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Neues Gewerbegebiet zwischen Radeberg und Arnsdorf: "Einwohner sollten jetzt zu Wort kommen"

Was die beiden neu geplanten Gewerbegebiete zwischen Radeberg und Arnsdorf für die Landwirtschaft bedeuten würden und welche Kritik seitens der Einwohner kommt.

Von Siri Rokosch
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Diese landwirtschaftliche Fläche nahe Großerkmannsdorf, welche von der LWU genutzt wird, soll ein Gewerbegebiet werden.
Diese landwirtschaftliche Fläche nahe Großerkmannsdorf, welche von der LWU genutzt wird, soll ein Gewerbegebiet werden. © Marion Döring

Radeberg/Arnsdorf. Die beiden neu geplanten großen Gewerbegebiete zwischen Radeberg und Arnsdorf sorgen derzeit bei vielen Einwohnern für reichlich Gesprächsstoff. Der Vorwurf an die Gemeindeverwaltung Arnsdorf und die Stadtverwaltung Radeberg: Die Bürger seien nicht ausreichend informiert worden. Auch die Eigentümer der Flächen seien bisher nicht angesprochen worden.

Das Landwirtschaftliches Unternehmen an der Dresdner Heide (LWU) in Großerkmannsdorf ist von den Plänen offensichtlich am stärksten betroffen. Deren Mitarbeiter bewirtschaften die Flächen und fürchten einen Ackerland-Verlust von rund sieben Prozent.

"Man sollte nun mal die Bürger zu Wort kommen lassen."

Cindy Gröber, Geschäftsführerin des LWU sagt gegenüber Sächsische.de, dass vor allem die Eigentümer jetzt informiert werden müssten und: "Auch die Bürger sollten mal zu Wort kommen. Bislang sind sie kaum oder gar nicht über die Pläne unterrichtet."

Es sei wichtig, dass man nun mit den Bürgern in die Diskussion gehen müsse, sie darüber informiert, was solch große neue Gewerbeflächen bedeuten, welche Vor- und Nachteile sie bringen. Eine Weiterentwicklung der Gemeinde Arnsdorf und der Stadt Radeberg sei "gut und schön, aber in welchem Umfang?", fragt sie.

Sie selbst habe bereits mit Bürgermeister Frank Eisold (CDU) und Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) gesprochen und hatte auch die Gemeinderatssitzung in Arnsdorf besucht, bei welcher ein entsprechender Aufstellungsbeschluss für die Vergabe der Planungsarbeiten für den Bebauungsplan beschlossen werden sollten. "Die Stimmung unter den Bürgern war aufgeheizt", berichtet Gröber. "Für uns sind diese Pläne schwierig, denn wir bewirtschaften rund sieben Prozent dieser Flächen, die nun zu Gewerbegebieten werden sollen."

Insgesamt hat die LWU landwirtschaftliche Flächen mit einer Größe von 1.685 Hektar gepachtet. Sie befinden sich im Umland von Großerkmannsdorf, Rossendorf, Kleinwolmsdorf, Kleinerkmannsdorf, Arnsdorf, Lotzdorf, Liegau und Schönborn. "Reichlich zwei Drittel unserer Flächen nutzen wir für den Anbau von Futter für unsere Tiere. Der andere Teil wird für den Anbau von Marktfrüchten genutzt, die unabhängig von der Tierhaltung verkauft und in nachgelagerten Betrieben zu unseren täglichen Nahrungsmitteln verarbeitet werden", erklärt Cindy Gröber. In ihrem Betrieb werden vor allem Kühe für die Rohmilchgewinnung gehalten, aber auch Schweine und Lämmer. Viele Produkte werden im Hofladen angeboten.

Jegliche Flächen, die nun versiegelt werden sollen, würden für immer für die Landwirtschaft wegfallen, sagt sie. Und da sei noch nicht vom Ausbau der S177 in Höhe von Rossendorf gesprochen worden. Denn auch dadurch wird der landwirtschaftliche Betrieb wohl nochmals Flächen für die Herstellung von Nahrungsmitteln verlieren.

"Arnsdorf soll nicht als 'Schlafgemeinde' wahrgenommen werden."

Der Freistaat Sachsen hatte angekündigt, mit insgesamt 4,8 Millionen Euro 29 Bebauungs- und Flächennutzungspläne für Gewerbegebiete in Sachsen zu unterstützen. Gewerbegebiete im ländlichen Raum seien vielerorts Voraussetzung für Wachstum, neue Arbeitsplätze und gesunde Kommunalfinanzen. Auch Arnsdorf und Radeberg hatten sich um diese Fördermittel beworben, und - offensichtlich für beide Politiker überraschend - den Zuschlag erhalten.

Nun stellt der Freistaat der Gemeinde Arnsdorf für die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Gewerbegebiet Arnsdorf West - Radeberg Süd rund 468.500 Euro zur Verfügung und Stadt Radeberg für dasselbe Gewerbegebiet reichlich 200.700 Euro. Das Gelände hat eine Größe von rund 95 Hektar und befindet sich zwischen Kleinwolmsdorf und Großerkmannsdorf auf der großen landwirtschaftlichen Fläche in Hanglage. Dieses Gelände nutzt die LWU auch für den Ackerbau.

Ziel des Arnsdorfer Bürgermeisters Eisold sei vor allem, dass Arnsdorf nach außen hin nicht als "Schlafgemeinde" wahrgenommen werde. Die Gemeinde solle auf eigenen finanziellen Beinen stehen können, und dafür brauche es Ansiedlungen von Gewerbetreibenden.

Radebergs OB Höhme sagte jüngst im Stadtrat, dass es seit 2020 Anfragen von produzierendem Gewerbe nach Flächen in der Größenordnung 60 bis 80 Hektar gegeben habe, darunter beispielsweise eine Fahrrad-Produktion, Outlet-Stores und "ein bekanntes Unternehmen aus Burladingen" - damit kann nur Trigema gemeint sein.

Der Radeberger Stadtrat hatte jetzt zugestimmt, einen B-Plan erstellen zu lassen, in Arnsdorf wurde diese Entscheidung verschoben. Dort soll es demnächst eine Info-Veranstaltung für die Einwohner geben. Der Termin steht aber noch nicht fest.