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Die Angst des Tankwarts vor dem E-Auto

Batterie-Antriebe können zur Gefahr für Tankstellen und ihre Lieferanten werden. Doch die Branche hat Ideen - und beginnt eine Kampagne.

Von Georg Moeritz
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Elektro-Tankstellen breiten sich aus - aber die Vertreter der Mineralölbranche wollen nicht überflüssig werden.
Elektro-Tankstellen breiten sich aus - aber die Vertreter der Mineralölbranche wollen nicht überflüssig werden. © SZ/Uwe Soeder

Dresden. Was wird eigentlich aus den Tankstellen, Benzinlagern und Raffinerien, wenn immer mehr Elektroautos fahren? Die Verbände der Mineralölbranche machen sich Sorgen und haben eine Kampagne gestartet. Mit politischen Kontakten, einer eigenen Internetseite und Filmen auf verschiedenen Online-Kanälen wollen sie vor allem Autofahrer für ihre Interessen einnehmen.

Derzeit werde „als vermeintlich einzige Lösung“ für eine Verkehrswende die Elektromobilität gefördert, sagt Duraid El Obeid, Vorsitzender des Bundesverbandes Freier Tankstellen und zugleich des Spitzenverbandes Mittelständische Energiewirtschaft Deutschland. Dieser Verband bündelt die Interessen von vier Vereinigungen, darunter ist auch der Unabhängige Tanklagerverband.

Die Vertreter der Mineralölbranche weisen darauf hin, dass nicht alle Autos mit Verbrennermotor verschrottet werden sollten. Das wäre nicht nachhaltig, heißt es in einem Film, den der Verband bei einer Informationsveranstaltung präsentierte. Auch wenn der Automobil-Akku sich weit verbreite, blieben Millionen Autos mit Verbrennermotor auf den Straßen.

Flüssige Kraftstoffe würden weiterhin benötigt, damit auch Tankstellen und die Infrastruktur dafür. Für Flugverkehr und Schiffe seien Batterien keinesfalls ausreichend.

Dresdner Firma Sunfire bietet flüssige Treibstoffe

Verbandschef El Obeid erinnert an den Verkehr in „afrikanischen Megacities“, in denen nicht mit ausreichender Stromversorgung für die Autos zu rechnen sei. In Gesprächen mit Politikern erlebe der Verband allerdings Zurückhaltung – nach seinem Eindruck aus Sorge, dass der batterieelektrische Antrieb infrage gestellt werden könne.

Doch der Verband setzt sich für Flüssigtreibstoffe ein, die nicht aus fossilen Rohstoffen hergestellt werden. Daran arbeitet beispielsweise das Dresdner Unternehmen Sunfire GmbH. Die „E-fuels“ sollen möglichst mit Ökostrom produziert werden, um das Klima nicht zu belasten.

Sunfire-Geschäftsführer Nils Aldag sagt, zwar würden Batterie-Autos vor allem in den Innenstädten dringend benötigt. Doch Verbrennungsmotoren würden noch jahrzehntelang eine Rolle spielen. China habe sich für die Zeit bis 2060 dazu bekannt. E-fuels könnten dazu beitragen, Emissionen zu verringern – und passten in die bestehende Infrastruktur.

El Obeid rechnet nach eigenen Angaben damit, dass spätestens im kommenden Jahr E-fuels in Deutschland erhältlich sind. Eine industrielle Produktion in großem Maßstab erwartet er allerdings eher in Nordafrika und Südamerika. Hauptgeschäftsführer Matthias Plötzke sagt, das windreiche Chile und die sonnenreichen Regionen im Süden böten mehr natürliche Energie für die Produktion als etwa Deutschland.