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Kontrollen in Dresden: Kampf gegen Negativ-Spitzenplatz bei Radfahr-Unfällen

Dresden ist bundesweites Schlusslicht bei Sicherheit im Radverkehr. Polizei und Stadt wollen in Dresden die Unfallgefahr für Radfahrer senken. Das Ziel bis 2035: Keine Verkehrstoten und Schwerstverletzte mehr.

Von Christoph Springer
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Wie hier auf der Chemnitzer Straße will die Polizei bei der Aktion "Respekt durch Rücksicht" besonders auf das Miteinander von Auto- und Radfahrern in Dresden achten.
Wie hier auf der Chemnitzer Straße will die Polizei bei der Aktion "Respekt durch Rücksicht" besonders auf das Miteinander von Auto- und Radfahrern in Dresden achten. © René Meinig

Dresden. Auf dem Zelleschen Weg wird ein Radfahrer bei einem Unfall schwer verletzt, der Unfallverursacher, ein Autofahrer, flüchtet. So etwas passiert viel zu oft in Dresden. Bei diesem Unfall am 12. April war der 36-Jährige mit seinem Fahrrad in Richtung Teplitzer Straße unterwegs. Ein Auto überholte ihn und bog dann nach rechts in eine Nebenstraße ab. Der Radfahrer hatte Vorfahrt, der Autofahrer hat das ignoriert - bewusst, oder unbewusst.

Der Radfahrer konnte durch ein heftiges Bremsmanöver zwar einen Zusammenstoß verhindern, verlor aber die Kontrolle und stürzte. Schwer verletzt ließ ihn der Autofahrer zurück.

"Anhaltend hohe Unfallzahlen" meldet die Polizei in Dresden mit Blick auf den Radverkehr. Die Statistik zeigt: Die Zahl der Unfälle ist 2022 im Vergleich zum Vorjahr sogar deutlich gestiegen - um 18,8 Prozent auf mehr als 1.500. Auch die Zahl der Unfälle mit Fußgängern war 2022 höher als im Jahr zuvor - sie kletterte um 9,1 Prozent. 289 Unfälle waren es insgesamt.

Dresden will Unfallstellen entschärfen

Mit ihrer Aktion "Respekt durch Rücksicht" versucht die Polizei in Dresden seit Jahren, das Miteinander von Rad- und Autofahrern zu verbessern, das Gefahrenpotenzial aufzuzeigen und dazu beizutragen, dass die Zahl der Unfälle zumindest nicht weiter steigt. Vorübergehend sank sie auch, doch letztlich war die Ursache dafür nur die Tatsache, dass in den Corona-Jahren weniger Menschen unterwegs waren, die Unfallgefahr also sank.

Jetzt versuchen die Polizei und die Stadtverwaltung, beim Kampf gegen die Unfallzahlen gemeinsam einen neuen Weg zu gehen. Einerseits wollen sie künftig bei der Entschärfung von Unfallstellen intensiver zusammenarbeiten. Zwar gibt es eine Zusammenarbeit schon im Rahmen der Dresdner Unfallkommission, doch am Mittwoch die Verantwortlichen dafür schriftlich noch mehr gemeinsames Engagement vereinbart. Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn , Ordnungsbürgermeisterin Eva Jähnigen (beide Bündnis 90/Die Grünen) und Polizeipräsident Lutz Rodig haben die Vereinbarung unterschrieben.

Dresden ist bundesweites Schlusslicht bei Sicherheit im Radverkehr

Polizeipräsident Lutz Rodig erklärt: "Was die Kriminalität betrifft, gehört Dresden zu den fünf sichersten deutschen Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern. Bei dem Thema Radverkehrssicherheit sind wir im bundesweiten Vergleich hingegen das Schlusslicht." Dabei will die Stadt bis 2035 erreichen, dass es in Dresden bei Verkehrsunfällen keine Toten und Schwerverletzten mehr gibt.

"Mit der Umsetzung unserer Fußverkehrsstrategie und des Radverkehrskonzepts verbessern wir die Situation bereits fortlaufend", ist Verkehrsbürgermeister Kühn überzeugt. "Durch die Sicherheitskooperation mit der Polizeidirektion Dresden bündeln wir nun alle Kräfte." Dabei geht es vor allem darum, nach Unfalldatenanalysen mit baulichen Anpassungen oder Änderungen der Verkehrsregelung, Kontrollen und einer verstärkten Sensibilisierung zur gegenseitigen Rücksicht Gefahrenstellen zu entschärfen.

Das Ordnungsamt, das Eva Jähnigen unterstellt ist, soll zu mehr Sicherheit beitragen, indem der sogenannte ruhende Verkehr "nicht zum Ärgernis wird". Es geht um Fahrzeuge, die falsch abgestellt sind, etwa an Straßenecken, vor Schulen und Kitas oder auf Radwegen. Kurz: Wer so etwas macht, muss damit rechnen, schneller ein "Knöllchen" zu bekommen. "Wer sein Fahrzeug - und sei es nur kurz - auf dem Radweg abstellt, zwingt Radfahrende zu gefährlichen Überholmanövern", sagt Jähnigen.

"Respekt durch Rücksicht": Verstärkte Kontrollen in Dresden bis Ende April

Mit der Unterzeichnung der Sicherheitspartnerschaft startet zeitgleich wieder die Kontrollaktion "Respekt durch Rücksicht" der Polizeidirektion Dresden, bei der erstmals auch die Landeshauptstadt mitmacht. Wie in den vergangenen Jahren steht dabei die Sicherheit des Radverkehrs im Mittelpunkt.

Da Unfälle von verschiedenen Verkehrsteilnehmern verursacht werden, betreffen die Kontrollen aber das komplette Verkehrsgeschehen, also auch Autofahrer und Fußgänger, so die Verantwortlichen. "Lebensqualität bedeutet auch, sich im Verkehrsraum sicher zu fühlen", sagt dazu Gerald Baier, der Leiter der Dresdner Verkehrspolizeiinspektion.

Die Kontrollen der Polizei beginnen an diesem Mittwoch. Bis zum Freitag nächster Woche sind sie geplant, jeweils zwischen 7 und 21 Uhr. Auch eine Kontrolle auf dem Elberadweg sowie ein Aktionstag Fahrradstraßen auf der neu geschaffenen Radroute Ost sind geplant. Die Polizei geht dabei außerdem Hinweisen der Dresdnerinnen und Dresdner nach, die diese im extra geschalteten Bürgerportal gegeben haben. Das Portal ist bis Sonntag, 30. April geschaltet und unter im Internet über die Adresse https://mitdenken.sachsen.de/respekt2023 zu erreichen.