Radeberg
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Azubis übernehmen Station im Radeberger Asklepios-Krankenhaus in Eigenregie

Sie haben mitten in der Corona-Pandemie ihre Ausbildung begonnen. Jetzt stehen 18 Pflege-Azubis des Radeberger Krankenhauses kurz vor ihrem Abschluss und haben eine Station in Eigenregie übernommen.

Von Verena Belzer
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Fühlt sich von den Pflege-Azubis Celia Hänsel (l.) und Monika Collaku bestens umsorgt: Istvan Toth aus Großröhrsdorf, der nach einem Herzinfarkt ins Radeberger Krankenhaus musste.
Fühlt sich von den Pflege-Azubis Celia Hänsel (l.) und Monika Collaku bestens umsorgt: Istvan Toth aus Großröhrsdorf, der nach einem Herzinfarkt ins Radeberger Krankenhaus musste. © René Meinig

Radeberg. Teamleitung, Qualitätsmanagement, Hygienebeauftragter und vieles mehr: Schon seit zwei Wochen ist die Station 3 des Radeberger Krankenhauses komplett in den Händen von 18 Pflege-Azubis im dritten Lehrjahr. Sie alle stehen kurz vor ihren Abschlussprüfungen und sind nun erstmals eigenständig für den Betrieb einer ganzen Station verantwortlich. Und das klappt erstaunlich gut.

Jana Haufe, Praxisanleiterin im Radeberger Krankenhaus, ist begeistert, wie gut alles funktioniert. "Die Azubis sind sehr motiviert, ihren Aufgaben gerecht zu werden." Ihr Kollege Torsten Heide lobt das Projekt - die angehenden Pfleger würden so erstmals einen umfassenden Einblick in die Arbeit eines Krankenpflegers bekommen. "Und die Teamfähigkeit wird geschult", sagt Heide. "Denn auf einer Krankenstation geht alles nur im Team."

"Ein bisschen wie bei 'Jugend forscht' hier"

Blutentnahme, Verbände wechseln, Medikamente vorbereiten, Visite begleiten, digitale Dokumentation und vieles mehr: Monika Collaku, 21 Jahre alt, und die 20-jährige Celia Hänsel sind zwei der 18 Azubis, die nun auf Station 3 all das erledigen, was eigentlich die ausgebildeten Pflegekräfte leisten. "Je mehr man weiß, desto mehr Lust hat man auf die Aufgaben", findet Monika Collaku. "Und das Feedback der Patienten ist toll. Es ist schön, wenn sie 'Danke' sagen."

"Eine Menge Verantwortung ist das", sagt Celia Hänsel. "Damit musste man anfangs erst einmal klarkommen. Aber man gewöhnt sich schnell." Wer sich ebenfalls schnell an das junge Pflegepersonal gewöhnt hat, sind die Patienten. Sie wurden bei der Aufnahme ins Krankenhaus darüber informiert, dass auf Station 3 gerade ein Azubi-Projekt läuft, auf das sich die jungen Leute seit einem Jahr vorbereiten.

Einer der Patienten ist Istvan Toth aus Großröhrsdorf. Nach einem Herzinfarkt liegt er nun auf Station. "Mein Eindruck von den jungen Leuten ist fantastisch", sagt er. "Es gibt überhaupt nichts zu bemängeln."

Er habe auf einem großen Plakat im Flur die Gesichter und Namen der Azubis gelesen. "Und da waren viele ausländisch klingende Namen dabei, ich finde das klasse." Wenn das die Zukunft sei, "dann habe ich keine Angst vor der Zukunft". Noch ein Scherz mit den jungen Frauen - "das ist ja ein bisschen wie bei 'Jugend forscht' hier" - dann müssen Monika Collaku und Celia Hänsel wieder weiter. Nächstes Zimmer.

Azubis sollen Verantwortung übernehmen

Im vergangenen Jahr übernahmen erstmals Azubis eine ganze Station für drei Wochen - perspektivisch kann sich Pflegedirektor Marco Palme auch ein sechswöchiges Projekt vorstellen. "Ziel ist es, dass die jungen Leute lernen, Verantwortung zu übernehmen und das jetzt schon mal unter Anleitung des Pflegepersonals ausprobieren können."

Bei Bedarf und wenn nötig könnten die Schwestern und Pfleger auch immer eingreifen. Die Azubis sind allesamt im Asklepios-eigenen Bildungszentrum in Neustadt/Sachsen Teil der neuen, generalistischen Ausbildung zur Pflegefachfrau/Pflegefachmann.

Corona: Ausbildung unter Ausnahmebedingungen

Mandy Schilling, Medizinpädagogin am Bildungszentrum, erklärt, dass die Frauen und Männer im Anschluss in ganz unterschiedlichen Bereichen der Pflege arbeiten können - und sie bricht eine Lanze für ihre Schüler: "Die Azubis haben in einer absoluten Ausnahmesituation ihre Ausbildung begonnen. Corona war für uns alle eine Ausnahmesituation."

Wie die Frauen und Männer damit umgegangen seien, dass sie schon zu Beginn ihrer Ausbildung Dinge gesehen und erlebt hätten, die eigentlich viel später erst "dran" sind, das verdiene Respekt. "Es heißt ja immer, die Jugend von heute leistet nichts", sagt Schilling. "Ich kann das nicht bestätigen. Die Azubis können stolz auf sich sein, dass sie das so durchgehalten haben."

Im Juni stehen Abschlussprüfungen an - und die allermeisten Azubis haben jetzt schon einen Arbeitsvertrag in der Tasche. Demnächst werden sie sich also als neue Pflegefachkräfte um die Radeberger Patienten kümmern.