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Baugrundstücke trotz Corona begehrt

Radeberg bietet ab Montag 55 weitere Wohngrundstücke an. Manche Interessenten wollen schon frühmorgens mit dem Klappstuhl anrücken.

Von Thomas Drendel
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Das Radeberger Wohngebiet ist begehrt. Dutzende Neubauten stehen hier schon. Jetzt kommen 55 weitere Grundstücke hinzu.
Das Radeberger Wohngebiet ist begehrt. Dutzende Neubauten stehen hier schon. Jetzt kommen 55 weitere Grundstücke hinzu. © Sven Ellger

Radeberg. Ganz schlechter Zeitpunkt möchte man meinen: An der Christoph-Seydel-Straße in Radeberg hat die Städtische Wohnbau soeben die Erweiterung des Wohngebiets Am Sandberg fertiggestellt. 55 Grundstücke für Eigenheimbauer sind entstanden, mit allen Anschlüssen, die dazugehören. Wasser, Strom, Abwasser, Internet. Angeboten werden sie gerade  zu einem Zeitpunkt, wo viele Menschen Sorgen haben: Wie geht es angesichts von Corona mit meinem Arbeitsplatz weiter? Kann ich die Raten für das Haus im nächsten Jahr überhaupt noch bezahlen? Eher scheint sparen das Gebot der Stunde. 

Doch Sven Lauter, Geschäftsführer der Wohnbau, hat andere Erfahrungen gemacht. „Wir merken, dass das Interesse an den Grundstücken ungebrochen hoch ist. Schon vor der Fertigstellung hatten wir viele Anfragen“, sagt er. Er prophezeit, dass die Grundstücke schnell verkauft sind. Der Ansicht ist auch der Radeberger Oberbürgermeister Gerhard Lemm (SPD). „Nach allem, was wir wissen, bildet sich eine lange Schlange vor dem Sitz der  Wohnbau. Einer hat angekündigt, sich schon frühmorgens mit dem Klappstuhl vor den Eingang  zu setzen.“

Sven Lauter, Chef der Wohnbau Radeberg, Oberbürgermeister Gerhard Lemm und Bauleiter Ralf Erlinger von der Firma Eurovia (v.li.) wollten gerade das Band für die Erweiterung des Wohngebietes Am Sandberg zerschneiden, als schnell noch eine Radfahrerin darun
Sven Lauter, Chef der Wohnbau Radeberg, Oberbürgermeister Gerhard Lemm und Bauleiter Ralf Erlinger von der Firma Eurovia (v.li.) wollten gerade das Band für die Erweiterung des Wohngebietes Am Sandberg zerschneiden, als schnell noch eine Radfahrerin darun © Sven Ellger

Ab Montag, 6. Juli, 9 Uhr, können Interessenten ihr Angebot bei der Wohnbau in Radeberg abgeben. Fax oder E-Mail sind nicht erlaubt. Nur die persönliche Abgabe oder eine per Post. Das Formular für den Kaufantrag ist auf der Internetseite der Wohnbau zu finden. Nach Abgabe wird eine Reservierungsvereinbarung abgeschlossen. Wer dann den Zuschlag erhält, entscheidet der Aufsichtsrat der Wohnbau. Das  Besondere bei diesem Wohngebiet: Es handelt sich um ein Mischgebiet. Zwei Prozent  müssen an "leises" Gewerbe vergeben werden. 

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„Wer schnell das Angebot abgibt, hat größere Chancen. Wie gesagt, wir rechnen mit einer großen Nachfrage“, sagt Sven Lauter. Das große Interesse ist umso erstaunlicher,  da der Preis recht hoch ist. 235 Euro kostet ein Quadratmeter. Bei einem 800 Quadratmeter großen Grundstück kommt schon die enorme Summe von 188.000 Euro zusammen. Die Grundstücksgrößen des neuen Standortes reichen von rund 450 bis knapp 1.000 Quadratmetern. Hinzu kommen die Ausgaben für das neue Eigenheim. Schnell wird da an der 500.000-Euro-Marke gekratzt.

Aus Sicht des Wohnbau-Chefs ist es gerade die unsichere Lage, die Menschen Immobilien kaufen lässt. „Das ist sicher für viele etwas Wertbeständiges. So müssen sie im Alter keine Miete bezahlen, das schafft Sicherheit.“ Hinzu kommt, dass die Zinsen niedrig sind, was offenbar schneller zu einer Finanzierung greifen lässt. 

Außerdem ist der Preis von 235 Euro pro Quadratmeter in Radeberg offenbar vergleichsweise günstig. In Pulsnitz wurde kürzlich ein Wohngebiet eröffnet, bei dem der Quadratmeterpreis bei 250 Euro lag. In der Landeshauptstadt ist der Markt leer gefegt und teurer. In Klotzsche beispielsweise kostet nach Angaben von immowelt.de der Quadratmeter in besseren Lagen um die 400 Euro, in Spitzenlagen ist  auch mal das Doppelte möglich. 

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Für Gerhard Lemm ist das Angebot der Wohnbau angemessen. „Wir hätten einen höheren Preis ansetzen können, die Grundstücke hätten ebenfalls ihre Käufer gefunden. Es geht aber nicht darum, den Gewinn zu maximieren." Grundlage der Berechnungen seien unter anderem die Investitionskosten in Höhe von zwei Millionen Euro gewesen. Eine Versteigerung der Flächen kommt für ihn nicht infrage. „Dann hätten wir den besten Preis erzielt. Dann wären Durchschnittsverdiener, junge Familien beispielsweise, nicht zum Zuge gekommen.“ 

Nach Angaben von Sven Lauter wird der Großteil der Käufer sicher aus Dresden kommen. „Das wird die größte Gruppe sein. Viele Familien aus der Landeshauptstadt sehen sich in Radeberg um, vielleicht weil ein Familienmitglied ohnehin schon in Radeberg oder der Umgebung arbeitet oder weil sie in Dresden schlicht nichts finden.“ Ein Drittel der Interessenten werde aus Radeberg kommen, schätzt er ein. Der Standort ist attraktiv. Die Verkehrsanbindung ist sehr gut, der Weg in die Stadt nicht weit, die Kita befindet sich im Wohngebiet. Krankenhaus und Einkaufsmöglichkeiten im EKZ sind gleich um die Ecke. 

Wegen der weiterhin großen Nachfrage nach Grundstücken in Radeberg rechnet der Oberbürgermeister auch damit, dass die Zahl der Einwohner nicht wie vom Statistischen Landesamt bis 2035 um rund drei bis fünf Prozent sinkt, sondern leicht zunehmen wird. „Wir haben zwar mehr Sterbefälle in der Stadt als Geburten. Doch der Zuzug von Familien fängt das Defizit wieder auf“, sagt er.

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