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Sichere Schulwege in Radeberg: Forderung nach Lösung für die Pulsnitzer Straße

Wie sicher sind Radebergs Schulwege? Der Vater eines Schulkindes sieht an der Pulsnitzer Straße eine Gefahrenstelle und fordert von der Verwaltung mehr Engagement.

Von Verena Belzer
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Jan Book steht auf der Fußgängerquerung am Anfang der Pulsnitzer Straße.
Jan Book steht auf der Fußgängerquerung am Anfang der Pulsnitzer Straße. © Marion Doering

Radeberg. Jan Book hat ganze Aktenordner voll mit Unterlagen, Stellungnahmen, Schriftwechseln. Alle haben ein Thema: die Schulwegsicherheit in Radeberg. Seine Tochter besucht die vierte KIasse der Grundschule Stadtmitte, sein Sohn wird im kommenden Jahr eingeschult. Familie Book wohnt fußläufig von der Grundschule entfernt - doch was Jan Book auf dem Schulweg regelmäßig erlebt, schockiert ihn.

Was ihn außerdem ärgert: das Verhalten der Radeberger Stadtverwaltung.

Radeberger kritisiert fehlendes Gesamtkonzept

"Es fehlt ein Gesamtkonzept für die Schulwegsicherheit in Radeberg", kritisiert Jan Book, der vor fünf Jahren von Dresden nach Radeberg gezogen ist und sich hier mit seiner Familie sehr wohl fühlt. "Die kurzen Wege, das viele Grün", schwärmt er von der Stadt. Wäre da nicht der Ärger um die Schulwege.

Lange Zeit hat sich Jan Book in der städtischen Arbeitsgemeinschaft "Sichere Schulwege" engagiert. Sie war nach dem tödlichen Unfall eines Schülers vor der Grundschule in Großerkmannsdorf ins Leben gerufen worden. Doch vor einem Jahr trat er aus der AG aus. "Es ging immer nur darum, warum irgendetwas nicht geht."

Doch Jan Book blieb beharrlich, wandte sich ans Sächsische Verkehrsministerium, steht im Austausch mit der Polizei, stellt seine Themen im Stadtrat vor und war erst kürzlich in der Sprechstunde von Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos).

Kinder überqueren Radebergs meistbefahrene Straße

Die Verkehrsinsel ist in einem schlechten Zustand.
Die Verkehrsinsel ist in einem schlechten Zustand. © Marion Doering

Als besondere Gefahrenstelle hat er die Überquerung der Pulsnitzer Straße in Richtung die Dr.-Wilhelm-Külz-Straße ausgemacht - die noch dazu in einem schlechten Zustand und nicht barrierefrei ist. Auf der meistbefahrenen Straße Radebergs kommen etliche Autos und Lastwagen aus der Kurve an genau diese Stelle. Und genau hier überqueren auch viele Schulkinder die Straße in Richtung Grundschule Stadtmitte.

"Hier erachte ich einen Fußgängerüberweg oder eine Ampel als hilfreich", sagt Jan Book. Sein Austausch mit den Behörden hierzu war bisher erfolglos. "Es hieß unter anderem, die Stelle sei zu steil für eine Ampel. Aber nur wenige Meter weiter an der Kreuzung Dresdner Straße zur Rathenaustraße steht auch eine Ampel. Und da ist es auch steil."

Forderung nach Geschwindigkeitstafel

Auch bedauert Jan Book, dass die Tafel zur Geschwindigkeitsanzeige an dieser Stelle entfernt wurde. Die Stadt hat in diesem Jahr beschlossen, zwei neue Tafeln anzuschaffen. Auf Nachfrage von Sächsische.de erklärt Stadtsprecherin Sarah Günther, dass der Kauf noch im November erfolgen soll.

"Es wird grundsätzlich keine festen Standorte geben, da es stets Änderungen im Straßenverkehr gibt, welche eine neue Gefahrenlage mit sich bringen und folglich eine besondere Sensibilisierung in Bezug auf die gefahrene Geschwindigkeit erfordern", schreibt Sarah Günther. "Grundsätzlich werden diese aber vor schutzbedürftigen Einrichtungen wie zum Beispiel an Schulen und Kindertagesstätten installiert."

Vor die Grundschule Süd wird ein fester Blitzer installiert, die Anschaffung kostet 100.000 Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 hat die Stadt nach Angaben der Pressestelle rund 80.000 Euro durch Tempoverstöße eingenommen. Die Anschaffung einer festen Anlage amortisiert sich demnach recht schnell.

Stadt will Schulwegfibel überarbeiten

  • Mehr als 9.000 Menschen aus Ost- und Mittelsachsen haben für den Mobilitätskompass Einblick in ihr Mobilitätsverhalten gegeben. Der Mobilitätskompass wurde unter wissenschaftlicher Begleitung der Evangelischen Hochschule Dresden und in Kooperation mit der Agentur "Die Mehrwertmacher" entwickelt und ausgewertet, die darauf geachtet haben, dass die Aussagen belastbar sind. Bis Anfang Dezember veröffentlicht Sächsische.de die regionalen und lokalen Ergebnisse. Alle erschienenen Beiträge finden Sie auch auf www.saechsische.de/mobilitaetskompass

Wie die Schulkinder zu ihren jeweiligen Schulen zu Fuß gehen sollen, das regelt die sogenannte Schulwegfibel. Sie wird jedem Erstklässler als ausgedrucktes Exemplar zur Verfügung gestellt. Wird diese Fibel jedoch aufgrund neuer Regelungen aktualisiert, erfahren das die größeren Schulkinder nicht. "Die Fibel ist noch nicht einmal digital abrufbar", kritisiert Jan Book. "Und einen empfohlenen Schulweg für Radfahrer gibt es auch nicht." Würde es bessere und sichere Schulwege geben, würden vielleicht auch weniger Eltern ihre Kinder per sogenanntem Elterntaxi zur Schule bringen.

Hierzu erklärt die Stadtverwaltung, dass die Schulwegfibel für das Schuljahr 2024/2025 komplett überarbeitet und dann auch digital erscheinen soll.

Die Auswertung des Mobilitätskompasses von Sächsische.de zeigt, dass knapp die Hälfte aller Teilnehmer der Umfrage der Meinung sind, dass Kinder in der Stadt nicht gefahrlos Rad fahren können. Lediglich 13 Prozent haben die Aussage mit "stimme zu" oder "stimme eher zu" beantwortet. Mit diesem Wert liegt die Stadt Radeberg exakt im Durchschnitt aller Befragten im Landkreis Bautzen.

Auch das Thema Elterntaxis wurde bei der Umfrage abgefragt. Hier waren 66 Prozent der Meinung, dass die Aussage "rücksichtsvolle Elterntaxis vor Schulen/Kitas" "nicht" oder "eher nicht" zutrifft. Im gesamten Landkreis Bautzen waren es 62 Prozent.

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