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"Die Winter sind nicht mehr wie früher": Wie sich die Radeberger Kleingärtner auf den Winter vorbereiten

Kleingärtner gehen in diesen Tagen in die Wintersaison. Auch der Radeberger Wolfgang Franke nutzt die Zeit, um seine Gartensparte winterfest zu machen.

Von Rainer Könen
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Wolfgang Franke macht seinen Garten winterfest. Er bewirtschaftet einen 300 Quadratmeter großen Garten im Kleingartenverein "Birkenhain" in Radeberg.
Wolfgang Franke macht seinen Garten winterfest. Er bewirtschaftet einen 300 Quadratmeter großen Garten im Kleingartenverein "Birkenhain" in Radeberg. © Marion Doering

Radeberg. Er ist da, der Herbst. Auch in der Anlage des Radeberger Kleingartenverein "Birkenhain" schaut es in diesen ersten Novembertagen sehr herbstlich aus. Wolfgang Franke sitzt auf der Terrasse vor seiner Laube, genießt die Sonne an diesem Vormittag, das Blätterrascheln und die noch milden Temperaturen. Er schaut auf die kleinen Kiwifrüchte, die er vom Baum abgeschnitten hat. Wenn die Tage kürzer und kühler werden, ist es Zeit, den Garten winterfest zu machen.

Wer wie er schon so lange Kleingärtner ist, hat aber auch in den vergangenen Jahren mitbekommen, dass sich das Klima zunehmend verändert hat. Oder anders ausgedrückt: "Die Winter sind nicht mehr wie früher, als man mitunter im Oktober Schnee und Dauerfrost hatte."

Folglich habe man nun ob "der milden Temperaturen mehr Zeit, um die Gärten winterfest zu machen", erklärt der 79-jährige Radeberger, der einen Großteil seiner Freizeit in der Kleingartensparte verbracht hat. Seit mehr als 45 Jahren pflegen er und seine Frau dort eine rund 300 Quadratmeter große Parzelle.

Jahr 2023 war sehr ertragreich für Kleingärtner

Mit dem Ergebnis der diesjährigen Gartensaison ist er zufrieden. "Es war überaus ertragreich", erzählt er, während er auf die kleinen Obstbäume schaut, die vor der Gartenlaube stehen. So habe beispielsweise der Apfelbaum mehr als einen Zentner Äpfel abgeworfen. "Da sind 68 Saftflaschen zusammengekommen", freut er sich. Er und seine Frau konnten einiges ernten: Tomaten, Bohnen, Gurken, Möhren, Kartoffeln, diverse Beerensorten, Äpfel, Pflaumen und Kirschen.

Auch wenn vom Winter bisher noch nichts zu spüren war, bereiten sich Kleingärtner wie er auf die kalte und dunkle Jahreszeit vor und haben etliches zu tun, um die Gärten winterfest zu machen. "Ich denke, das milde Wetter hält sich wohl noch bis Mitte, vielleicht Ende November", schätzt Franke. Denn ein gut auf den Winter vorbereiteter Garten ist die Grundlage für eine blühende und ertragreiche Gartensaison im kommenden Jahr.

Das Wasser habe er bereits abgestellt, die Wasseruhr abmontiert, erzählt er. Die Goldfische bleiben auch im Winter im kleinen Teich. Um sie vor Katzen und Mardern zu schützen, wird dieser mit einem stabilen Netz abgedeckt, die Rasenfläche habe er vom Laub befreit. Ein Muss, denn das Grün verträgt kein Laub, das schadet der Grasnarbe. Rosen und Chrysanthemen blühen derzeit noch ein wenig nach.

Noch ein paar Tage braucht er, dann ist seine Parzelle winterfest. "Und wenn ich mein Gartentor abschließe", sagt der 79-Jährige, "dann ist die diesjährige Gartenzeit endgültig vorbei".

Wolfgang Franke hüllt seinen Grill ein.
Wolfgang Franke hüllt seinen Grill ein. © Marion Doering
Die Vogeltränke im Kleingarten in Radeberg wird auch im Winter gefüllt.
Die Vogeltränke im Kleingarten in Radeberg wird auch im Winter gefüllt. © Marion Doering
Der Goldfischteich wird mit einem Netz überspannt, damit Katzen und Marder keine Chance haben.
Der Goldfischteich wird mit einem Netz überspannt, damit Katzen und Marder keine Chance haben. © Marion Doering
Vors Küchenfenster kommt ein Brett als Schutz vor Einbrecher. Wenn Franke all die Arbeiten erledigt hat, ist für ihn die Saison beendet.
Vors Küchenfenster kommt ein Brett als Schutz vor Einbrecher. Wenn Franke all die Arbeiten erledigt hat, ist für ihn die Saison beendet. © Marion Doering

Was der Radeberger Experte vor der Wintersaison rät

Weil Franke sich so gut auskennt, kann er einige Wintersaison-Regeln geben:

1. Um die Garten-Laube winterfest zu machen, sei es ratsam, so Wolfgang Franke, alle Elektrogeräte vom Netz zu nehmen und Flüssigkeiten wie Farbe oder Pflanzenschutzmittel an einen frostsicheren Ort zu lagern. Und ebenfalls wichtig: Das Dach auf undichte Stellen kontrollieren und gegebenenfalls reparieren. Auch die Dachrinne sollte von Laub und Unrat gereinigt werden, damit der Regen im Spätherbst und Winter abfließen kann.

2. Wasser abstellen. Vor jedem Winter montiert Wolfgang Franke seine Wasseruhr ab, entleert Wasserleitungen. Ebenfalls wichtig: Wasserfässer zu leeren und Wasserhähne offenzulassen.

3. Empfindliche Pflanzen schützen. Im Rödertal kann es im Winter kalt und sehr regnerisch werden. Da freuen sich empfindliche oder nur bedingt frostharte Pflanzen über eine dicke Schicht Vlies. Bei Wolfgang Franke sind es auch die Rosen, die mit einem großen Erdhügel bedacht werden, damit sie gut über den Winter kommen.

4. Rasen mähen und vom Laub befreien. Vor den ersten Frösten sollte man, dazu rät auch Wolfgang Franke, auf jeden Fall den Rasen noch mal trimmen. Denn bleiben die Grashalme zu lang, werden sie durch Schnee und Eis zusammengedrückt, dann gibt es einen weniger kräftigen Austrieb im kommenden Jahr. Die Rasenfläche sollte möglichst laubfrei gehalten werden. Und: Wenn man in den folgenden Wintermonaten im Garten nach dem Rechten schaut, gelegentlich Laubrechen.

5. Beete mulchen. Statt das Gartenlaub zur Deponie zu bringen, sollte man mit diesem kostbaren Rohstoff Beete abdecken, damit sie nicht austrocknen und auch Hecken sowie Sträucher mulchen. Wer ein Herz für Tiere hat, der kann an einer geschützten Stelle im Garten einen kleinen Laubhaufen aufschichten, in der stillen Hoffnung, dass im Winter dort ein Igel einzieht.

6. Obstbäume weiß anstreichen. Im Spätherbst streichen etliche Kleingärtner ihre Obstbäume mit einer speziellen kalkhaltigen Farbe. Das soll verhindern, das an frostig-sonnigen Tagen die Rinde der Bäume aufplatzt. Denn wenn die Sonne von einer Seite kommt, heizt sich die Rinde dort auf, während die sonnenabgewandte Seite kalt bleibt. Durch den Temperatur- und Spannungsunterschied kann die Rinde aufplatzen. Wolfgang Frankes Obstbäume hingegen bekommen keine Winterbemalung.

7. Keine immergrünen Gewächse pflanzen. Sollte man jetzt tunlichst vermeiden, rät Wolfgang Franke. Besser sei es, bis zum Frühjahr zu warten. Der Grund: Immergrüne verdunsten auch im Winter Wasser, da besteht die Gefahr, dass ihre Wurzeln gefrieren. Solange der Boden noch nicht gefroren ist, ist jederzeit Gelegenheit, Blumenzwiebeln zu stecken oder Bäume, Sträucher, Hecken und Rosen zu pflanzen.

8. Sichere Gartenlaube. Fenster sollten mit einer Voll- oder Schichtholzplatte abgedeckt werden. Gartenwerkzeuge wie Spaten oder Hacken, die zum Eindringen in die Gartenlaube genutzt werden können, nicht offen im Garten gelagert werden. Sichtbare Technik wie Satelliten-Schüsseln abgebaut und Fernseher und Musik-Anlagen an einen sicheren Ort gelagert werden.