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Großenhain schließt öffentliche Einrichtungen

Wie bereits angekündigt, macht die Röderstadt nun ernst. Und nicht nur die Sporthallen und das Kino dicht.

Von Catharina Karlshaus
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Großenhains Oberbürgermeister Sven Mißbach (parteilos) macht sich ernste Gedanken. Und erwartet weitere Einschnitte für seine Stadt.
Großenhains Oberbürgermeister Sven Mißbach (parteilos) macht sich ernste Gedanken. Und erwartet weitere Einschnitte für seine Stadt. © Foto: Kristin Richter

Großenhain. Leicht gefällte Entscheidungen sehen anders aus. Im Gesicht von Großenhains Oberbürgermeister Sven Mißbach sind eher jene nachzulesen, denen Kopfzerbrechen und Magengrummeln vorausgehen. Das sich angesichts der Coronakrise bestimmte Einschnitte in das Großenhainer Leben nicht vermeiden lassen würden, hatte der Verwaltungschef bereits am Wochenende angedeutet. Am Montag machten die Stadtväter nun ernst. 

Herr Mißbach, Sie hatten angedeutet, das einzelne Einrichtungen geschlossen werden könnten. Ist es nun tatsächlich soweit?

Ja, das ist es! Gemeinsam mit den Leitern unserer einzelnen Geschäftsbereiche hatten wir uns ja schon am Sonnabend darüber Gedanken gemacht, welche die nächsten notwendigen Schritte sein werden. Da es generell ja darum geht, Kontakte zwischen größeren Menschenansammlungen zu vermeiden und Übertragungswege von vornherein auszuschließen, mussten wir alle von uns verwalteten öffentlichen Einrichtungen auf den Prüfstand stellen. Und das Ergebnis ist leider so ausgefallen, wie in anderen Städten und Gemeinden auch. Wir kommen nicht umhin,  die Zabeltitz-Information, die Begegnungsstätte Alleegässchen, das Soziokulturelle Zentrum Alberttreff, die Museen in Großenhain und Zabeltitz sowie die Preuskerbücherei für den Besucherverkehr zu schließen. Wir bedauern das sehr, aber unter den gegenwärtigen Umständen lässt sich das nicht vermeiden.

Auf die Sportstätten trifft das sicherlich ebenfalls zu, oder?

Richtig! Um den Vereinen noch ein wenig Vorlauf zu geben, all ihre Mitglieder zu informieren, die in den jeweiligen Anlagen und Hallen trainieren, tritt diese Regelung jedoch erst ab Mittwoch in Kraft. Wie in allen Bereichen unseres Lebens geht mit diesen Schließungen natürlich eine große Flut an Klärungsbedarf einher. Es ist freilich mehr als bedauerlich, dass monatelange Bemühungen, zuweilen hartes Training, nun nicht mehr in avisierte Wettkämpfe münden kann. Aber die Trainer und Sektionsleiter wissen selbst am besten um die Lage und sind ebenso wie wir darauf bedacht, dass die Gesunderhaltung ihrer Schützlinge an oberster Stelle steht.

Eine Priorität, um die auch Kunst- und Kulturschaffende und deren Konsumenten nicht drum herum kommen. Was bedeutet das für Großenhain?

Es bedeutet für Großenhain ebenfalls harte Einschnitte. Nachdem wir bereits vorsorglich in der letzten Woche das überaus beliebte Frühlingserwachen in Zabeltitz und die von unseren Gewerbetreibenden jedes Mal aufwendig vorbereitete Einkaufsnacht abgesagt haben, müssen wir nun auch noch an den verbliebenen Rest ran. Das Stadt Kunst Fest muss leider ebenso ausfallen wie wahrscheinlich der Autofrühling. Darüber hinaus kann das  Kulturschloss Großenhain seine geplanten Kulturveranstaltungen leider nicht durchführen und die Filmgalerie wird ab Dienstag geschlossen bleiben. Es ist uns bewusst, dass das für alle ein großer Einschnitt ist. Einerseits wirtschaftlich, andererseits in der individuellen Lebensführung.

Gerade für Berufstätige mit Kindern gerät diese zurzeit gewaltig ins Straucheln. Können Sie den Röderstädter Eltern Hoffnung machen, dass sie mit dem Problem nicht allein sind?

Aus eigenem Erleben weiß ich selbst, in welche Zwänge man als Mutter oder Vater momentan geraten kann. Am Freitagnachmittag konnte ich beispielsweise nicht zur Zusammenkunft mit der Staatsregierung nach Dresden fahren, weil ich schlicht und ergreifend keine Kinderbetreuung hatte. Kurzum, wir nehmen dieses Problem sehr ernst und wissen, dass es bestimmte Berufsgruppen gibt, auf die gerade jetzt nicht verzichtet werden kann. Und uns ist auch bewusst, dass viele Eltern auf den Verdienst angewiesen sind. Dennoch werden wir nicht jede individuelle Situation berücksichtigen können. Die Einrichtungen schließen voraussichtlich zur Wochenmitte und bis dahin ist es uns hoffentlich möglich, einen Überblick zu verschaffen, wer Betreuung in Anspruch nehmen und in welcher Form diese angeboten werden kann.

Viele Unternehmen lassen ihre Mitarbeiter inzwischen von zu Hause aus arbeiten. Wie regeln Sie das für die Angestellten im Rathaus?

Auch wir bereiten den sogenannten Dienst im Homeoffice vor. Allerdings ist er nicht in allen Bereichen einer Verwaltung möglich. Wir müssen natürlich sicherstellen, dass das Pass- und Meldewesen und auch das Standesamt erreichbar sind. Jedoch reduzieren wir, so wie im Kulturschloss auch, die Besucherzeiten auf lediglich Dienstag und Donnerstag.

Herr Mißbach, Sie sprachen gerade das Standesamt an? Darf in Coronazeiten wie diesen in Großenhain noch der Bund fürs Leben geschlossen werden?

Momentan ja! Wer kalte Füße bekommen hat und sich mit dem Virus heraus reden will, hat zumindest in Großenhain schlechte Karten. Aber ernsthaft: Noch wurden durch den Freistaat Sachsen diesbezüglich keine Beschränkungen auferlegt. Das haben wir selbst getan und den Personenkreis, welcher bei einer standesamtlichen Trauung anwesend sein darf, auf lediglich zehn beschränkt. Also das Brautpaar und acht Gäste. Wir spüren jedoch, dass aufgrund der Situation, die in der Folge sicherlich auch mit der Schließung von Restaurants und Veranstaltungsräumen einhergehen wird, einige Termine abgesagt worden.