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Nach "Heibo" nun "Würschnitz West": Sachsenforst verurteilt Angriff auf Rettungskräfte

Bei Ottendorf ist es zu einem Zusammenstoß zwischen mutmaßlichen Klima-Demonstranten und einer Rettungshundestaffel gekommen. Das wirft eine weitere Frage auf: Sollte erneut ein Waldgebiet besetzt werden?

Von Verena Belzer
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Kristin Steudel und ihr Hund Bali trainierten gerade nahe Ottendorf, als sie von mutmaßlichen Klimaaktivisten angegriffen wurden.
Kristin Steudel und ihr Hund Bali trainierten gerade nahe Ottendorf, als sie von mutmaßlichen Klimaaktivisten angegriffen wurden. © Marion Doering

Ottendorf-Okrilla. Diese Nachricht schockierte vergangene Woche nicht wenige Menschen: Auf einem Gelände des Sachsenforst nahe Ottendorf-Okrilla war es am Samstag, 4. März, zu einem Angriff auf die Dresdner Rettungshundestaffel der Johanniter gekommen. Drei unbekannte Männer und eine Frau hatten die vier Hundeführerinnen sexistisch beleidigt und ihnen gedroht.

Im Gespräch mit Sächsische.de hatte sich Kristin Steudel, Leiterin der Rettungshundestaffel und mit ihrem Hund Bali regelmäßig beim Training nahe Ottendorf, entsetzt über den Vorfall gezeigt. Die vier Frauen, die auf einem Gelände des Sachsenforsts ihre Rettungshunde trainieren, hatten berichtet, dass die Unbekannte mit Outdoor-Kleidung, Trekking-Rucksäcken und Iso-Matten im Wald unterwegs gewesen seien und auf das Areal eingedrungen seien.

Angriff auf Gelände des ehemaligen Munitionslagers

Handelt es sich bei dem Gelände um einen Teil des Waldgebiets "Würschnitz West", auf dem ebenfalls Kies abgebaut werden soll und das sich deshalb noch im Genehmigungsverfahren befindet? Und haben die Rettungshundeführerinnen durch ihre Anwesenheit eine Neu-Besetzung des Gebiets vereitelt? Einige der Klimaaktivisten, die sich rund eineinhalb Jahre auf Baumhäusern im Gebiet "Heibo" verschanzt hatten, hatten bereits angekündigt, auch gegen die Rodung von "Würschnitz West" zu protestieren.

Sachsenforst, Eigentümerin des Gebiets, verneint, dass der Angriff auf dem Gebiet von "Würschnitz West" stattgefunden habe. "Bei dem betreffenden Gelände handelt es sich um ein ehemaliges Munitionslager der Nationalen Volksarmee, das zum Teil mehrfach umzäunt und mit Toren gesichert ist", erklärt Marco Horn, Referent der Geschäftsführung, auf Nachfrage. "Es ist nicht Teil des Gebiets 'Würschnitz-West', liegt aber in dessen Umfeld. Das Munitionslager soll weitestgehend zurückgebaut und renaturiert werden."

Sachsenforst verurteile den Angriff auf die ehrenamtlichen Rettungskräfte und habe Strafanzeige wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch gestellt.

Gebiet wird regelmäßig kontrolliert

Lässt sich überhaupt verhindern, dass "Würschnitz West" erneut von Aktivisten besetzt wird? Das Gebiet ist 134 Hektar groß. Naturschützen und Klima-Aktivisten kritisieren den geplanten Kiesabbau dort vor allem wegen der nahen Moore. "Sachsenforst wird weiterhin in dem Gelände präsent und in enger Abstimmung mit der Polizei und dem Landratsamt bleiben", sagt dazu Marco Horn. "Das Waldgebiet und die gesperrten Bereiche wurden und werden laufend - auch außerhalb der üblichen Dienstzeiten - von Polizei und Forstbediensteten kontrolliert."

Die Polizei hatte die Gruppe, die mit den Rettungshundeführern zusammengestoßen war, am darauffolgenden Tag im Wald finden können. Sie verließen das Gelände nach einem Platzverweis widerstandslos - dafür aber mit Anzeigen wegen Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung, Beleidigung und Nötigung.

Die Rodungsarbeiten in "Würschnitz" sind unterdessen beendet, die Schonzeit für die brütenden Vögel hat begonnen. Sachsenforst-Mitarbeiter sind aber weiterhin vor Ort. "Die eigentlichen Fällarbeiten zur Übergabe der Flächen an den Bergwerksbetreiber sind beendet", sagt Marco Horn vom Sachsenforst. "Im Gebiet werden aber weitere Forstarbeiten - die unabhängig von der Flächenbereitstellung sind - durchgeführt." Die Holzabfuhr werde auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Danach seien gegebenenfalls noch Instandsetzungsarbeiten an den Wegen notwendig.