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So verlief Radebergs erster Bürgerempfang unter OB Frank Höhme

Beim Radeberger Bürgerempfang unter OB Frank Höhme war auch Ministerpräsident Michael Kretschmer zu Gast. Dort stach vor allem der kämpferische Appell vom Ullersdorfer Ortsvorsteher heraus.

Von Verena Belzer
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Daumen hoch für die Hüttermühle? "Das wird schon werden", sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer auf dem Bürgerempfang der Stadt am Sonntag.
Daumen hoch für die Hüttermühle? "Das wird schon werden", sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer auf dem Bürgerempfang der Stadt am Sonntag. © Sven Ellger

Radeberg. Neuer Oberbürgermeister, neue Tradition: Radebergs Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) lud am Sonntag zum ersten Bürgerempfang der Stadt. In die Fußstapfen von Alt-OB Gerhard Lemm könne er nicht treten, "vor allem nicht rhetorisch" bekannte Höhme.

Deshalb hatte er sich für die Premiere einen Moderator an die Seite geholt. Jens Fritzsche, ehemaliger Leiter der Sächsische.de-Lokalredaktion führte durchs Programm. Und das hatte durchaus spannende Einblicke und Erkenntnisse in petto.

Der Kaisersaal im Kaiserhof war sehr gut gefüllt, das Interesse an der Veranstaltung groß.
Der Kaisersaal im Kaiserhof war sehr gut gefüllt, das Interesse an der Veranstaltung groß. © Sven Ellger
Michael Gregor - besser bekannt als Bierkutscher Ernst - wurde mit der Ehrenurkunde der Stadt ausgezeichnet.
Michael Gregor - besser bekannt als Bierkutscher Ernst - wurde mit der Ehrenurkunde der Stadt ausgezeichnet. © Marion Doering
Herbert Müller wurde ebenfalls ausgezeichnet - er war seit 2009 Wanderwart der Stadt.
Herbert Müller wurde ebenfalls ausgezeichnet - er war seit 2009 Wanderwart der Stadt. © Sven Ellger
Der pensionierte Arzt Hartmut Kirschner ist vielseitig engagiert - hier sitzt er auf der "Gemeinsam-statt-einsam-Bank", die er initiiert hat.
Der pensionierte Arzt Hartmut Kirschner ist vielseitig engagiert - hier sitzt er auf der "Gemeinsam-statt-einsam-Bank", die er initiiert hat. © Christian Juppe
Gespräch mit den Ortsvorstehern: (v.l.) Frank-Peter Wieth, OB Frank Höhme, Raimund Pecherz, Karl-Heinz Leege und Jens Fritzsche.
Gespräch mit den Ortsvorstehern: (v.l.) Frank-Peter Wieth, OB Frank Höhme, Raimund Pecherz, Karl-Heinz Leege und Jens Fritzsche. © Sven Ellger
Kann auf eine gelungene Premiere des Bürgerempfangs blicken: Oberbürgermeister Frank Höhme, der abschließend seiner Frau und seiner Familie für deren Unterstützung dankte.
Kann auf eine gelungene Premiere des Bürgerempfangs blicken: Oberbürgermeister Frank Höhme, der abschließend seiner Frau und seiner Familie für deren Unterstützung dankte. © Sven Ellger

Ministerpräsident Kretschmer plädiert für Gewerbegebiet

In einem Interview mit Jens Fritzsche berichtete OB Höhme, dass er gleich zu Beginn seiner Amtszeit geahnt hatte, welche Schwierigkeiten mitunter auf ihn zukämen. Alleine das Aufstellen einer kleinen Bank am Markt sei viel komplizierter als gedacht gewesen, "und am Ende ist der OB an allem Schuld", sagte Höhme. Woraufhin Jens Fritzsche launig bemerkte: "Augen auf bei der Berufswahl."

Doch dann wurde es inhaltlich. Vor allem zwei Themen stachen heraus. Zum einen das geplante Gewerbegebiet zwischen Radeberg und Arnsdorf. "Die Investoren stehen Schlange", berichtete der OB. Und auch Ministerpräsident Michael Kretschmer, der beim Bürgerempfang zu Gast war, ging darauf ein. Er verwies auf Radebergs Partnerstadt Garching, wo aus landwirtschaftlichen Flächen ein riesiger Wissenschaftsstandort geworden sei.

Wenn es um den Strukturwandel in der Oberlausitz gehe, dann habe er auch immer das Bild von Garching im Kopf, erklärte Kretschmer. "Wir müssen etwas Neues schaffen", sagte er. "Das ist eine riesige Aufgabe. Aber eine, die wir lösen können." Jeder Arbeitsplatz, der östlich von Dresden entstehe, sei ein Gewinn. "Das Industriegebiet ist eine riesige Chance", machte er seine Position zum Thema klar.

CDU-Fraktionschef Wieth attackiert die AfD

Das andere Thema, das den Bürgerempfang dominierte, war die anstehende Kommunalwahl. Oberbürgermeister Höhme lobte, wie groß in diesem Jahr die Auswahl an Kandidaten zur Stadtratswahl sei. Das zeige, wie viele engagierte Radeberger es gebe. Und auch Ministerpräsident Kretschmer sagte, er spüre eine positive Energie. Bezugnehmend auf die Wahl sagte er aber auch: "Das ist ein wenig so, wie wenn man in den Urlaub geht. Da gibt man seinen Schlüssel auch den Nachbarn, denen man vertraut. Und nicht den Stinkstiefeln."

Deutlicher formulierte es dann Ullersdorfs Ortsvorsteher Frank-Peter Wieth, der als CDU-Fraktionschef im Radeberger Stadtrat sitzt. Er appellierte an die Anwesenden, am 9. Juni demokratisch zu wählen. "Wir können nicht sagen, es ist '5 vor 33', und dann wählen wir '33'", sagte er und erinnerte daran, dass sich bereits an zwei Sonntagen zahlreiche Radeberger auf dem Markt getroffen hätten, um für eine offene und vielfältige Gesellschaft zu demonstrieren.

"Passen Sie auf, wenn Sie zur Wahl gehen", rief Frank-Peter Wieth - und gab ein Beispiel zum Besten, wen er für undemokratisch und menschenverachtend hält. "Der AfD-Fraktionsvorsitzende im Radeberger Stadtrat wünscht zum Frauentag öffentlich allen 'reinrassigen Frauen alles Gute'. Und den 'restlichen 57 Geschlechtern wünscht er eine baldige Genesung'."

Ehrenurkunde an Hartmut Kirschner, Herbert Müller und Michael Gregor

Im Anschluss wurde es dann wieder etwas ruhiger - OB Frank Höhme ehrte drei Bürger mit der Ehrenurkunde der Stadt. Wegen seines vielseitigen Engagements für die Ökumene bis zur "Einsam-statt-einsam"-Bank erhielt Hartmut Kirschner die Auszeichnung der Stadt. Der nutzte die Gelegenheit und machte auf die Brillen-Sammelaktion aufmerksam, bei der man noch bis zum 31. März alte Brillen in der Stadtkriche abgeben könne. Und er ermutigte alle dazu, unter Einsamkeit leidende Mitbürger auf die Bank im Grünen Band aufmerksam zu machen.

Die zweite Auszeichnung ging an Wanderwart Herbert Müller, der sich nun in den Ruhestand verabschiedet. Er war seit 2009 für die 72 Kilometer Wanderwege in Radeberg und den Ortsteilen verantwortlich.

Ebenfalls in den Ruhestand verabschiedet hat sich der dritte Preisträger, der jedoch im Gegensatz zu den beiden anderen Geehrten nicht für ein Ehrenamt ausgezeichnet wurde: Michael Gregor, dessen Beruf es war, den Bierkutscher Ernst zu verkörpern. "Er war unsere Kultfigur und unser touristisches Aushängeschild", sagte OB Höhme.