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Strengere Regeln schützen Blutspender in Sachsen

Während die Corona-Infektionen zunehmen, wird das Spenderblut knapp. Zugleich werden manche Spender weggeschickt. Wie passt das zusammen?

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So wenig Kontakt wie möglich: Das gilt in Sachsen auch für die Blutspende.
So wenig Kontakt wie möglich: Das gilt in Sachsen auch für die Blutspende. © Kai Remmers/dpa

Schulen und Einkaufszentren werden in Sachsen oft für Blutspenden genutzt. Doch aufgrund der Corona-Pandemie sind sie jetzt größtenteils zu. Der Bedarf an Spenderblut steigt aber. „Durch die Grippewelle und die Winterferien sind die Vorräte stark zurückgegangen. Wir fürchten auch, dass durch die Angst vor einer Ansteckung mit Corona künftig immer weniger Menschen zur Spende gehen“, sagt Kerstin Schweiger, Sprecherin des DRK-Blutspendedienstes Nordost. 

Die Ereignisse und Einschränkungen hätten sich in den letzten Tagen überschlagen. Termine mussten abgesagt und neu angesetzt werden. Außerdem gelten neue Sicherheitsvorkehrungen. Das hat viele verunsichert.

„Wenn vor einem Spenderlokal Wartende zu sehen sind, hat das etwas mit diesen neuen Regeln zu tun“, so Schweiger. 

Es gebe neuerdings drei Sicherheitsschranken: 

  • Die Erste befinde sich unmittelbar vor dem Spenderlokal. Dort werde entsprechend der Vorgaben des Robert-Koch-Institutes abgefragt, ob der Spender grippeähnliche Symptome zeigt oder Kontakt mit Personen aus Risikogebieten hatte. „Schon bei einer leichten Erkältung oder unklaren Angaben zu Kontakten müssen wir Spender wegschicken“, sagt die DRK-Sprecherin. „Nicht, weil Coronaviren über das Blut weitergegeben werden könnten – dazu gibt es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse. Doch es geht um den Schutz anderer Spender und des Personals.“
  • Die zweite Sicherheitsschranke ist die Temperaturmessung. Selbst bei leicht erhöhter Körpertemperatur werden Spender abgelehnt. 
  • Die dritte Schranke ist die Händedesinfektion. „Erst dann kommen die Spender zur Anmeldung, wo zwei Meter Abstand gehalten werden müssen – selbst beim Arztgespräch. Der einzige unvermeidbare Kontakt sei der Piks in den Finger zur Blutbildkontrolle und das Setzen der Nadel zur Blutabnahme.

Durch die längere Vorbereitung kämen Wartezeiten zustande, die gerade am Abend auffielen. Denn dann kämen mehr als tagsüber zur Blutspende. Kerstin Schweiger bittet um Verständnis und Geduld. „Um die Leute nicht zu lange warten zu lassen, bitten wir sie auch manchmal, an einem anderen Tag wiederzukommen.“ Das ist ungewohnt, wie ein „Freie Presse“-Leser schreibt. Er wollte an einem Mittwochabend in Dresden-Neustadt zur Spende gehen, sah eine lange Schlange und wurde gebeten, sich nicht mehr anzustellen. Er schloss daraus, dass es offenbar genug Spenderblut gebe.

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Doch das ist nicht der Fall. „Die Spenderzahlen haben in den letzten Jahren abgenommen“, sagt Professor Torsten Tonn, medizinischer Geschäftsführer des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost. In Sachsen ging sie von 188.000 im Jahr 2014 auf 165.000 im Jahr 2018 zurück. „Deshalb haben wir kürzlich einen Aufruf gestartet. Und viele, viele sind ihm gefolgt. Das ist wunderbar und hat uns überwältigt. Wir sind sehr dankbar für die gezeigte Solidarität“, sagt Kerstin Schweiger.

Die Zahl der Blutspender sei nach DRK-Angaben in den vergangenen Tagen zurückgegangen. 
Die Zahl der Blutspender sei nach DRK-Angaben in den vergangenen Tagen zurückgegangen.  © Maja Hitij/dpa

Der Blutbedarf sächsischer Krankenhäuser ist deutschlandweit am höchsten. Wie der aktuelle Krankenhausreport der Barmer zeigt, muss bei etwa jeder 14. Operation Fremdblut eingesetzt werden. Auch in der Krebsbehandlung, zum Beispiel bei Leukämie, werde sehr viel Blut gebraucht. Blut, das beim DRK in Sachsen gespendet wird, bleibe auch im Freistaat. „In Ausnahmefällen kommen auch Anfragen aus anderen Bundesländern. Wenn dort eine Blutgruppe knapp ist, helfen wir natürlich.“

Am dringendsten würden Spender mit Blutgruppe Null, rhesus negativ, gesucht. „Diese Kombination ist nur bei sieben Prozent der Menschen vorhanden“, sagt Kerstin Schweiger. Weil es in Notfällen auch Patienten mit anderen Blutgruppen übertragen werden kann, ist es besonders gefragt. Den aktuellen Bedarf veröffentlicht das DRK im Internet. Das Blutspende-Barometer zeigt, bei welcher Blutgruppe der Engpass am größten ist. „Doch prinzipiell brauchen wir jede Blutgruppe.“

Aus einer Blutspende werden drei Blutprodukte gewonnen: Das Erythrozytenkonzentrat aus roten Blutkörperchen kann etwa fünf Wochen aufbewahrt werden. Das Thrombozytenkonzentrat aus Blutplättchen hält nur fünf Tage und wird daher am häufigsten gebraucht. Das Blutplasma ist tiefgefroren etwa zwei Jahre haltbar.

Alle acht Wochen ist eine Blutspende möglich. Männer dürfen sechsmal und Frauen viermal pro Jahr spenden. Die Altersgrenze liegt bei 73 Jahren, wobei man für die erste Spende nicht über 65 Jahre alt sein darf. „Nach einer Blutspende sollte man keinen Sport treiben, davor gut essen und trinken“, rät Kerstin Schweiger.

Schneller zur Spende: 

Um Wartezeiten zu vermeiden, empfiehlt der DRK-Blutspendedienst, sich über aktuelle Spendetermine telefonisch unter 0800 1194911 (werktags von 10 bis 18 Uhr) oder im Internet unter www.blutspende-nordost.de zu informieren. Auf dieser Seite kann man auch einen Spendetermin reservieren.