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"Spielwiese der Demokratie": Zwei neue Jugendsozialarbeiter für Radebergs Jugendzentrum

Zwei neue Jugendsozialarbeiter für Radeberg: Was die beiden vorhaben, wie es mit den Jugendclubs "Oase" und "Splash" weitergeht und wie noch mehr Jugendliche auf das Angebot aufmerksam gemacht werden sollen.

Von Verena Belzer
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Ludwig (links) und Christian sind die beiden neuen Jugendsozialarbeiter. Hier sitzen sie auf der Skateranlage am Bruno-Thum-Weg vor dem Jugendzentrum.
Ludwig (links) und Christian sind die beiden neuen Jugendsozialarbeiter. Hier sitzen sie auf der Skateranlage am Bruno-Thum-Weg vor dem Jugendzentrum. © Verena Belzer/SZ

Radeberg. Radeberg hat zwei neue Jugendsozialarbeiter - doch bis auf Weiteres werden die beiden Männer lediglich den Jugendclub "Oase" am Bürgerhaus im Bruno-Thum-Weg betreuen. Der Jugendclub "Splash" in der Schillerstraße - seit der Corona-Pandemie geschlossen - wird nicht wieder eröffnet. "Der Jugendclub Splash wird nicht weiter betrieben", teilt Radebergs Pressesprecherin Sarah Günther auf Anfrage mit.

Der Name "Oase" soll geändert werden

Und auch in der "Oase" soll sich einiges ändern: Ludwig und Christian, die beiden neuen Jugendsozialarbeiter, planen, den Club umzubenennen. "Die Jugendlichen sollen einen Namen aussuchen", sagt Christian.

Vom Wort "Jugendclub" wolle man auch weg und die Räumlichkeiten eher als "Jugendzentrum Radeberg" bezeichnen - kurz: "JuRa".

"Unter 'Club' verstehe ich eigentlich etwas anderes als das, was wir hier anbieten", erklärt Ludwig. "Wir bieten hier ein pädagogisches Konzept an. Da passt 'Zentrum' besser."

Zum Konzept gehöre beispielsweise auch ganz viel Selbstbestimmung der Jugendlichen. "So ein Zentrum ist eine Spielwiese für die Demokratie", findet Ludwig, wie sein Kollege gelernter Erzieher. Beide haben ein Studium der Sozialen Arbeit angeschlossen und zuletzt in Dresden gearbeitet. "Die Kinder und Jugendliche können bei vielem mitentscheiden. Von der Farbe der Wand bis zum Programm."

Samstags im Stadtgebiet unterwegs

Für ihre neue Stelle in Radeberg haben sie sich nun viel vorgenommen. Die angesprochene Zielgruppe des Jugendzentrums sind Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren, geöffnet ist dienstags bis donnerstags von 13 bis 19 Uhr, freitags von 14 bis 20 und samstags von 14 bis 21 Uhr.

"Die Nachmittags-Betreuung für die Kinder hört mit der weiterführenden Schule eigentlich schlagartig auf", sagt Christian. "Diese Lücke können wir füllen."

Aktuell kommen regelmäßig etwa zehn bis 15 Kinder und Jugendliche zu ihnen oder drehen draußen im Skater-Park ihre Runden. Damit sich diese Gruppe noch wächst und die beiden neuen auch andere Jugendliche auf ihr Angebot aufmerksam machen können, wollen Christian und Ludwig mittelfristig samstags Streetwork betreiben - also an öffentliche Plätze gehen, wo sich die Jugend regelmäßig trifft. "Um die zu erreichen, die noch nicht zu uns kommen", erklären die Jugendsozialarbeiter.

Ein Konzept, das auch Radebergs Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) gut findet: "Ich freue mich sehr, dass wir jetzt zwei Jugendsozialarbeiter haben, wodurch sich ein regelmäßiger Betrieb des Jugendzentrums sicherstellen lässt", sagt er. "Außerdem bietet sich so die Chance, das Jugendzentrum zu öffnen, während gleichzeitig außerhalb Aktivitäten oder Straßensozialarbeit stattfinden."

Die Wände sollen neu gestrichen werden - in welcher Farbe, entscheiden die Jugendlichen selbst.
Die Wände sollen neu gestrichen werden - in welcher Farbe, entscheiden die Jugendlichen selbst. © Verena Belzer/SZ
"Musik ist ein riesiges Thema", sagen die beiden neuen Jugendsozialarbeiter. Was jedoch im Jugendzentrum verboten ist: Musik mit sexualisierter oder gewaltverherrlichender Sprache.
"Musik ist ein riesiges Thema", sagen die beiden neuen Jugendsozialarbeiter. Was jedoch im Jugendzentrum verboten ist: Musik mit sexualisierter oder gewaltverherrlichender Sprache. © Verena Belzer/SZ

Das Ziel: Weg vom Bahnhof, rein ins Jugendzentrum

Im Grünen Band rechts und links der Dresdener Straße gibt es immer mal wieder Probleme mit Vandalismus, auch am Hauptbahnhof lungern gelegentlich junge Männer und Frauen herum. Hier hat die Stadt und insbesondere der Stadtwirtschaftshof regelmäßig mit sogenanntem "fliegenden Müll" zu kämpfen - also beispielsweise Plastikverpackungen von Süßigkeiten und Zigarettenstummeln.

Außer dem Jugendzentrum haben die Radeberger Jugendlichen keinen Ort, den sie aufsuchen könnten. "Bei uns sind natürlich auch ältere Jugendliche willkommen", wirbt Christian für das Jugendzentrum. "Offiziell bis 27 Jahre. Das nennt sich 'offene Jugendarbeit', da kann jeder kommen."

Die Jugendlichen bestimmen selbst

Tischtennis, Billard, Airhockey, Musik, Fernsehen - Möglichkeiten gibt es reichlich. "Wenn die Kinder und Jugendlichen das wollen, machen wir natürlich auch Programm mit ihnen. Kürzlich haben wir beispielsweise Popcorn selbst gemacht", berichtet Christian vom Alltag im Jugendzentrum.

"In einer Gruppenaktion wollen wir auch mal gemeinsam ins Stadtbad, das ist dann kostenlos für die Kinder."

Aber ansonsten gelte auch hier: Die Jugendlichen bestimmen, was gemacht wird. "Es wurde beispielsweise der Wunsch nach einem Kicker und einem Boxsack geäußert." Weil das Jugendzentrum direkt von der Stadt betrieben wird, sei der Kontakt sehr eng. "Da kann man schnell und auf dem kurzen Dienstweg mal etwas bewirken", sagt Christian.

Im Gegensatz zur Schule könnten die Kinder hier selbst bestimmen, was sie tun möchten. "Manche setzen sich einfach mit ihrem Handy aufs Sofa und schauen ins Handy, andere spielen Tischtennis. Und bei Bedarf stehen wir zur Verfügung", erklärt Ludwig.

Die Grenze ist das Gesetz

Alles sei aber auch im Jugendzentrum nicht erlaubt. "Die Grenze ist erst einmal das Gesetz", stellt Christian fest. "Aber wenn einer jetzt stundenlang fernsehen schauen will, da würden wir schon auch mal was sagen." Was ebenfalls überhaupt nicht gehe, sei Musik mit sexualisierter oder gewaltverherrlichender Sprache.

"Aber generell ist Musik ein riesiges Thema für die Kinder und Jugendlichen", sagen die beiden neuen Jugendsozialarbeiter. "Es soll auch definitiv eine neue Musikanlage angeschafft werden." Und ein DJ-Workshop steht ebenfalls schon fest: am 14. Juli, 21. Juli und 11. August.

Weitere Informationen zum Ferienprogramm und zum Jugendzentrum unter www.radeberg.de, per Telefon unter 03528 46 39 088 oder per E-Mail an [email protected].