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Radeberg lehnt geplanten Sachsen-Energie-Funkmast erneut ab

Der Energieversorger Sachsen-Energie plant in Radeberg einen 46 Meter hohen Funkmast. Bald wird das Landratsamt über den Bauantrag entscheiden. Wie sich die Stadt Radeberg positioniert.

Von Verena Belzer
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So würde der geplante Funkmast in Radeberg von der Heidestraße aus gesehen aussehen.
So würde der geplante Funkmast in Radeberg von der Heidestraße aus gesehen aussehen. © Visualisierung: Sachsen-Energie

Radeberg. Der ostsächsische Energieversorge Sachsen-Energie will in Radeberg an der Heinrich-Gläser-Straße einen Funkmast errichten. Sowohl in der Bevölkerung als auch der Stadtverwaltung gibt es jedoch Vorbehalte gegen das Bauvorhaben. Die Stadt hatte sich in einer ersten Stellungnahme an das Landratsamt in Bautzen - hier wurde der Bauantrag eingereicht - bereits einmal kritisch geäußert. "Aufgrund der vorhandenen Gemengelage in diesem Bereich mit vorhandenem Bestand an Kinderbetreuungseinrichtungen im Umkreis von 500 Metern wird eingeschätzt, dass dieses Bauvorhaben mit den öffentlichen Belangen an diesem Standort nicht vereinbar ist", schrieb die Stadtverwaltung. Nun ist das Vorhaben ein zweites Mal abgelehnt worden.

Entscheidung über Bauantrag steht kurz bevor

Im Zuge der aktuellen Prüfung des Bauantrags wurde die Stadt abermals um eine Stellungnahme vonseiten des Landratsamtes gebeten. Wie Pressesprecherin Sarah Günther auf Nachfrage mitteilt, habe die Stadtverwaltung eine zweite, erneut abschlägige Stellungnahme eingereicht.

Anders als bei der ersten Stellungnahme äußert sich die Stadt dieses Mal jedoch nicht zu ihren Beweggründen, weshalb sie den Funkmast erneut abgelehnt. "Details können nicht bekannt gegeben werden, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt", sagt Günther.

Das letzte Wort über den Bauantrag spricht das Landratsamt - und das teilt mit, dass das Verfahren noch laufe, aber "zeitnah" darüber entschieden werden solle.

Sachsen-Energie: "Alle Vorgaben werden eingehalten"

Doch nicht nur die Stadt sieht das Projekt kritisch. Eine der Initiatoren der Bürgerinitiative gegen den Mast ist Solveig Voigt. Die Radebergerin wohnt selbst nur rund 200 Meter vom geplanten Standort entfernt. "Ich bin gegen den Mast, weil er an einer exponierten Stelle entstehen soll und mit seinen 46 Metern die Stadtsilhouette verändern würde. Das wäre ein richtiges Monstrum."

Sachsen-Energie hatte bereits in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten würden. Und auch das Sächsische Staatsministerium für Regionalentwicklung hatte erklärt, dass es für Bauanträge dieser Art "keine allgemeingültigen Mindestabstände" gebe.

Alternative Standorte, die auch von Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) ins Spiel gebracht worden waren, hatte Sachsen-Energie eine Absage erteilt. "Die vorgeschlagenen Standorte wurden bereits während der Planung geprüft und kommen nicht infrage", erklärte Sachsen-Energie-Sprecherin Viola Martin-Mönnich. Allein der große Schornstein auf dem ehemaligen Robotron-Gelände sei vom Grundsatz her geeignet. "Dieser müsste jedoch mit entsprechender Technik erschlossen werden, die Statik ist fraglich und der Standort wird voraussichtlich seine Lebensdauer vor 2040 erreicht haben."

Funkmast soll bei Blackout Notfallkommunikation sicherstellen

Der Mast soll den Bauplänen zufolge mit einer niedrigen Frequenz von 450 MHz funken - dieses Netz ist nach Angaben von Sachsen-Energie besser im Betrieb kritischer Infrastrukturen geeignet. Ziel des deutschlandweiten 450-MHz-Projekt sei es, ein flächendeckendes, "schwarzfallfestes" Mobilfunknetz aufzubauen - es soll also auch im Fall eines Blackouts funktionieren.

Das Netz soll unabhängig von öffentlichen Netzen auch im Notfall die Kommunikation – beispielsweise zwischen Rettungs- und Einsatzkräften – sicherstellen, bis das Stromnetz wieder hochgefahren ist. "Gleichzeitig wollen wir die Bürgermeister und Krisenstäbe mit dieser sicheren Kommunikationslösung in ihrer Arbeit unterstützen", erklärt Viola Martin-Mönnich.

Im Regelbetrieb werden über das Netz intelligente Messysteme - sogenannte "Smart Meter" ausgelesen und Netzzustände ermittelt. Die "Smart Meter" sind ein wichtiger Baustein bei der Digitalisierung der Energiewende.