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Radeberger Humboldt-Gymnasium fiebert Neubau auf dem Eschebach-Gelände entgegen

Das Radeberger Humboldt-Gymnasium ist eine der größten Schulen im Landkreis. Weil es aus allen Nähten platzt, bekommt es ein neues Gebäude. Wie bewältigt man den Schulalltag mit über 1.100 Schülern?

Von Verena Belzer
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Andreas Känner ist Schulleiter des Humboldt-Gymnasiums und damit einer der größten Schulen im Landkreis Bautzen.
Andreas Känner ist Schulleiter des Humboldt-Gymnasiums und damit einer der größten Schulen im Landkreis Bautzen. © Marion Doering

Radeberg. Rund 1.100 Schüler, über 100 Lehrer, mehrere Standorte: Das ist das Radeberger Humboldt-Gymnasium. Mit diesen Kennzahlen zählt die Schule zu den größten im Landkreis Bautzen.

Zwischen den Unterrichtsstunden wuseln kleinere und größere Kinder, Teenager und Lehrer durch die Gänge, wechseln die Räume. Da ist Trubel, da geht es auch mal lauter zu. Die einen müssen quer durchs Gebäude, die anderen kommen gerade vom Nebengebäude an der Kirche ins Hauptgebäude, um in der Mensa Mittag zu essen. Kann bei dieser Schulgröße dennoch allen Kindern gerecht werden? Andreas Känner, Schulleiter des Humboldt-Gymnasiums, sagt ganz klar: "Ja."

Hauptgebäude des Gymnasiums war schon immer zu klein

Platzmäßig war das Radeberger Humboldt-Gymnasium eigentlich immer zu klein. Anfangs gab es noch eine Außenstelle in Ottendorf-Okrilla - mit ein bis zwei Klassen von der 5. bis zur 7. Jahrgangsstufe. Außerdem wurden schon immer an der Kirche die Fünft- und Sechstklässler unterrichtet. "Immerhin 300 Schüler", erklärt Andreas Känner.

2010 habe es aufgrund des Geburtenrückgangs weniger Schüler gegeben, "doch auch da sind wir nicht ohne das Nebengebäude ausgekommen". Der Schulleiter freut sich schon seit Langem auf das neue "Haus 2" auf dem Eschebach-Gelände. "Allein schon aus organisatorischen und logistischen Gründen." Aktuell sind die Abrissarbeiten fast vollständig abgeschlossen, Baubeginn soll in etwa einem Jahr sein.

Untergrenze für ein Gymnasium: Dreizügigkeit

Dass seine Schule mit rund 1.100 Schüler vergleichsweise groß ist, das sieht Andreas Känner in vielerlei Hinsicht positiv. "Ein Gymnasium braucht eine gewisse Größe", sagt er. Das sächsische Schulgesetz sieht als Untergrenze eine Dreizügigkeit vor.

"Wir wollen unsere Schüler zur Studierfähigkeit bringen und ihnen ein breites Angebot an Kursen in der Oberstufe bieten", sagt Känner. Das ginge mit nur wenigen Abiturienten nicht. Das Radeberger Gymnasium ist aktuell sechszügig - mit der Ausnahme der 7. Jahrgangsstufe. Sie ist siebenzügig.

Traditionell sind Leistungskurse wie Chemie, Physik oder Biologie diejenigen mit begrenzter Nachfrage. Je größer die Schule, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass auch alle Schüler eben jene Kurse wählen können, die ihren Neigungen und Talenten entsprechen.

Das Radeberger Gymnasium gehört zu den größten der Region

Betrachtet man Zahlen aus den anderen Gymnasien im Landkreis und in Dresden fällt sofort auf, dass das HGR zu den größeren Schulen gehört. In der Landeshauptstadt beispielsweise sind fünf öffentliche Gymnasien dreizügig. Drei weitere sind vierzügig, vier sind fünfzügig und vier sind sechszügig. Die Schulen in freier Trägerschaft hingegen sind eher klein: Von den insgesamt elf sind sechs zweizügig, drei dreizügig und zwei vierzügig.

Im Landkreis Bautzen sind die öffentlichen Gymnasien in Hoyerswerda und Wilthen klein - sie sind vierzügig. Das Goethe-Gymnasium in Bischofswerda ist fünfzügig und auch das Lessing-Gymnasium in Kamenz und das Sauerbruch-Gymnasium in Großröhrsdorf sind kleiner als das HGR.

"Es geht auch um die persönliche Entwicklung der Kinder"

Doch unabhängig von der Wahl der Leistungskurse sieht Andreas Känner in der Größe noch einen weiteren Vorteil: "Es geht auch um die persönliche Entwicklung der Kinder." Die Schüler würden ihr Netzwerk auf der weiterführenden Schule erweitern und müssten viel selbstständiger agieren als noch in den Grundschulen. "Das gibt den Kleinen einen richtigen Push."

Je größer die Schule, desto unpersönlicher ist sie? Andreas Känner verneint. Hier wiederum sei es durchaus von Vorteil, dass die jüngeren Schüler im Nebengebäude unterrichtet werden, wo alles etwas übersichtlicher ist und aufgrund der räumlichen Kapazitäten die Klassenstärken auch geringer sind. "Hier werden statt der maximalen Klassenstärke von 28 nur höchstens 26 Kinder unterrichtet", erläutert der Schulleiter. "Mehr geben die Räume nicht her." Die ersten drei Jahrgangsstufen werden planmäßig auch im neuen Haus 2 separat unterrichtet. In der 8. Klasse folgt dann der Umzug ins Hauptgebäude.

Doch generell gebe es an seiner Schule kaum Klassen mit der Maximal-Schülerzahl von 28. "Wir haben in diesem Schuljahr eine Klasse mit 28 und eine mit 27 Kindern. Der Rest ist kleiner."

"Qualität steht und fällt mit engagierten Lehrern"

Der große Vorteil des neuen Gebäudes auf dem Eschebach-Gelände wird dann vor allem darin bestehen, dass die Kinder nicht mehr ständig zwischen Haupt- und Nebengebäude wechseln müssen. "Im neuen Haus 2 bekommen wir eine eigene Mensa und Fachräume für Physik, Kunst und Musik und einen Computerraum", erläutert Andreas Känner. Die Lehrerinnen und Lehrer wolle er auch künftig bestenfalls so einteilen, dass sie tageweise im Haus 2 unterrichten.

Für seine Lehrkräfte hat der Schulleiter indes nur lobende Worte übrig. Aufgrund der Umstände mit mehreren Standorten sei es für die Kollegen manchmal komplizierter als vielleicht anderswo. "Da wird von den Kollegen mehr verlangt als an anderen Schulen", sagt der Schulleiter.

Doch er ist überzeugt: "Die Qualität einer Schule ist nicht von der Größe abhängig, sondern steht und fällt mit engagierten Lehrerinnen und Lehrern." Nur so sei vieles möglich - von der Inklusion bis zur Begabtenförderung.

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