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Gysi: Linke darf nicht in die Bedeutungslosigkeit rutschen

Beim Parteitag der Linken in Erfurt schwört Gregor Gysi die Delegierten auf einen realpolitischen Kurs ein, erntet aber auch Widerspruch beim Thema Gendern.

Von Thilo Alexe
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Linkenpolitiker Gregor Gysi weiß nicht, wie er der Partei gratulieren soll.
Linkenpolitiker Gregor Gysi weiß nicht, wie er der Partei gratulieren soll. © dpa

Der langjährige Linksfraktionschef Gregor Gysi sieht die Partei an einem Scheidepunkt. Es falle ihm zum 15-jährigen Geburtstag der aus PDS und WASG entstandenen Linken „kein rechter Glückwunsch ein“, sagte der Bundestagsabgeordnete auf dem Parteitag in Erfurt. Die Linke sei in einer existenziellen Krise. An die Delegierten appellierte er am Samstag: „Entweder wir retten unsere Partei, oder wir versinken in Bedeutungslosigkeit.“

Gysi schwor die Linke auf einen real- und sozialpolitischen Kurs ein. Das könne die Partei stärken: „Wenn wir ein Laden für die 1.000 kleinen Dinge bleiben, berauben wir uns dieser Chance.“ Gysi warb dafür, dass die Linke verstärkt Interessen von Arbeitnehmern, Angestellten und Arbeitslosen ins Zentrum stellt.

Mit Blick auf die Ukraine sprach Gysi zwar von Fehlern der Nato und der EU. Aber keiner dieser Fehle rechtfertige den Krieg. Es sträube sich alles in ihm gegen einen Nato-Beitritt Finnlands und Schwedens. Gysi nannte aber auch die Argumente, die diese Länder für einen Beitritt vorbringen.

Frauen kritisieren Gysis Meinung zum Gendern

Der Abgeordnete betonte: „Wir sind entschiedene Gegner der Aufrüstungspolitik.“ Zudem verwies er darauf, dass Deutschland in den Weltkriegen Russland angegriffen habe. „Russland wird Deutschland nicht angreifen.“

Gysi warnte davor, die Gender- und Geschlechterdebatte angesichts der Krise der Partei mit mehreren Wahlschlappen derzeit überzubetonen. Der Parteitag solle keine Beschlüsse zu Doppelpunkt, großem I oder Sternchen fassen. Das gehobene Bürgertum wolle die Schreibweise verändern. „Wir aber wollen die Verhältnisse verändern.“

Gysi wandte sich auch scharfzüngig gegen eine Debatte von Amt und Mandat. „Wenn wir so weitermachen, verlieren wir alle Mandate.“ Er erhielt intensiven Applaus, aber auch Widerworte. Zwei weibliche Delegierte gaben Erklärungen ab, in der sie seine Gender-Kritik verurteilten. Eine sprach von einer „Frechheit“.

Linke macht ihren Vorstand etwas kleiner

Der Parteitag dauert bis Sonntag, die Linke will ihren Vorstand wählen. Als einen ersten Schritt verkleinert die Partei ihren Vorstand von 44 auf 26 Mitglieder. Ziel sei, das Gremium schlagkräftiger zu machen und damit auch aufzuwerten, sagte der scheidende Bundesgeschäftsführer Jörg Schindler am Samstag. Die nötige Mehrheit der rund 570 Delegierten unterstützte die Änderung unmittelbar vor der Neuwahl des Parteivorstands.

Dabei sollte am Samstagnachmittag auch die Doppelspitze der Partei neu besetzt werden. Die amtierende Vorsitzende Janine Wissler bewirbt sich erneut. Als weitere aussichtsreiche Kandidaten gelten der Europapolitiker Martin Schirdewan sowie die Bundestagsabgeordneten Heidi Reichinnek und Sören Pellmann. Für den gesamten Vorstand gibt es etwa 100 Kandidaten, die sich dem Parteitag vorstellen dürfen. (mit dpa)