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Bürgergarten wird bis November bepflanzt

Die Umgestaltung der Brache in Riesa geht voran. Ein Spaziergang entlang der Werner-Seelenbinder-Straße zeigt: Bei den Anwohnern kommt das Vorhaben gut an.

Von Stefan Lehmann
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Die Wege sind schon erkennbar, die Stufen auf den Aussichtspunkt ebenfalls: Am künftigen Bürgergarten geht's voran. Im Hintergrund: Die Baustelle der Oberschule Am Merzdorfer Park.
Die Wege sind schon erkennbar, die Stufen auf den Aussichtspunkt ebenfalls: Am künftigen Bürgergarten geht's voran. Im Hintergrund: Die Baustelle der Oberschule Am Merzdorfer Park. © Sebastian Schultz

Riesa. Vor dem Bauzaun macht der Rentner mit dem weißen Hemd eine kurze Pause und schaut über die Fläche hinter der Oberschule. Geschwungene Kieswege sind dort schon erkennbar, der ehemals zugewucherte Hügel in der Mitte des Grundstücks ist freigeschnitten. Stufen führen nach oben. "Ich habe schon gelesen, dass hier was passieren soll", erzählt der Senior. "Gut, dass endlich was draus wird, es lag ja lange brach." 

Vor wenigen Monaten noch wucherte das Gras auf der Fläche zwischen Werner-Seelenbinder-Straße und Oberschule. Jetzt laufen dort die Arbeiten für den neuen Bürgergarten, der den Anwohnern einmal als Erholungsmöglichkeit dienen könnte. Mittlerweile hat das Areal schon Gestalt angenommen, auch wenn am Freitagvormittag niemand zu sehen ist. Nur auf der Schulbaustelle nebenan brummen die Baufahrzeuge. Die Firma Steinle Bau aus Oschatz liegt im Zeitplan, heißt es aus dem Rathaus. Man rechne weiterhin mit einer Fertigstellung im November. Die ersten Bäume können ohnehin erst Ende Oktober gepflanzt werden - vorher wäre es zu trocken. Angedacht ist ein Obstgarten, dazu weitere Hecken und Gehölze als Versteck für Tiere. Rund 200.000 Euro kostet die Maßnahme. 

Er hätte sich auf der Wiese auch gut einen Springbrunnen vorstellen können, sagt der 84-jährige Senior. "Das hätte auch was hergemacht." Daraus wird nun auf dieser Fläche erst einmal nichts - schließlich hat der Stadtrat bereits einen Beschluss gefasst, die Oschatzer Firma setzt die Pläne nur noch um. 

"Da hat es Merzdorf schlechter"

Brunnen hin oder her, bei den Anwohnern stößt das Vorhaben offenbar auf breite Zustimmung. Sie sei schon bei der Bürgerversammlung im vergangenen Jahr dabei gewesen, erzählt eine ältere Frau, die mit ihrer Nachbarin auf einer Bank im Schatten ihres Wohnhauses sitzt. "Ich bin 1960 hier eingezogen", erzählt die Frau. Sie freut sich, dass die Stadt in Gröba investiert. "Bald kommt auch oben an die große Weide eine Bank", sagt ihre Nachbarin. Sitzmöglichkeiten könne es nie genug geben, das war den Anwohnern schon in den Gesprächsrunden mit dem Stadtbauamt wichtig gewesen. Dagegen sei das Viertel in Sachen Einkaufsmöglichkeiten gut versorgt. "Da hat es Merzdorf schlechter - oder die in Gröba", sagt sie - und meint damit das Areal weiter Richtung Elbe und südlich des Hafenbeckens. "Dort ist ja mittlerweile alles zu." 

Dass am Bürgergarten schon gebaut wird, hat die Frau noch nicht mitbekommen. "Ich muss wahrscheinlich mal wieder gucken gehen." Sie freue sich aber, dass es auf der Wiese losgegangen ist. Allerdings hofft sie, dass sich auch jemand um das viele Grün kümmert, wenn es einmal gepflanzt ist. "Wir haben hier so viele Büsche - aber gießen kommt hier keiner, wenn es so heiß ist." 

Geschwungene Borde, Wege aus Kies: Bis auf die Bepflanzung lässt sich schon erahnen, wie die Anlage einmal aussehen könnte. 
Geschwungene Borde, Wege aus Kies: Bis auf die Bepflanzung lässt sich schon erahnen, wie die Anlage einmal aussehen könnte.  © Sebastian Schultz
Den kleinen Hügel in der Mitte wollten die Planer erhalten. Jetzt ist er über Stufen zugänglich. Sitzgelegenheiten sollen noch folgen. 
Den kleinen Hügel in der Mitte wollten die Planer erhalten. Jetzt ist er über Stufen zugänglich. Sitzgelegenheiten sollen noch folgen.  © Sebastian Schultz
Blickrichtung Werner-Seelenbinder-Straße: Den Fuß- und Radweg zu den Wohnblöcken hatte die Stadt bereits kürzlich sanieren lassen.
Blickrichtung Werner-Seelenbinder-Straße: Den Fuß- und Radweg zu den Wohnblöcken hatte die Stadt bereits kürzlich sanieren lassen. © Sebastian Schultz
Blickrichtung Merzdorfer Straße: An der Turnhalle für  die Schule Am Merzdorfer Park wird noch gebaut. Der Obstgarten könnte auch für den Unterricht mitgenutzt werden, heißt es. 
Blickrichtung Merzdorfer Straße: An der Turnhalle für  die Schule Am Merzdorfer Park wird noch gebaut. Der Obstgarten könnte auch für den Unterricht mitgenutzt werden, heißt es.  © Sebastian Schultz

Viele ältere Bewohner

Nicht nur den geplanten Bürgergarten begrüßen die beiden Frauen - sondern auch, dass sich am sogenannten Rentner-Dreieck an der Alleestraße etwas tun soll. Auch dass in die beiden Schulen investiert wird, finden sie gut. "Wobei, gibt's hier überhaupt noch so viel Kinder?", fragt die eine. Tatsächlich ist der Stadtteil stark überaltert. "Gerade deshalb macht das die Stadt doch", sagt die andere. Man wolle doch die Familien wieder herlocken. 

Die Rentnerinnen wohnen schon seit Jahrzehnten an der Werner-Seelenbinder-Straße. In der Zeit seien schon einige Blöcke in der Gegend verschwunden. Es wird nicht der letzte Abriss gewesen sein. Das sagt jedenfalls der 84-Jährige, der an der Bürgergarten-Baustelle sein Päuschen eingelegt hat. "Wir müssen im nächsten Jahr raus, da wird die Nummer vier weggerissen." Wohin er und seine Frau umziehen, das weiß er noch nicht. Am liebsten will er aber an der Werner-Seelenbinder-Straße bleiben. Er hoffe, dass in der Zwischenzeit eine Parterre-Wohnung frei wird. "In einem Jahr kann viel passieren."

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