SZ + Radeberg
Merken

Rödertaler Berater: "Irgendwann müssen sich alle mit dem Thema Rente beschäftigen"

Rödertaler, die ihre Rente beantragen, sind bei Wolfgang Deißler gut aufgehoben. Der Versichertenberater bietet in Ottendorf-Okrilla und Radeberg Sprechtage rund um die Rente an.

Von Rainer Könen
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Versichertenberater Wolfgang Deißler ist im Rödertal unterwegs und nimmt Menschen die Angst vor dem Ruhestand.
Der Versichertenberater Wolfgang Deißler ist im Rödertal unterwegs und nimmt Menschen die Angst vor dem Ruhestand. © Sven Ellger

Ottendorf-Okrilla. Es ist kurz nach 18 Uhr an diesem Dienstagabend. Für Wolfgang Deißler geht ein langer Tag zu Ende. Still ist es nun im Trauzimmer des Ottendorfer Rathauses, wo er allmonatlich seinen Sprechtag abhält. Deißler packt seine Arbeitsutensilien zusammen: Laptop, Taschenrechner, Sozialgesetzbuch, Kugelschreiber, Rentenanträge. Sein Sprechtag hatte um neun Uhr begonnen. Elf Rentenanträge nahm er entgegen. Zahlreiche Fragen musste er beantworten, Ängste beseitigen, Unsicherheiten auflösen.

Der 65-jährige Wolfgang Deißler ist Versichertenberater der Deutschen Rentenversicherung Bund und führt seit sechs Jahren seine Rentensprechtage im Landkreis durch, genauer gesagt in vier Kommunen: in Pulsnitz, Königsbrück, Ottendorf-Okrilla und Radeberg. Er bietet einen kostenfreien Beratungsservice für die Rentenpflichtigen aller Träger der Rentenversicherung.

Seine ehrenamtlich ausgeübte Tätigkeit umschreibt er so: "Ich begleite die Menschen ein Stück auf dem Weg in die Rente." Anders ausgedrückt: Deißler ist sozusagen der Anfang vom Ende: vom Ende einer Berufslaufbahn. Denn irgendwann kommen "alle an den Punkt, an dem man sich mit dem Thema Rente beschäftigen muss", so Deißler.

Ist die Rentenberatung kostenlos?

Der Versichertenberater ist froh, dass ihm die Bürgermeister der Kommunen einen Ort zur Verfügung stellen, wo er seine Sprechtage durchführen kann. Den Rentenantrag stelle man ja nur einmal im Leben, so Wolfgang Deißler. Das ist es auch, was die meisten verunsichert.

Die große Frage, die alle umtreibt: Was kommt bei der Antragstellung auf mich zu? Und vor allem: Wie hoch wird die Rente ausfallen? Die ist aufgrund unterschiedlicher Berufslaufbahnen eine individuelle Angelegenheit. Je nach Arbeitsleben sind die Anträge unterschiedlich und komplex.

Der 65-Jährige beschreibt, dass es ihm ein großes Anliegen sei, von den Antragstellern nicht als Bürokrat wahrgenommen zu werden, sondern als jemand, der "einen an die Hand nimmt, um alle offenstehenden Fragen gemeinsam zu klären". Er wisse aus jahrzehntelanger Erfahrung, was in den Menschen vorgehe, wie sie sich fühlen, wenn sie vor ihm sitzen. "Viele sind angespannt und aufgeregt. Die Unsicherheit ist zu spüren", erzählt er.

Weg in den letzten Lebensabschnitt überfordert viele

Einfach die Rente beantragen und den letzten Lebensabschnitt zu beschreiten, damit seien viele Menschen mental überfordert. Wer konkrete Ideen für diese Lebensphase hat und wer nicht, bekommt Deißler bei seinen Sprechtagen schnell mit. "Da sind diejenigen, die sich auf die Rente freuen, voller Vorfreude sind, weil sie einiges vorhaben". Dann gebe es welche, für die ein Leben ohne Arbeit "unvorstellbar ist".

Und dann gebe es die, denen mit der Antragstellung bewusst wird, dass sie bald "Rentner" sein werden, was manche als gesellschaftlichen Abstieg empfänden. Und die, wenn sie den Begriff "Rentner" hörten, bereits Bauchschmerzen kriegten. Da gilt es Vorbehalte auszuräumen, Hilfestellungen und auch Tipps fürs anstehende Rentnerdasein zu geben.

"Ich denke, dass mir das bisher gut gelungen ist", meint Deißler. Er berichtet von Sprechtagen, die ihn aber auch herausfordern. "Wenn bei der Hinterbliebenenrente Fragen mit der Witwe abzuklären sind, deren Mann vor kurzem gestorben ist", er atmet kurz durch, "das kann schon emotional werden". Es seien schon viele Tränen bei solchen Terminen geflossen.

Wie läuft die Rentenberatung ab?

Deutsche Rentenversicherung Bund, Knappschaft: Alles, was mit Rente zu tun hat, läuft über seinen Schreibtisch. Wer sich bei ihm anmeldet, bekommt per Mail ein Merkblatt mit Hinweisen, was alles zum Termin mitzubringen ist. Die Versicherten werden also nicht mit Formularen eingedeckt, wie das viele befürchten, wenn es an die Antragstellung geht. Vielmehr gehe er mit dem Versicherten den über 20 Seiten umfassenden Rentenantrag gemeinsam durch, so Deißler.

Die meisten bringen bei den Sprechtagen alle geforderten Unterlagen mit. Die Steueridentifikationsnummer hingegen, für die Antragstellung ebenfalls wesentlich, werde oft vergessen. "Ich habe oft erlebt, dass das Datum der Eheschließung präsent ist, aber nicht mehr das Jahr", berichtet Deißler.

Wer in Rente gehen will oder muss, solle den Antrag frühzeitig stellen, rät er. Termine dauern bei ihm im Schnitt eine Dreiviertelstunde. Dennoch nimmt er sich Zeit für etwas "Smalltalk". Es sei ihm wichtig, das lockere die Gesprächs-Atmosphäre auf. Deißler macht diesen Job schon recht lange. Seit 1993 hilft der ehemalige Geschäftsführer einer Krankenkasse Menschen in den Ruhestand. Er ist einer von rund 2.400 ehrenamtlichen Versichertenberatern in Deutschland.

Renteneintrittsalter, Grundrente oder was sich die Politik auch immer einfallen lässt: Wenn in Berlin wieder mal Veränderungen in der Rentenpolitik diskutiert werden, weiß er, was in seinen Sprechstunden auf ihn zukommt. Da gilt es dann bei den Antragstellern Unsicherheiten auszuräumen, diese auch immer wieder darauf hinzuweisen, dass die Renten in Deutschland sicher sind.

Deißler hat seine Arbeitssachen mittlerweile zusammengepackt, schaut noch mal in den Flur. Niemand da. Es ist 19 Uhr - Feierabend für den Versichertenberater der Deutschen Rentenversicherung Bund. In zwei Tagen steht der nächste Sprechtag an. Dann ist er im Radeberger Rathaus und lässt sich mit Fragen löchern.

Bei Fragen rund um das Thema Rente ist der Versichertenberater der Deutschen Rentenversicherung Bund, Wolfgang Deißler, unter der Rufnummer 03578  310217 erreichbar.