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Mehrheit für unionsgeführte Regierung

Auch im ZDF-„Politbarometer“ haben die Grünen die Union überholt. Allerdings würde die Mehrheit eine Regierung unter Führung der CDU vorziehen.

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Armin Laschet, Kanzlerkandidat der Union: Auch seine Werte haben sich im Vergleich zur Aprilerhebung verbessert
Armin Laschet, Kanzlerkandidat der Union: Auch seine Werte haben sich im Vergleich zur Aprilerhebung verbessert © Michael Kappeler / dpa

Vor gut zwei Wochen haben CDU/CSU und Grüne entschieden, wen sie ins Rennen um das Kanzleramt schicken. Für beide Parteien gibt es jetzt in der Politbarometer-Projektion starke Veränderungen: Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Union nur noch auf 25 Prozent (minus sechs im Vergleich zu Mitte April), das ist ihr bisher schlechtester Wert.

Die SPD könnte mit 14 Prozent rechnen und die AfD mit elf Prozent, beide unverändert. Die FDP erhielte zehn Prozent (plus eins) und die Linke bliebe bei sieben Prozent. Die Grünen würden sich mit 26 Prozent (plus fünf) deutlich verbessern und damit knapp vor der CDU/CSU liegen. Die anderen Parteien zusammen kämen weiterhin auf sieben Prozent.

Damit hätte sowohl eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen als auch eine Koalition aus Grünen, SPD und FDP eine Mehrheit. Knapp reichen würde es auch für Grün-Rot-Rot, nicht jedoch für eine Fortführung der Regierung aus CDU/CSU und SPD.

Vor die Wahl gestellt, wünscht sich die Hälfte (50 Prozent) der Befragten nach der Bundestagswahl eine CDU/CSU-geführte Regierung, während 39 Prozent eine von den Grünen geführte Regierung favorisieren (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "weiß nicht").

Befragte im Osten setzen stärker auf die Union

Im Detail wollen jeweils Mehrheiten in der Unions- (92 Prozent), der FDP- (75 Prozent) und der AfD-Anhängerschaft (64 Prozent) lieber die Union an der Spitze der Regierung, während sich die meisten Grünen- (90 Prozent), SPD- (53 Prozent) und Linke-Anhänger/innen (59 Prozent) für eine von den Grünen angeführte Koalition aussprechen.

Auch in West und Ost sind die Präferenzen unterschiedlich ausgeprägt. Mit 49 Prozent zu 41 Prozent fällt der Abstand zwischen CDU/CSU und Grünen bei Befragten im Westen weniger groß aus als bei Befragten im Osten, die in der Frage der Regierungsführung deutlich stärker auf die CDU/CSU (54 Prozent) setzen als auf die Grünen (29 Prozent).

Spätestens seit ihrer Kür zur Kanzlerkandidatin haben die Grünen in Umfragen die Union überholt.
Spätestens seit ihrer Kür zur Kanzlerkandidatin haben die Grünen in Umfragen die Union überholt. © Kay Nietfeld/dpa

Nach der Festlegung auf Armin Laschet als Kanzlerkandidat für die CDU/CSU und Annalena Baerbock als Kandidatin für die Grünen, wird jetzt beiden häufiger als noch im April zugetraut, sich für das Kanzleramt zu eignen. Vor allem Baerbock (Apr.: 24 Prozent; Mai I: 43 Prozent) kann sich wesentlich steigern, aber auch Laschet legt zu (Apr.: 29 Prozent; Mai I: 37 Prozent).

Olaf Scholz, schon seit längerem Kanzlerkandidat der SPD, ist für 42 Prozent (April: 37 Prozent) kanzlertauglich. Insgesamt aber überwiegen bei allen drei Kandidaten die Zweifel an deren Kanzlerfähigkeit. Bei Baerbock verneinen das 50 Prozent, bei Scholz ebenfalls 50 Prozent und bei Laschet 56 Prozent.

Bei der Frage, wen man lieber als Bundeskanzler oder Bundeskanzlerin hätte, liegen die Kandidaten der drei Parteien in etwa gleichauf. Das gilt sowohl in der Gegenüberstellung lieber Laschet (46 Prozent) oder lieber Baerbock (44 Prozent) als Kanzler/in als auch bei Laschet (43 Prozent) versus Scholz (46 Prozent) und Scholz (45 Prozent) versus Baerbock (43 Prozent).

Wieder größere Zufriedenheit mit Corona-Maßnahmen

Hielten im April nur 29 Prozent die geltenden Corona-Maßnahmen für gerade richtig, so äußern sich jetzt 49 Prozent zustimmend. Gesunken ist mit 23 Prozent (April.: 43 Prozent) der Anteil derer, die härtere Maßnahmen fordern und unverändert 24 Prozent finden die aktuellen Vorgaben übertrieben.

Zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) finden es richtig, wenn Geimpfte und Genesene bei Alltagsaktivitäten wie zum Beispiel Friseurbesuchen keinen negativen Corona-Test mehr vorlegen müssen. 31 Prozent lehnen diese Gleichstellung mit negativ Getesteten ab. Auch der Wegfall weiterer Einschränkungen wie Ausgangssperren oder Kontaktbeschränkungen für Geimpfte und Genesene findet mehrheitlich Zustimmung (59 Prozent). Kritisch wird dies von 38 Prozent gesehen.

Die Umfrage zum Politbarometer wurde von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag vom ZDF und dem Tagesspiegel durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 4. bis 6. Mai 2021 bei 1.271 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragungen sind repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland.