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Was ein Dieb zum Einbruch im Grünen Gewölbe sagt

Reporter haben einen Dieb im Ruhestand getroffen, der das Vorgehen der Täter analysiert. Er glaubt, Sachsen bekommt die Diamanten nicht wieder.

Von Bernd Klempnow
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Aus dem Grünen Gewölbe haben Einbrecher am Montagmorgen des 25. November historische Juwelen von unschätzbarem Wert gestohlen.
Aus dem Grünen Gewölbe haben Einbrecher am Montagmorgen des 25. November historische Juwelen von unschätzbarem Wert gestohlen. © dpa/Robert Michael

Die Analyse des Überwachungsvideos vom Einbruch im Grünen Gewölbe ist klar: „Ich sehe die Täter nicht als Profis. Sie gehen zu viele Risiken ein. Ich denke, das sind Leute aus Osteuropa, die durch die Gegend fahren und sagen: ‚Hey, wir haben da einige Diamanten in Deutschland. Lass uns das machen.‘ Und dann wollen sie die Beute verkaufen und merken, das geht nicht.“

Der das sagt, ist selbst ein Dieb, wenn auch einer im Ruhestand, wie sich der Amsterdamer Octave Durham selbst beschreibt. Weil die Polizei in Dresden zum Raub am 25. November kaum neue Details preisgibt, hat ein Team des MDR-Fernsehens Schmuckexperten, Detektive und eben einen Einbrecher selbst befragt. Am Mittwochabend läuft der Halbstundenfilm „Exakt – Die Story: Der Juwelen-Coup“.

Durham, Ende 40, hat ab dem 18. Lebensjahr in Banken eingebrochen und auch Schmuck erbeutet. 2002 stahl er spektakulär in knapp vier Minuten aus dem Van-Gogh-Museum seiner Heimatstadt zwei Gemälde. Die Millionen-Bilder verkaufte er für 350.000 Euro. Sie sind längst zurück und Durham avanciert nach dem Verbüßen einer Haftstrafe zum Experten für Verbrechen. Seinen Lebensunterhalt verdient er als Chauffeur und Autor.

Als er jüngst mit dem Überwachungsvideo konfrontiert wurde, zuckte er förmlich zusammen: „Die Jungs, die ich hier sehe, gehen zu riskant vor, um das Glas zu zertrümmern.“ Der Stiel sei viel zu kurz. „Sie müssen zu dicht ans Fenster ran und sie könnten sich die Hände aufschneiden.“ Dann hätte die Polizei ihre DNA. Und noch etwas fällt dem Ex-Dieb auf. „Er schlägt mit dem Hammer und der Lampe in seiner Hand und sieht regelmäßig nichts, denn es ist stockdunkel dann. Du siehst nicht mal, wo du bist. Die Lampe sollte auf seinem Kopf sein.“ 

Der Kunstdetektiv Arthur Brand aus Amsterdam wiederum sagt: „Diese Leute geben die Beute schnell weiter. Denn wenn sie gefasst werden, dann werden wenigstens nicht das Gold oder die Diamanten gefunden. Drei oder vier Millionen Erlös – dafür vielleicht zwei Jahre im Knast. Die kalkulieren das mit ein.“

Octave Durham hatte selbst Juwelen geklaut. Und er weiß, wie der Schwarzmarkt funktioniert. Er ist sicher, dass die Täter den Schmuck auseinandernehmen, um die größeren Steine einzelnen zu verkaufen. „Zuvor müssen sie die sonst identifizierbaren Diamanten umschleifen. Und die Jungs, die das können, fragen nach Geld.“

Die Aufnahmen des Überwachungsvideos sind für den früheren Dieb ein Beweis dafür, dass es sich nicht um Profis gehandelt hat.
Die Aufnahmen des Überwachungsvideos sind für den früheren Dieb ein Beweis dafür, dass es sich nicht um Profis gehandelt hat. © dpa/Polizei Sachsen

Schlechte Nachrichten für die Sachsen. Der historische Schmuck scheint verloren, so der MDR. Schlechte Nachrichten aber auch für die Täter. Denn die Steine zu Geld zu machen, sei auch nach dem Umschleifen schwierig, „weil alle von dem Einbruch wissen“. Vor allem, wenn die Dresdner Ermittler die Belohnung für Hinweise von derzeit 500.000 Euro noch aufstocken. Je höher die ist, umso schneller reden Insider.

„Exakt – Die Story: Der Juwelen-Coup – Einbruch in die Dresdner Schatzkammer“, 18. 12., 20.45 Uhr, MDR