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So geht es mit der Widmann-Fläche weiter

Im Stadtrat ist nicht nur eine wichtige Entscheidung zu der Brache gefallen. Für das geplante Einkaufszentrum gab es auch neue Anregungen.

Von Eric Weser
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Die Widmann-Brache nahe der Trinitatiskirche im Riesaer Zentrum gilt vielen als innerstädtisches Filetstück. Der Stadtrat hat jetzt ein Verfahren in Gang gebracht, an dessen Ende das Baurecht für einen neuen Einkaufsmarkt stehen soll.
Die Widmann-Brache nahe der Trinitatiskirche im Riesaer Zentrum gilt vielen als innerstädtisches Filetstück. Der Stadtrat hat jetzt ein Verfahren in Gang gebracht, an dessen Ende das Baurecht für einen neuen Einkaufsmarkt stehen soll. © Foto: Lutz Weidler

Riesa. Mit großer Mehrheit hat sich der Riesaer Stadtrat am Mittwoch dafür ausgesprochen, dass am einstigen Standort des Autohauses Widmann an der Pausitzer Straße ein Einkaufsmarkt entstehen kann. Durch den Beschluss kommt das Projekt ein entscheidendes Stück voran. Die SZ gibt einen Überblick – und zeigt auch die jüngsten Neuerungen und Vorschläge, die rund um das Votum bekannt wurden.

Was soll auf dem einstigen Widmann-Gelände passieren?

Die Fläche soll zu einem neuen Einkaufszentrum werden mit einem Edeka-Markt samt Parkplätzen. Damit hat sich das Projekt seit Bekanntwerden Anfang des Jahres noch einmal deutlich verändert: Der anfangs geplante Aldi-Markt ist gestrichen – er hatte früheren Unterlagen zufolge anstelle des Feuerwehrgebäudes und der Sporthalle entstehen sollen.

 Beide städtische Objekte bleiben aber nun von den Plänen für das Einkaufszentrum unangetastet, so Sylvia Möckel im Stadtrat. Möckel ist Geschäftsführerin der Firma M+M Projektentwicklung aus Chemnitz. Das Unternehmen ist der Investor, der hinter den Plänen für den Einkaufskomplex steht. 

Zu dem Komplex sollte eigentlich auch mal ein Dienstleistungsgebäude gehören. Nachdem jedoch Stadtratsfraktionen und Gewerbeverein Bedenken geäußert hätten, dass durch den Bau Händler aus der Innenstadt abgezogen werden könnten, habe man das Gebäude  gestrichen, so Sylvia Möckel. 

Fest geplant ist unterdessen, die Parkplätze künftig offen zu lassen. Eine Schranke werde es nicht geben. Im Riesaer Zentrum stünden so Stellflächen zur Verfügung, die zum Beispiel bei Sonntagsveranstaltungen genutzt werden könnten. Die Parkdauer werde aber, wie auf anderen Plätzen dieser Art auch, voraussichtlich auf zwei Stunden beschränkt sein, so Sylvia Möckel.

Was hat der Stadtrat jetzt entschieden?

Anders als von manchem vermutet, bedeutet der Ratsbeschluss kein grünes Licht für den Bau von Edeka-Markt, Parkplätzen und Co. Auf Antrag des Investors haben die Räte  zunächst einmal den Startschuss für ein Bebauungsplan-Verfahren zum Erlass eines Vorhabens- und Entwicklungsplans gegeben.

 In diesem öffentlichen Verfahren wird in den nächsten Monaten genau geregelt, wie die Fläche an der Pausitzer Straße bebaut werden darf. Gebaut werden darf erst, wenn das Verfahren erfolgreich beendet ist. Bis dahin sind etliche Verfahrensschritte nötig, bei denen unter anderem verschiedene Behörden und Bürger beteiligt werden und Anregungen und Kritik einbringen können.

 Die einzelnen Verfahrensschritte werden durch Stadtratsbeschlüsse flankiert. M+M-Chefin Möckel versicherte vor den Stadträten außerdem, sie wolle weiter das Gespräch mit allen Seiten suchen. Mit Anwohnern soll zum Beispiel auf Basis eines Lärmschutzgutachtens geklärt werden, wie das Gelände zu benachbarten Wohnhäusern abgegrenzt werden soll. 

Auch auf Fragen zur Verkehrsführung wird noch mit Diskussionsbedarf gerechnet. OB Marco Müller (CDU) dankte zum Verfahrensauftakt für die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Investor und lobte die bisherigen Abläufe als "mustergültiges Verfahren".

Welche neuen Vorschläge gibt es?

Neben überwiegender Zustimmung für das Projekt gab es aus der Mitte des Stadtrats am Mittwoch noch neue Anregungen: Torsten Pilz (Unabhängige Liste für Riesa) schlug vor, auf dem Dach des künftigen Edeka-Marktes zum Beispiel eine Fitness-Strecke oder etwas dergleichen einzurichten – um so Besucher anzulocken.

 Daneben sprach sich Pilz gegen die Streichung des Dienstleistungsgebäudes aus. Stattdessen solle sich der Investor um neue, originelle Händler dafür bemühen. M+M-Geschäftsführerin Sylvia Möckel begrüßte die Vorschläge grundsätzlich und sagte, sie wolle mit Edeka über die Dachidee sprechen. Das Dienstleistungsgebäude lasse sich theoretisch wieder in die Pläne integrieren. 

Der überarbeitete Plan für das Einkaufszentrum auf der Widmann-Brache an der Pausitzer Straße. Schraffiert am unteren Bildrand: die Turnhalle und Feuerwehr. Beide waren...
Der überarbeitete Plan für das Einkaufszentrum auf der Widmann-Brache an der Pausitzer Straße. Schraffiert am unteren Bildrand: die Turnhalle und Feuerwehr. Beide waren... © M+M Bauprojektentwicklung GmbH
... in einer früheren Planung zugunsten eines Aldi-Marktes und etlicher Parkplätze auf dem Papier bereits verschwunden. Doch nun sollen sie stehen bleiben.
... in einer früheren Planung zugunsten eines Aldi-Marktes und etlicher Parkplätze auf dem Papier bereits verschwunden. Doch nun sollen sie stehen bleiben. © M+M Bauprojektentwicklung GmbH

Dem Vorschlag von Torsten Pilz, alternativ einen Spielplatz auf dem Gelände zu bauen, erteilte Möckel indes einen Dämpfer. Das Areal sei eine Altlasten-Verdachtsfläche, ein Spielplatzbau daher nicht machbar. 

Eine letzte Idee von Torsten Pilz muss jetzt die Stadtverwaltung prüfen: Der Stadtrat hatte eine Wegverbindung für Fußgänger und Radfahrer zwischen Schillerstraße und Pausitzer Straße ins Gespräch gebracht. Das solle im Zuge der ohnehin möglichen Neugestaltungen an der Trinitatisschule, über deren Gelände so ein Weg führen würde, mit überdacht werden, so Pilz. 

Verbesserungen erhofft sich der Stadtrat dadurch unter anderem für den Bring- und Holverkehr an der Schule; daneben aber auch eine bessere Erreichbarkeit des künftigen Einkaufszentrums für Menschen aus umliegenden Wohngebieten. OB Müller sagte die Prüfung des Vorschlags durch die Verwaltung zu. 

Was wird aus Feuerwehr und Sporthalle?

Die Feuerwehr und die Sporthalle hat der Investor in seinen aktuellen Plänen ausgespart. An den Planungen der Stadt für die neue Feuerwache, die an der Klötzerstraße entstehen soll, ändert das aber nichts.

 "Der neue Feuerwehr-Standort als Kombination aus Hauptstelle und Stadtteilwehr wäre in keinem Fall auf den städtischen Flächen an der Pausitzer Straße umsetzbar", so Stadtsprecher Uwe Päsler auf Nachfrage. Die Planungen für die Klötzerstraße würden daher unverändert weitergehen. 

Einen positiven Effekt habe die Aussparung der Stadt-Objekte indes für den Investor – denn der müsse nun nicht mehr auf den Auszug der Wehr warten und könne mit seinen Plänen loslegen. Und auch für die Turnhalle und die dort trainierenden Sportler besteht kein Druck. 

"Für die Turnhalle werden wir gemeinsam mit dem SC Riesa in aller Ruhe eine Lösung suchen, damit unsere Akrobaten weiterhin die Bedingungen vorfinden, die ihnen ein gutes Training und erfolgreiche Wettkämpfe ermöglichen", so Stadtsprecher Päsler. Dazu sei man schon länger "in guten Gesprächen".

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