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Kommentar: Im Fall Krah fehlt der AfD der Weitblick

Die Debatte um den EU-Spitzenkandidaten der AfD dürfte kurzfristig keine große Auswirkungen haben. Auf lange Sicht dagegen schon. Ein Kommentar von Gunnar Saft.

Von Gunnar Saft
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Die Personaldebatte um Maximilian Krah kommt für dessen Partei zur Unzeit. So wie die AfD-Spitze jetzt  dabei aber agiert, könnte das über die bevorstehende EU-Wahl hinaus Auswirkungen auf das Wählerverhalten haben.
Die Personaldebatte um Maximilian Krah kommt für dessen Partei zur Unzeit. So wie die AfD-Spitze jetzt dabei aber agiert, könnte das über die bevorstehende EU-Wahl hinaus Auswirkungen auf das Wählerverhalten haben. © dpa/SZ

Die AfD kommt nicht zur Ruhe. Zwar verordnete sich die Partei für ihren sächsischen Landesparteitag am Wochenende verzweifelt ein Stillschweigen zur Affäre um Maximilian Krah, obwohl der umstrittene EU-Spitzenkandidat der AfD gerade in seinem Heimatland ganz viele Unterstützer in der Partei hat, die keinerlei Probleme mit dessen jüngsten Auftritten sowie mit seinen politischen Ansichten haben, im Gegenteil.

Dass sich dann aber ausgerechnet der ebenfalls aus Sachsen stammende AfD-Bundesvorsitzende trotzdem wieder zum Fall Krah äußerte, ja äußern musste, zeigt, wie groß der öffentliche Druck bei diesem Thema weiterhin ist. Und dass sich inzwischen sogar rechte Parteien aus anderen Ländern öffentlich von der AfD abwenden und mit dieser Partei nicht mehr gemeinsam in einer Fraktion des EU-Parlaments sitzen wollen, ist in der Tat äußerst ungewöhnlich. Wenn sich Chrupalla und Co. von diesem Umstand offiziell unbeeindruckt zeigen, ist das ihre Sache. Dass der AfD-Deutschlandchef jetzt aber mit Vehemenz gegen potenzielle Mitstreiter in Italien und Frankreich wettert, statt wieder auf Annäherungskurs zu gehen, könnte aber auch ein Zeichen dafür sein, dass er den Ernst der eigenen Lage nicht erkannt hat.

Kurzfristig hat die AfD durch die Krah-Affäre wenig zu befürchten. Weil sie ihre Wählerstimmen traditionell mehr für radikale politische Forderungen und nicht für die aufgestellten eigenen Kandidaten erhält, dürfte die EU-Wahl für die Partei nicht zum Debakel werden. Sollte man den 9. Juni deshalb erfolgreich bestehen, bleibt aber immer noch die Frage nach den langfristigen Auswirkungen der jüngsten Ereignisse. Dass vielen Wählern die EU weit weniger am Herzen liegt als das eigene Bundesland, dürfte dann für die AfD eher kein Vorteil mehr sein.