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Eine Million Euro für Schönbrunns Wasser?

Der Wasserversorger Sowag hat den Einwohnern jetzt Zahlen und Fakten genannt. Nun müssen die Einwohner eine schwere Entscheidung treffen.

Von Anja Beutler
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Trinkwasser ist in Schönbrunn eine heikle Sache: Die Versorgung mit Hausbrunnen funktioniert nicht optimal, jetzt prüft man einen Anschluss ans Netz.
Trinkwasser ist in Schönbrunn eine heikle Sache: Die Versorgung mit Hausbrunnen funktioniert nicht optimal, jetzt prüft man einen Anschluss ans Netz. © Rafael Sampedro

Die Zahl ist erschreckend: Etwa 1,16 Millionen Euro würde es kosten, um den kleinen Großhennersdorfer Ortsteil Schönbrunn ans Trinkwassernetz anzuschließen. Das erklärte jetzt Michael Kuba, Geschäftsführer des Trinkwasserversorgers Sowag, bei einer Einwohnerversammlung, zu der die Stadt Herrnhut eingeladen hatte. Bislang versorgen sich die Einwohner über hauseigene Brunnen, was jedoch vor allem in den trockenen Sommern für einige Haushalte nicht mehr ausreichend möglich war. Auch die Wasserqualität ist immer wieder problematisch. Deshalb hatten einige Einwohner bei der Stadt deutlich gemacht, dass sie ans zentrale Trinkwassernetz angeschlossen werden wollen.

Dass die Investitionssumme für 16 Anschlüsse sehr hoch wird, war von vornherein klar. "Wir haben hier allerdings auch den worst case - also die ungünstigste Variante - zugrunde gelegt", erklärt Herrnhuts Bürgermeister Willem Riecke (Herrnhuter Liste). Gemeinsam mit den Einwohnern wolle man nun nach Einsparpotenzial suchen, bestätigt auch Michael Kuba. Er sieht da durchaus Chancen: "Man kann prüfen, ob einige Dinge in Eigenleistung erbracht werden können. Vielleicht ist es auch möglich, die Leitungen über private Grundstücke zu verlegen und auf diese Weise Wege einzusparen", erwägt Kuba Möglichkeiten. Die Anwohner können und sollen dazu eigene Vorschläge äußern.

Zunächst aber müssen die Schönbrunner bis 1. Oktober verbindlich und schriftlich gegenüber der Stadtverwaltung erklären, dass sie einen Trinkwasseranschluss wünschen und das Wasser anschließend auch nutzen werden. Denn, wenn zu wenig über die Leitungen abgenommen wird, weil alle dann doch ihre Hausbrunnen nutzen, müssen die Rohre aus hygienischen Gründen oft gespült werden und das kostet dann zusätzliches Geld. Geld, das am Ende alle Sowag-Kunden mit ihren Beiträgen bezahlen.

Teuer wird es für die Anwohner aber ohnehin, denn die Investition in die Leitungen müssen sie zu einem erheblichen Teil selbst aufbringen. Auch die extra eingerichtete Förderung, die der Freistaat auszahlt, hilft da in ihrer jetzigen Form nur wenig: "Laut Richtlinien kann bis 65 Prozent der Kosten gefördert werden - allerdings ist der Höchstbetrag gedeckelt, erklärt Kuba. Im Schönbrunner Fall würde die Förderung somit höchstens ein Viertel der Gesamtkosten decken. Deshalb will die Sowag auch noch einmal mit dem Freistaat sprechen, der dieses Programm ja genau für solche Fälle wie Schönbrunn aufgelegt hat. Ähnliche Projekte gibt es nämlich auch im Vogtland und im Erzgebirge.

Die Stadt Herrnhut - so betont es Willem Riecke - werde den Anschluss nach Kräften unterstützen, zusätzliches Geld könne man aber nicht bereitstellen, denn die Stadt ist ja durch ihre Mitgliedschaft am Zweckverband Oberlausitzer Wasserversorgung ohnehin an der Finanzierung beteiligt. Logistisch aber wolle man tun, was man könne. "Wir können nach dem Gleichheitsgrundsatz niemanden bevorzugt behandeln, die anderen Anwohner müssen ihre Investitionskosten ja ebenfalls selbst aufbringen", erklärt er.

Sowag-Geschäftsführer Kuba ist trotz der Hürden optimistisch, dass sich die Probleme lösen lassen: "Es war eine sehr positive Veranstaltung", betont er. Man habe sachlich und konstruktiv diskutiert, Verbitterung oder Frust sei nicht zu spüren gewesen. Außerdem haben 80 Prozent der betroffenen Haushalte an der Versammlung teilgenommen, die anderen waren zum Teil verhindert oder im Urlaub. Sollten die nötigen Zustimmungen der Einwohner dann vorliegen, geht es an die Detailplanung. Gebaut werden kann die Trinkwasserleitung frühestens 2021.

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