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Deutlich mehr Radfahrer an Unfällen in Dresden beteiligt

Die Zahl der Unfälle in Dresden steigt, das zeigt eine aktuelle Statistik. Alarmierend ist aus Sicht der Polizei die Entwicklung beim Radverkehr. Hier bestehe "Handlungsbedarf".

Von Christoph Springer
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Bei diesem Unfall mit einer Straßenbahn auf der Fritz-Löffler-Straße in Dresden ist Anfang November 2022 ein Radfahrer ums Leben gekommen.
Bei diesem Unfall mit einer Straßenbahn auf der Fritz-Löffler-Straße in Dresden ist Anfang November 2022 ein Radfahrer ums Leben gekommen. © Archiv/Roland Halkasch

Dresden. Die Unfallzahlen sind in Dresden gestiegen. Nach Angaben der Polizei lag die Zahl der Unfälle im vergangenen Jahr reichlich sechs Prozent über der des Vorjahres. Wegen Corona war sie zuletzt gesunken, weil während der Pandemie weniger Menschen unterwegs waren. Nun nähert sie sich wieder dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 an, stellt der Dresdner Polizeipräsident Lutz Rodig fest. Außerdem gibt es eine Gruppe von Verkehrsteilnehmern, die besonders gefährdet ist.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus der aktuellen Unfallstatistik für Dresden.

Zahl der Unfalltoten in Dresden steigt

Drei Menschen sind 2021 in Dresden bei Unfällen ums Leben gekommen, im vergangenen Jahr registrierte die Polizei sechs Unfalltote. Einer der Fälle: In der Nacht zum 31. Oktober fährt ein 28-Jähriger mit einem Motorrad auf der Großenhainer Straße stadteinwärts. In der Linkskurve in Höhe der Einmündung Harkortstraße verliert er die Kontrolle über seine Maschine. Er fährt auf den Fußweg, stößt dort gegen zwei Schaltkästen und verletzt sich dabei lebensgefährlich. Später stirbt der 28-Jährige in einem Krankenhaus.

Die Zahl der erfassten Unfälle insgesamt ist von 2021 zu 2022 um 6,2 Prozent auf fast 12.600 gestiegen. Die Polizei vergleicht diese Zahl mit der aus dem Jahr 2019, also vor Corona. Damals registrierten die Beamten in Dresden mehr als 14.100 Unfälle. Dann sank die Unfallzahl deutlich und seitdem steigt sie wieder.

Zahl der verletzten Kinder steigt

Mehr als 2.620 Menschen wurden bei den Unfällen leicht verletzt, 358 erlitten schwere Verletzungen. Das entspricht etwa den Zahlen, die die Polizei vor Corona registriert hat. 2022 kam auf den Dresdner Straßen wie auch schon 2021 kein Kind ums Leben. 25 wurden schwer verletzt. 2021 waren es 18 schwer verletzte Kinder.

Die Zahl der leicht verletzten Kinder stieg von 116 im Jahr 2021 auf 184 im vergangenen Jahr. Zum Vergleich: Im Vor-Corona-Jahr 2019 registrierte die Polizei in Dresden 174 Kinder, die bei Unfällen leicht verletzt wurden, also fast dieselbe Zahl.

88 der im vergangenen Jahr verunglückten Kinder waren mit einem Fahrrad unterwegs, 54 als Fußgänger und 67 als Mitfahrer in einem Auto.

Hauptunfallursachen ändern sich nicht

Bei etwa einem Fünftel aller Unfälle waren Vorfahrts- und Vorrangfehler die Ursache für Unfälle mit Verletzten. Es folgen Fehler beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren.

Zu geringer Abstand war bei reichlich acht Prozent der Unfälle die Ursache, eine nicht passende oder zu hohe Geschwindigkeit bei reichlich fünf Prozent. Zur letzten Kategorie gehört wahrscheinlich auch der Motorradunfall vom Oktober 2022.

Parallel dazu spielten bei 228 Unfällen Alkohol oder Drogen eine Rolle. Im Jahr 2021 waren es 188 Unfälle. 206 Unfälle bauten im vergangenen Jahr Autofahrer, die unter Alkoholeinfluss standen, so die Polizei. Also der mit Abstand größte Teil der berauschten Fahrer.

Deutlich mehr Unfälle mit Radfahrern

Die Zahl der Unfälle, an denen Radfahrer beteiligt waren, ist 2022 im Vergleich zum Jahr davor deutlich gestiegen. Die Polizei registrierte einen Anstieg um knapp 19 Prozent. Dieser Anstieg betraf sowohl die Zahl der an Unfällen beteiligten Radfahrer als auch die Zahl der Radfahrer, die bei Unfällen verletzt wurden. Fast 1.630 Radfahrer waren 2022 an Unfällen beteiligt, knapp 1.350 wurden dabei auch verletzt.

Dieser Negativtrend ist laut der Polizei nicht allein auf einen pandemiebedingten Rückgang der Unfallzahlen in den Jahren 2020 und 2021 zurückzuführen. Mit Blick auf das Jahr vor Corona registrierten die Beamten einen deutlichen Anstieg der Radfahrer, die an Unfällen beteiligt waren und dabei verletzt wurden. Die Polizei führt dies nicht allein auf steigende Radfahrerzahlen zurück. Einerseits appellieren die Beamten, es seien mehr Rücksicht und Respekt unter den Verkehrsteilnehmern nötig, um diesem Trend entgegenzusteuern.

Seitens der Polizei heißt es aber auch, es bestehe "Handlungsbedarf" für die Beamten und die Stadt. Das heißt, die Polizei muss den Radverkehr stärker kontrollieren und die Stadt muss mehr für die Sicherheit von Radfahrern tun. Diese Meinung vertritt auch der Fahrradclub ADFC, der regelmäßig die schnellere Umsetzung des Radverkehrskonzeptes der Stadt anmahnt.

Fast ein Drittel der Unfallverursacher flüchtet

Fast jeder dritte Unfallverursacher ist im vergangenen Jahr nach einer Karambolage geflüchtet. Es waren genau 28,9 Prozent, so die Polizei. Diese Zahl ist im Vergleich zu 2021 gestiegen - um 3,1 Prozent. 1.259 der geflüchteten Fahrer konnte die Polizei aber ermitteln. Damit lag die Aufklärungsquote bei 34,3 Prozent. Das entspricht etwa dem Wert der Vorjahre.