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Neue Selbsthilfegruppe für Schlaganfall-Patienten in Arnsdorf

Das Sächsische Krankenhaus Arnsdorf möchte künftig eine Selbsthilfegruppe für Schlaganfallpatienten anbieten. Warum das für Betroffene wichtig sein kann.

Von Siri Rokosch
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Im Sächsischen Krankenhaus Arnsdorf soll eine Selbsthilfegruppe für Schlaganfall-Patienten gegründet werden.
Im Sächsischen Krankenhaus Arnsdorf soll eine Selbsthilfegruppe für Schlaganfall-Patienten gegründet werden. © Foto: Archiv/Sven Ellger

Arnsdorf. Meist passiert es sehr plötzlich und schnelle Hilfe ist wichtig. Erleidet ein Mensch einen Schlaganfall, zählt jede Minute. Die Schädigung zeigt sich meist durch akute Sprach- oder Sprechstörungen sowie eine akute Halbseitenschwäche. Die Folgen sind teils gravierend - und zwar ein Leben lang.

Umso wichtiger ist es, dass Schlaganfallpatienten und deren Angehörige Anlaufstellen für Informationen haben und den Austausch mit anderen Betroffenen halten. Das wollen die Mitarbeiter des Sächsischen Krankenhauses Arnsdorf nun anbieten.

Am Donnerstag zwischen 15 und 17 Uhr können sich Betroffene über eine Selbsthilfegruppe informieren. Drei Selbsthilfegruppen dieser Art gibt es bereits in Dresden. Im gesamten Rödertal bestehen solche Angebote bislang gar nicht. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Wie können sich Betroffene über das Angebot in Arnsdorf informieren?

"Am 11. Mai wird ein Schlaganfall-Schnuppertag stattfinden, wo die Gründung einer Schlaganfall-Selbsthilfegruppe besprochen werden soll. Die Veranstaltung soll dazu dienen, Informationen weiterzugeben, - ganz ungezwungen, ohne Anmeldung, für Angehörige und Betroffene", sagt Michaela Lau von der Klinik für Neurologie und Neurologische Intensivmedizin des Sächsischen Krankenhauses Arnsdorf.

Diese Info-Veranstaltung soll im Kultursaal im Haus C6 ab 15 Uhr stattfinden. Eine Band mit Musikern, die selbst einen Schlaganfall hatten, werde spielen und es wird ein kleines kulinarisches Angebot geben. Der Schnuppertag solle eine Anregung sein, ohne gleich der neuen Selbsthilfegruppe beitreten zu müssen. "Wir wollen einfach zeigen, dass die Menschen nicht alleine sind, dass es auch andere gibt, die betroffen sind", erklärt sie.

Auch der künftige Gruppenleiter und Sozialarbeiter Alexander Urmoneit-Mättig wird am Donnerstag teilnehmen, ebenso wie die Ansprechpartnerinnen Michaela Lau und Heike Bethge. Daneben werde auch Nastasja Pfaff, Case Managerin beim Uniklinikum Dresden "SOS-Care, Hilfe nach Schlaganfall" am Donnerstag für Gespräche zur Verfügung stehen. Diese kümmert sich hauptsächlich um die Nachbetreuung der Patienten.

Warum wird die Selbsthilfegruppe für Schlaganfall-Patienten gegründet?

Die Mitarbeiter des Sächsischen Krankenhauses wollen der Gruppe beratend und betreuend zur Seite stehen, allerdings nicht für immer, so Lau: "Ziel ist es, dass sich die Mitglieder der Gruppe selbst unterstützen und sich gegenseitig Halt geben. Wir begleiten ein halbes bis ein Jahr lang regelmäßig und danach nur noch auf Anfrage." Der Gruppenleiter, Alexander Urmoneit-Mättig, werde immer bei den regelmäßigen Treffen anwesend sein.

In Dresden träfen sich die Selbsthilfegruppen sogar zu gemeinsamen Ausflügen und Kurzreisen, sagt Lau und hofft, dass auch die Arnsdorfer Gruppe so stark zusammenfinden wird. Das Krankenhaus stellt der neuen Schlaganfall-Gruppe die Räumlichkeiten im Neubau-Haus B4 auf dem Klinikgelände zur Verfügung. Dort gebe es auch die Technik, wie zum Beispiel Beamer um Vorträge zu halten.

Neun Patienten haben sich für den Schnuppertag bereits angemeldet - kommen kann aber jeder, auch unangemeldet. Ziel sei es, dass sich die Patienten nach dem Krankenhausaufenthalt und der Anschlussheilbehandlung nicht alleingelassen fühlen, wenn sie zum Beispiel keine Unterstützung in der Familie oder dem Freundeskreis finden. "Sie sollen nicht alleine dastehen, sich gegenseitig unterstützen und wir wollen auch die Angehörigen mit einbeziehen, damit die Leute so gut es geht wieder in den Alltag finden und vielleicht auch wieder in ihren Job", so Lau.

"Unser Wunsch ist es, intern wie extern, Fachärzte sowie Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden mit ins Boot zu holen, die eine beratende und unterstützende Rolle übernehmen." Das alles soll aber auf freiwilliger Basis geschehen, selbst bestimmt von den Gruppenmitgliedern, wie Michaela Lau erklärt.

Wie erkennt man einen Schlaganfall und was sind Erste-Hilfe-Maßnahmen?

Im Schnitt werden im Arnsdorfer Krankenhaus etwa 300 Patienten mit der Diagnose Schlaganfall behandelt. Bei einem Schlaganfall ist schnelle Hilfe das Wichtigste, wie Oberarzt der Intensivstation und Stroke Unit vom Sächsischen Krankenhaus Arnsdorf erklärt, Holger Braun: "Nicht erst zum Hausarzt gehen oder abwarten. Direkt den Rettungsdienst alarmieren, wenn der Patient die Symptome akute Sprach- oder Sprechstörung, akute Halbseitenschwäche zeigt." Hier gelte die Faustregel: Schnell-Test, für Gesicht, Arm, Sprache und Zeit.

Schlaganfall ist eine Folge einer Erkrankung der Hirngefäße. Ursache dafür sind Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörung. "Eine weitere häufige Ursache sind spezielle Herzrhythmusstörungen, wie Vorhofflimmern, welche auch durch die vorgenannten Risikofaktoren begünstigt werden", sagt der Oberarzt.

Bei einem akuten Schlaganfall werde ein Hirngefäß verschlossen, sodass Hirngewebe nicht mehr durchblutet ist und abstirbt, oder aber ein Hirngefäß zerreißt und das Blut tritt in das Hirngewebe aus. Vorbeugen könne man Schlaganfällen vor allem mit der Anpassung des Lebensstils. Bewegung, Gewichtsreduktion und nicht zu rauchen seien wichtige Punkte, so der Mediziner. Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörung sollten vermieden oder behandelt werden.

Die Folgen nach einem Schlaganfall können je nach Schwere gravierend für den Patienten sein. Oft bleiben neurologische Funktionsausfälle, Halbseitenlähmungen, Sprach- oder Sprechstörungen, Schluckstörungen, Sehstörungen und auch dauerhafte Pflege- und Hilfsbedürftigkeit.

Wer sich für die Schlaganfall-Selbsthilfegruppe interessiert, kann sich per E-Mail an [email protected] oder telefonisch unter 035200 263576 anmelden. Für die Teilnahme am Schnuppertag ist keine Anmeldung nötig.