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Wie gefährlich ist das Kita-Wasser?

In einer Einrichtung in Dresden-Südvorstadt war das Trinkwasser mit Blei und Cadmium belastet. Jetzt liegt das Ergebnis einer Untersuchung vor.

Von Nora Domschke
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© dpa

In der Dresdner Kita Regenbogen an der Altenzeller Straße hatte im April dieses Jahres eine Überprüfung des Trinkwassers für Aufregung unter den Eltern gesorgt. Der Test hatte ergeben, dass die Werte für Schwermetalle erhöht sind. 

Die gefährlichen Stoffe wurden in Duschen, Handwaschbecken und Toiletten nachgewiesen. Bekannt wurde das durch einen Großvater, der sich bei der Sächsischen Zeitung gemeldet hatte. Er mache sich Sorgen um die Gesundheit seines Enkelkindes, das die Kita in der Südvorstadt seit fünf Jahren besucht. Namen wollte der Großvater nicht nennen, weil er befürchtet, dass seine Familie dadurch Probleme bekommen könnte.

Auf Nachfrage räumte die Stadtverwaltung im Frühjahr ein, dass das Kita-Wasser verunreinigt sei. „An einigen Entnahmestellen wurden im Trinkwasser der Einrichtung erhöhte Werte für Schwermetalle gemessen“, so eine Stadtsprecherin. Die Überschreitung der Grenzwerte und die Leitungen, die das betraf, würden aber keine Gefährdung darstellen, hieß es weiter. Das Wasser zum Duschen und Händewaschen zu nutzen, sei unbedenklich. Dennoch war man offensichtlich unsicher, ob auch die Küche und damit das Essen mit dem Wasser in Berührung gekommen ist. Deshalb ließ die Stadt in der Küche eine neue Wasserleitung installieren und das Gesundheitsamt ordnete an, die Kinder und Erzieher vorsorglich mit abgepacktem Trinkwasser zu versorgen. 

Daraufhin wurden alle Leitungen überprüft, Anfang Mai wurden sogenannte gestaffelte Stagnationsproben aus den Leitungen entnommen. Das heißt, das Wasser wird zu unterschiedlichen Zeitpunkten getestet. Dieses Verfahren entspreche der Trinkwasserverordnung. Das Ergebnis: „Die Werte der im April auffälligen Stoffe waren in den gestaffelten Stagnationsproben komplett unauffällig.“ Das teilte das Gesundheitsamt jetzt auf erneute Anfrage mit.

Im April ergab ein Test in der Kita „Regenbogen“ erhöhte Werte für Schwermetalle im Trinkwasser. Daraufhin wurden Kinder und Erzieher mit Flaschenwasser versorgt.
Im April ergab ein Test in der Kita „Regenbogen“ erhöhte Werte für Schwermetalle im Trinkwasser. Daraufhin wurden Kinder und Erzieher mit Flaschenwasser versorgt. © Marion Doering

Dennoch waren die Eltern beunruhigt und machten sich Sorgen um die Gesundheit ihrer Kinder. Um eine Belastung, vor allem mit Blei und Cadmium auszuschließen, wurden bei 15 Kindern im Vorschulalter – das sind die Kinder, die die Kita am längsten besucht hatten – zunächst Blut- und später auch Urinproben genommen. Diese Proben wurden durch spezielle Labore analysiert und durch einen Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin bewertet. Die Untersuchungen zeigten, dass „einige Werte über denen für diese Altersgruppe statistisch bestimmten Referenzwerten lagen“, erklärt das Gesundheitsamt. Diese beziehen sich auf die Durchschnittsbevölkerung. „In diesem Zusammenhang wird zwar von einer Belastung gesprochen, es bedeutet allerdings nicht, dass eine gesundheitliche Gefährdung für die Kinder vorliegt.“ Die Eltern wurden über diese Ergebnisse letzte Woche in einer Sitzung im Rathaus informiert. Die Stadt bietet nun allen Eltern, deren Kinder die Kita oder mittlerweile die Schule besuchen, an, ihren Nachwuchs ebenfalls testen zu lassen. Dadurch will sich die Stadt ein aktuelles und umfassendes Bild in der Kita machen und jegliche Bedenken ausschließen.

Denn eine Belastung mit Blei oder Cadmium kann gefährlich werden. Die Stadt hatte im Frühjahr eingeräumt, dass in der Vergangenheit bei Erziehern gesundheitliche Beschwerden aufgetreten seien. „Über gesundheitliche Auswirkungen bei den Kindern wurde nicht berichtet.“ Der Großvater hatte indes erzählt, dass auch sein Enkelkind in ärztlicher Behandlung gewesen sei, weil es ihm nicht gut ging.

Werden Schwermetalle über einen langen Zeitraum und in höherer Konzentration im Körper aufgenommen, können sie beim Menschen zu Vergiftungen führen. „Es können beispielsweise Nieren, Leber oder das Nervensystem in ihrer Funktion beeinträchtigt werden“, hatte das Rathaus im Frühjahr mitgeteilt. Wie lange das Wasser schon mit den Stoffen versetzt war, ist unklar. Die gesetzlich vorgeschriebenen Kontrollen hatte das Gesundheitsamt in dieser Kita zuletzt 2014 und 2017 durchgeführt. Dabei wurden keine erhöhten Werte gemessen. Das sei erst am 18. April dieses Jahres der Fall gewesen. Der Kita-Betreiber, der Verein Kinderland Sachsen, hatte ein Labor mit der Untersuchung beauftragt.

Als Ursache für das verunreinigte Wasser hatte die Stadt im Frühjahr fehlerhafte Lötverbindungen in der Trinkwasserinstallation oder defekte Armaturen im Verdacht. In der jetzigen Anfrage bleibt unbeantwortet, wie es dazu kommen konnte.

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