückenrand hinausragen, schon eingehoben.

Doch in die obere Betonschicht kommen Stäbe aus Carbon oder Basalt, die von Kunststoff umhüllt sind. Auf der Neustädter Hälfte wird Carbonbeton eingebaut, auf der Altstädter Seite Basaltbeton. 

Straßenbauamtschef Franke zeigt jeweils einen Carbon- (l.) und einen Basaltstab der neuen Bewehrung für die Fuß- und Radwegplatte.
Straßenbauamtschef Franke zeigt jeweils einen Carbon- (l.) und einen Basaltstab der neuen Bewehrung für die Fuß- und Radwegplatte. © Marion Doering

Der Vorteil: Material ist leichter und flexibler

Das leichtere und flexiblere Material ist umfassend getestet und zugelassen worden. So wurde im Vorfeld ein Probestück im Maßstab 1:1 hergestellt. Die Carbon- beziehungsweise Basaltstäbe rosten nicht, sind gegen Streusalze resistent und eröffnen neue Möglichkeiten. Zwar ist das Material teurer als Bewehrungsstahl. Doch es ist deutlich fester, sodass viel weniger Beton für die schlankere Platte benötigt wird. Während bisher bis zu sechs Zentimeter Beton über der Stahlbewehrung aufgebracht werden mussten, sind es beim Carbon- beziehungsweise Basaltbeton nur 1,5 Zentimeter. Dadurch werden künftige Risse im Beton viel kleiner, erläuterte der Straßenbauamtschef einen Effekt. Zudem soll der Geh- und Radweg länger halten.  

Von unten ist sichtbar, wie der neue, breitere Fußweg der Carolabrücke auf der Neustädter Brückenhälfte gebaut wird.
Von unten ist sichtbar, wie der neue, breitere Fußweg der Carolabrücke auf der Neustädter Brückenhälfte gebaut wird. © Marion Doering

Der Zeitplan: Arbeiten ziehen sich bis zum Frühjahr hin

In den kommenden Wochen werden die Betonfertigteile weiter auf der Altstädter Brückenseite eingehoben und auch die Bordsteine am Fahrbahnrand eingebaut. Parallel dazu arbeiten die Brückensanierer im sogenannten Hohlkasten unter der Fahrbahnplatte. Dort werden geschädigte Betonflächen instandgesetzt und Entwässerungsleitungen erneuert, durch die Regenwasser von der Brücke abfließt.

Auf der Kappe des künftigen Geh- und Radweges verlegen die Bauleute letztlich noch die neuartigen Bewehrungsstäbe aus Carbon und Basalt, die einbetoniert werden. Zudem werden in den nächsten Monaten Straßenleuchten aufgestellt und neue Brückengeländer montiert.

Im Oktober dieses Jahres soll der breitere Geh- und Radweg freigegeben werden.
Im Oktober dieses Jahres soll der breitere Geh- und Radweg freigegeben werden. © Marion Doering

Der Weg soll bis Oktober fertiggestellt werden, sodass er dann für Fußgänger und Radfahrer freigegeben werden kann. Derzeit müssen sie noch einen schmalen Ersatzweg zwischen der Baustelle und dem mittleren Zug der Carolabrücke nutzen. Ist der Fußweg fertig, kann die neue Fahrbahn gebaut werden, auf die zwei Asphaltschichten kommen. Die Sanierung dieses Brückenzuges soll bis zum Frühjahr 2021 dauern, kündigte der Baubürgermeister an. Dann kann der Verkehr auf der Carolabrücke wieder auf zwei Spuren in jede Fahrtrichtung rollen. Die Stadt investiert rund 4,7 Million Euro für die jetzigen Arbeiten. 

Der neue Geh- und Radweg ist 65 Zentimeter breiter als der alte. Möglich wird das durch den Einsatz von Carbon- und Basaltbeton.
Der neue Geh- und Radweg ist 65 Zentimeter breiter als der alte. Möglich wird das durch den Einsatz von Carbon- und Basaltbeton. © Marion Doering

Die Pause: Nächster Schritt auf Carolabrücke erst 2022

Nach dem Abschluss der jetzigen Arbeiten komme 2021 zuerst wieder die Albertbrücke an die Reihe, erklärt Franke. Dort wurden bis zum vergangenen Jahr die Bogenunterseiten weitgehend saniert. Zum Abschluss ist geplant, noch die Sandstein- und Betonflächen der drei Bögen über der Elbe zu reinigen und instandzusetzen. Diese Arbeiten wurden verschoben, da dafür Einschränkungen auf der Brücke nötig sind. Wegen Hängegerüsten wird es oben eng, sodass eine Fahrspur wegfällt. Ist das geschafft, soll 2022 der mittlere Brückenzug saniert werden.

Noch unklar ist, wann der dritte, elbabwärts liegende Zug an die Reihe kommt, erklärt Straßenbauamtschef Franke. Geprüft wird, ob man einen Radweg zwischen beiden Brückenzügen anlegen kann. Damit wäre es auch möglich, sichere Radweganschlüsse am Carola- und Rathenauplatz herzustellen. 

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