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Karsten Hilse verteidigt Demo-Auftritt in Berlin

Der AfD-Abgeordnete aus dem Landkreis Bautzen provoziert mit Plakaten, die Politiker in Sträflingskleidung zeigen. Es ist nicht sein erster fragwürdiger Protest.

Von David Berndt
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Dieses Bild von der Berliner Corona-Demonstration veröffentlichte Karsten Hilse (rechts) auf seiner Facebookseite.
Dieses Bild von der Berliner Corona-Demonstration veröffentlichte Karsten Hilse (rechts) auf seiner Facebookseite. © Screenshot: facebook.com/Karsten.Hilse.Politiker

Bautzen/Berlin. Dunja Hayali reagierte mit scharfen Worten: "Ich muss es leider sagen: sie widern mich an!" schrieb sie über die Bilder von der Corona-Demonstration am vergangenen Wochenende in Berlin. Auch die bekannte Journalistin war dabei in den Fokus der Demonstranten geraten. Plakate zeigten sie, Politiker wie Angela Merkel und Markus Söder und den Virologen Christian Drosten in schwarz-weißer Sträflingskleidung und dem Wort "Schuldig".

Auf Facebook schrieb Hayali: „Man rief zum Sturm auf das Reichstagsgebäude und zum Umsturz der Regierung auf, die Inhaftierung von Regierungsmitgliedern, die Wiedereinsetzung eines Kaiserreichs und auch die Belagerung von Botschaften wurden angekündigt. Allein daran kann man sehen, dass das angemeldete Thema nur für einen Teil der Teilnehmer tatsächlich auch der Grund ihrer Beteiligung war.“

Einer, der offenbar keine Probleme mit diesen Bildern hat, ist der AfD-Bundestagsabgeordnete Karsten Hilse. Der Politiker aus Hoyerswerda nahm an der Berliner Demonstration teil. Dort posierte er vor den Sträflings-Plakaten und veröffentlichte ein Foto mit dieser Szene auf seiner Facebook-Seite. 

Gegenüber Sächsische.de verteidigte Hilse, der von Beruf Polizist ist, seinen Auftritt. Er halte diese Form des Protests für legitim und durch die Meinungsfreiheit gedeckt. „Die Bilder sind überzeichnet und sollen provozieren“, sagte er. Aus seiner Sicht hätten Angela Merkel und die Regierung Rechtsbrüche begangen - etwa gegen das Aufenthaltsgesetz oder Artikel 16a des Grundgesetzes, in dem es um das Recht auf Asyl in Deutschland geht. 

AfD will Corona-Thema nutzen

Dass Hilse das Thema Corona für sich nutzen will, überrascht indes nicht. Mehrfach organisierte die AfD in diesem Frühjahr im Landkreis Bautzen Demonstrationen gegen die Corona-Beschränkungen. Bei einem Aufzug in Bautzen behauptete Hilse unter anderem: Die Corona-Toten seien erstunken und erlogen. "Jeder, der angeblich deswegen gestorben ist, wäre sowieso bald gestorben.“  Den anderen Parteien des Bundestages warf er vor, eine „neo-sozialistische“ Einheitsfront zu bilden

Auch mit fragwürdigen Auftritten fiel der AfD-Mann schon häufiger auf: Im Herbst 2018 zog er gemeinsam mit anderen Demonstranten durch Berlin und sang ein Anti-Merkel-Lied. In diesem hieß es unter anderem: „Merkel hat das Land gestohlen, gib es wieder her, sonst werden Dich die Sachsen holen mit dem Luftgewehr.“

Eine eigene Sicht hat Hilse auch auf die Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten am Wochenende und auf den  Versuch, das Reichstagsgebäude zu stürmen. Er kenne das Geschehen nur von Bildern und aus Videos, sagte er. Ob die Teilnehmer der Demonstration nicht friedlich gewesen seien oder ob sie auf Aktionen der Polizei reagiert hätten, könne er daher nicht sagen.

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