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Vier wichtige Fragen zu Karls Erlebnisdorf

In Bannewitz soll ein neuer Freizeitpark der bekannten norddeutschen Marke entstehen. Ist das ein Gewinn für die Region?

Von Verena Schulenburg
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Wie nun, Karls in Bannewitz? Die Pläne könnten Realität werden. Bis jetzt ist es aber noch eine Fotomontage.
Wie nun, Karls in Bannewitz? Die Pläne könnten Realität werden. Bis jetzt ist es aber noch eine Fotomontage. © Karl-Ludwig Oberthür/Montage SZ

Karls Erlebnisdorf soll nach Bannewitz expandieren. Der Chef des bekannten norddeutschen Freizeitparks, Robert Dahl, will auf einer etwa 65.000 Quadratmeter großen Fläche im Süden von Dresden eine neue Erlebniswelt rund um die süße rote Frucht eröffnen. Vergangenen Freitag verriet er Bannewitzer Gemeindevertretern und Journalisten erste Details (Sächsische.de berichtete).

2021 könnte demnach Baustart sein, insofern die aktuellen Grundstücksverhandlungen fruchten und auch die Bannewitzer Gemeinderäte im März ihren Segen für das Projekt nahe dem A-17-Anschluss in Dresden-Südvorstadt geben.

Während sich bereits viele Bannewitzer über die Ansiedlungspläne freuen, gibt es aber auch die Befürchtung, Karls könnte regelmäßig ein Verkehrschaos in Bannewitz verursachen oder zur Konkurrenz für regionale Unternehmen werden. Das sind die Antworten auf die größten Kritikpunkte:

Wie wird der Besucherverkehr am Karls Standort in Bannewitz geregelt?

Mit rund 500.000 Besuchern pro Jahr plant Dahl für Bannewitz. Damit Gäste des neuen Erlebnisdorfes nicht wild in benachbarten Wohngebieten nach Parkplätzen suchen müssen und damit Anwohner verärgern, will der Karls-Chef mit einer Eröffnung des Freizeitparks in Bannewitz zunächst 460 Stellflächen schaffen. Perspektivisch könnten diese erweitert werden. Dazu soll ein Teil des Grundstückes am Eckfeld von B 170 und dem A-17-Anschluss Dresden-Südvorstadt vorgehalten werden. 

Viele Besucher bedeutet aber auch mehr Verkehr auf der ohnehin schon stark frequentierten B 170. Rund 14.000 Fahrzeuge rollen nach Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen täglich durch Bannewitz. Mit Eröffnung des Erlebnisdorfes könnten es einige mehr werden. Ein Verkehrschaos gebe es am Karls Standort in Elstal aber beispielsweise nicht, meint Holger Schreiber, Bürgermeister der Gemeinde Wustermark, zu der auch Elstal zählt. Auch dort liegt das Erlebnisdorf an einer Bundesstraße, der vierspurigen B 5 und der A 10, ähnlich wie es in Bannewitz der Fall wäre. 

Im Unterschied dazu stemmt die B 5 bei Elstal schon jetzt mehr als das doppelte an Verkehr als die B 170. Schreiber könne durch den Besucherverkehr zu Karls aber keine zusätzliche Belastung feststellen. Er spricht von "atypischen Verkehren", was heißt: Während der Berufsverkehr montags bis freitags in den Morgen- und Nachmittagsstunden für ein hohes Verkehrsaufkommen sorgt, wird Karls meist nicht vor 10 Uhr angefahren und dies hauptsächlich an den Wochenenden oder eben in den Ferien, schildert der Bürgermeister von Wustermark seine Beobachtungen.

Auch für Bannewitz gebe es bereits Überlegungen, wie die Besucher künftig zu Karls gelangen. Die B 170 wird in dem Streckenabschnitt derzeit vierspurig ausgebaut. Von Dresden kommend soll es eine Rechtsabbiegespur in den Freizeitpark geben. Eine Zufahrt dahin war bereits zur Erschließung des Areals angelegt worden. Lediglich von Dippoldiswalde kommend wird es keine Linksabbiegespur von der B 170 geben, wie der Bannewitzer Bürgermeister Christoph Fröse erklärt. Erwägt wird, dass Karls-Besucher bereits an der Kreuzung Boderitzer Straße nach links abbiegen, parallel zur B 170 um das Gewerbegebiet fahren und quasi von der anderen Seite Karls erreichen. 

Wird Karls überhaupt Gewerbesteuer in Bannewitz zahlen?

Die Geschäfte rund um Karls sind allesamt verankert im Hauptsitz Rövershagen bei Rostock. Sollte das Erlebnisdorf in Bannewitz eröffnen, wird aber auch die Gemeinde etwas davon haben. Karls Einnahmen kommen zwar quasi alle in einen Topf. Die Gewerbesteuer wird dann aber je nach Anzahl der Mitarbeiter in den einzelnen Erlebnisdörfern auf die Kommunen verteilt, unter Berücksichtigung der örtlichen Hebesätze für Gewerbesteuern. Mindestens 85 Mitarbeiter plant der Karls-Chef für Bannewitz ein. Wie groß daraus die Steuereinnahme für die Gemeinde ist, sei zurzeit schwer abzuschätzen. In Elstal - einem wesentlich größeren Erlebnisdorf als es in Bannewitz geplant ist - zahle Karls jährlich eine sechsstellige Summe an Gewerbesteuern.

Robert Dahl ist Chef von derzeit sieben Erlebnisdörfern in ganz Deutschland. In Bannewitz will der 48-Jährige einen weiteren Standort eröffnen.
Robert Dahl ist Chef von derzeit sieben Erlebnisdörfern in ganz Deutschland. In Bannewitz will der 48-Jährige einen weiteren Standort eröffnen. © Karl-Ludwig Oberthür

Warum werden die Erdbeeren extra von der Ostsee nach Bannewitz gefahren?

Von den Erdbeerfeldern aus der Region sollen die süßen Früchte aber nicht im Bannewitzer Erlebnisdorf verkauft werden. Karls' Erdbeeren sollen ausschließlich vom karlseigenen Anbau aus Rövershagen kommen. Auf rund 450 Hektar wachsen dort Erdbeeren. "Wir sind der größte Erdbeerproduzent in Deutschland", sagt Robert Dahl. Der Karls-Chef weiß: Die Erdbeeren von Karls sind nicht die günstigsten. Es sollen aber besondere Früchtchen sein. Früchte, die schmecken, nicht etwa neutral oder wässrig, sondern "aromatisch und süß", sagt Dahl.

Auch hinsichtlich des Anbaus hat der Erdbeer-König seine eigenen Vorstellungen. Auf Karls Feldern werden große Pflanzabstände eingehalten. Die gute Durchlüftung soll Fäulnis vorbeugen. Außerdem kämen keinerlei Pestizide zum Einsatz und die Pflanzen auf den Felder sind nie zu alt. Auch das sei ein Qualitätsanspruch an die Früchte, die daran reifen. Bei den Erdbeeren ist der Karls-Chef zwar eigen. Andere Produkte aus der Region, wie beispielsweise Äpfel von umliegenden Plantagen, könne er sich aber für einen Verkauf in Bannewitz vorstellen.

Zerstört Karls den umliegenden Einzelhandel?

Inwiefern Karls Erlebnisdorf eine Konkurrenz zu umliegenden Einzelhändlern, der Gastronomie oder anderen Freizeiteinrichtungen werden könnte, ist derzeit wohl nicht abzuschätzen. Holger Schreiber, Bürgermeister von Wustermark, versicherte, dass der Einzelhandel in Elstal keinerlei Nachteil aus Karls habe. 

Inwiefern Ausflugsziele wie der Indoor-Spielplatz Remmi-Demmi in Bannewitz oder die Erlebniswelt Oskarshausen in Freital eine Gegenwart von Karls zu spüren bekommen, ist unklar. Vielleicht werden sich einige Besucher von dort abwenden. Vielleicht gilt aber auch der alte Spruch: Konkurrenz belebt das Geschäft. 

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