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AfD-Chef bei Illner in der Kritik - Chrupalla fehlen klare Beweise für Fehler von Krah

Im ZDF wurde es hitzig: AfD-Chef Tino Chrupalla war am Donnerstag bei Maybrit Illner zu Gast. Es ging auch um die Korruptions- und Spionagevorwüfe gegen die AfD. Und um Michael Kretschmer, der aber gar nicht im Studio war.

Von Thilo Alexe
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AfD-Chef Tino Chrupalla war bei Maybrit Illner zu Gast.
AfD-Chef Tino Chrupalla war bei Maybrit Illner zu Gast. © ZDF/Jule Roehr

Es ging laut zu, es wurde geschrien, stellenweise war nichts zu verstehen. Doch an einer leisen Stelle konnte der in Bedrängnis geratene AfD-Chef Tino Chrupalla geschickt eine Frage platzieren: "Wenn es für keine Koalition reicht", richtete er das Wort an den früheren CDU-Chef Armin Laschet, "was machen Sie dann?"

Laschet hatte in der teils arg zerfahrenen Talkrunde bei Maybrit Illner am Donnerstagabend im ZDF für seine Partei eine Zusammenarbeit sowohl mit der AfD als auch mit den SED-Nachfolgern der Linken ausgeschlossen. Der frühere Kanzlerkandidat konterte: "Warten Sie es einfach ab."

Im TV-Duell habe der Thüringer CDU-Mann Mario Voigt seinen AfD-Kontrahenten Björn Höcke entlarvt. Im Osten seien während der Wende viele Menschen für Demokratie auf die Straße gegangen – das werde sich auch bei den Wahlen im Herbst zeigen.

Damit war der Block zu den Abstimmungen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg abgehakt. Ohnehin wollte sich die Sendung der Frage widmen, ob die AfD angesichts von Spionage- und Korruptionsvorwürfen überhaupt deutsche Interessen vertrete.

Chrupalla rechtfertigt Agieren nach Vorwürfen gegen Krah und Bystron

Anders als am Wochenende bei Caren Miosga wurde Chrupalla hart mit den Vorwürfen gegen die Europaspitzenkandidaten Maximilian Krah und Petr Bystron konfrontiert. Spiegel-Vizechefin Melanie Amann sprach von eindeutigen und harten Belegen – Bystron soll Geld vom prorussischen Portal Voice of Europe erhalten haben. Krahs Mitarbeiter sitzt wegen des Verdachts der Spionage für China in Untersuchungshaft. Chrupalla verwies mehrfach darauf, dass es keine Verfahren gegen die Politiker gebe. Aber: "Wir werden klare Konsequenzen ziehen, wenn sich diese Vorwürfe gegen Herrn Krah und Herrn Bystron bestätigen."

Laschet war das zu wenig. Die CDU habe stets schnell gehandelt, wenn Korruptionsvorwürfe gegen Abgeordnete im Raum gestanden hätten. "Sie selbst haben doch ein schlechtes Gewissen", sagte er an Chrupalla gewandt und verwies darauf, dass der EU-Wahlkampf der AfD ohne Reden der Spitzenkandidaten beginne und Plakate mit ihnen zunächst nicht aufgehängt werden sollen. Amann riet Chrupalla ironisch, die deutsche Fahne ab- und die russische aufzuhängen.

Der Sachse warnte vor einer Umkehr der Unschuldsvermutung. Die Diskussion verfestigte sich und kam nicht wirklich weiter. Geöffnet wurde sie dann von der in Brandenburg lebenden Autorin und Verfassungsrichterin Juli Zeh. Man versammle sich um Herrn Chrupalla, "als wäre er ein kleines Lagerfeuer des Grauens". Sie sprach von einem "Unbehagen" an der Diskurskonstellation. Bei ihren brandenburgischen Nachbarn bleibe vermutlich nur hängen, dass es eine Unschuldsvermutung gebe. "Damit ist für den Normalbürger die Sache erstmal vom Tisch."

Laschet: "Müssen darauf achten, dass wir nicht eine Schwarz-Weiß-Republik werden"

Zeh forderte eine mehr themenorientierte Auseinandersetzung, weniger Polarisierung. Laschet gab ihr Recht: "In der Tat müssen wir darauf achten, dass wir nicht eine Schwarz-Weiß-Republik werden." Und mit Blick auf den Krieg in der Ukraine warnte er davor, über Abgeordnete wie den Sozialdemokraten Rolf Mützenich herzufallen. Der hatte wie Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) ein Einfrieren des Konflikts angemahnt.

Illner wollte von Chrupalla wissen, ob er Russlands Präsidenten Wladimir Putin für einen Kriegsverbrecher halte? Der AfD-Chef fragte zurück, was das in dieser Debatte bringe: "Wir müssen darüber reden, wie wir das Töten beenden – nicht darüber ob er Kriegsverbrecher oder Diktator ist."

Immer wieder kam die Sprache auf Krah und Bystron. Moderatorin Illner verwies auf AfD-interne Kritiker wie Hannes Gnauck. Der Abgeordnete und Chef des Parteinachwuchses hält es für schwierig, angesichts der Negativschlagzeilen damit zu werben, Politik für das Volk zu machen. Chrupalla betonte, die Europakandidaten hätten schriftlich versichert, an den Vorwürfen sei nichts dran. Indirekt allerdings bemühte er sich um eine Distanzierung. Rund 70 Prozent hätten Krah und Bystron auf einem Parteitag nominiert, es handle sich nicht um von ihm durchgedrückte Bewerber. Laschet sah das anders. Mit Blick auf Krah sagte er zu Chrupalla: "Sie haben ihn aufgestellt."

Ein Einspieler zeigte den AfD-Vorsitzenden bei einer Rede, in der er die Kosten des Ukrainekrieges für deutsche Steuerzahler kritisierte. Im Studio legte der Görlitzer Bundestagsabgeordnete nach: "Die Bürger merken doch, was gerade passiert." Zeh verwies sachlich darauf, dass die Frage von Waffenlieferungen in ihrer Wahrnehmung weniger über die Kosten als über die Sinnhaftigkeit und Risiken thematisiert werde.

Mehrfach kam die Rede auch auf Michael Kretschmer, der gar nicht Gast im ZDF war. Laschet sagte, der Ministerpräsident argumentiere mit Blick auf Russland differenziert. Amann bescheinigte Skeptikern von Waffenlieferungen wie Kretschmer oder auch Juli Zeh, dass sie aus humanistischer Position heraus argumentierten – und nicht aus einer finanziellen. Chrupalla konstatierte: Kretschmer sage dasselbe wie er.