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Wenig Klarheit über Corona-Tests in Görlitz

Testen gilt als eines der Mittel gegen die Pandemie. Doch im Landkreis gibt es keine verlässliche Zahlen. Das weckt Zweifel.

Von Sebastian Beutler
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In Hamburg wurde ein Test-Drive-Zentrum eingerichtet, wo sich Bürger mit einer Überweisung vom Arzt testen lassen können.
In Hamburg wurde ein Test-Drive-Zentrum eingerichtet, wo sich Bürger mit einer Überweisung vom Arzt testen lassen können. © BREUELBILD

Tests, Tests, Tests - die Erhöhung der Tests auf das Coronavirus soll die Lockerung in der Corona-Pandemie begleiten. Nicht nur Menschen mit Symptomen oder Verdachtsfälle sollen künftig darauf getestet werden, ob sie das Coronavirus haben. Sondern auch symptomlose Kandidaten. Heimbewohner, Mitarbeiter in Kliniken, Schüler - überall, wo Menschen viel mit anderen in Kontakt treten, könnte das Testen schnell Aufschluss über Infektionen geben. 

Doch noch ist das Zukunftsmusik. Nach Angaben des Görlitzer Gesundheitsamtes hat es bis Ende vergangener Woche 835 Personen getestet. Hinzu kommen weitere Tests, die von ambulanten Ärzten und Kliniken durchgeführt wurden. Vom Carolus-Krankenhaus in Görlitz ist bekannt, dass dort 77 Verdachtsfälle behandelt wurden, die erst getestet wurden.

Dabei wurde nur fünfmal eine Corona-Infektion nachgewiesen. Aus Praxen ist zu hören, dass dort wenig getestet wird, weil die Kosten von rund 100 Euro durch die Krankenkassen nur übernommen werden, wenn die Patienten tatsächlich Symptome haben. Die Görlitzer Amtsärztin Annegret Schynol hat im SZ-Gespräch bestätigt, dass nicht jeder, der sich testen will, das einfach machen kann. 

So ist es schwer, derzeit eine Gesamtzahl der Tests für den Landkreis zu schätzen. Nimmt man aber die Zahlen der Behörde und des Carolus-Krankenhauses, so könnten rund 1.500 Personen bislang im Landkreis getestet worden sein. Das ist nicht mal ein Prozent der Bevölkerung - in mehr als sechs Wochen.

Offizielle Statistik gibt nur wenig Auskunft

Dass nur 255 Corona-Fälle im Landkreis nachgewiesen wurden, könnte auch mit dieser geringen Testung zusammenhängen. Wo nicht viel getestet wird, können auch nicht viele Fälle nachgewiesen werden. Aber wo wenige Fälle nachgewiesen werden, kann die offizielle Statistik nur wenig Auskunft darüber geben, wie weit das Coronavirus mittlerweile in der Bevölkerung verbreitet ist. Dann aber wachsen die Zweifel an den offiziellen Statistiken und der Politik, die darauf fußt.

Und: Es vergeht derzeit viel Zeit, bevor Testergebnisse vorliegen. Zunächst muss sich jemand mit dem Coronavirus infizieren, anschließend muss er Symptome ausbilden, zum Arzt gehen, sich testen lassen und das Ergebnis abwarten. Das kann bis zu zehn Tage und mehr dauern. Deswegen beschreiben die jetzt gemeldeten Corona-Fälle eine Infektionssituation vom 19. April - also noch bevor Lockerungen in Kraft traten. Auch deshalb ist die Politik so vorsichtig, weitere Lockerungen zu beschließen, oder darauf zu vertrauen, dass coronafreie Gemeinden und Städte wirklich über den Berg sind.

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