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Arnsdorfer: "Ullersdorfer Golfplatz soll neues Gewerbegebiet werden"

Warum könnte der Golfplatz eine Alternative zu den beiden großen, neu geplanten Gewerbegebieten zwischen Radeberg und Arnsdorf sein? Der Vorschlag auf Arnsdorf sorgt für Unverständnis in Ullersdorf.

Von Siri Rokosch & Verena Belzer
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Arnsdorfer schlagen Golfplatz in Ullersdorf als neue Gewerbefläche vor.
Arnsdorfer schlagen Golfplatz in Ullersdorf als neue Gewerbefläche vor. © Marion Doering

Arnsdorf/Radeberg. Die Pläne, zwischen Radeberg und Arnsdorf zwei große Gewerbegebiete zu entwickeln, schlagen bei den Einwohnern hohe Wellen. Die beiden Flächen sind insgesamt rund 135 Hektar groß, also mehr als 180 Fußballfelder - und sollen vorwiegend auf bislang landwirtschaftlichen Flächen errichtet werden. Nun haben Arnsdorfer vorgeschlagen, stattdessen den rund 100 Hektar großen Golfplatz in Ullersdorf zum Gewerbegebiet umzuwandeln. Dadurch würden keine Flächen versiegelt werden. Die Einzelheiten hinter der Idee.

An diesen Stellen planen Radeberg und Arnsdorf bislang die neuen Gewerbegebiete zu errichten.
An diesen Stellen planen Radeberg und Arnsdorf bislang die neuen Gewerbegebiete zu errichten. © SZ Grafik Gernot Grunwald

Warum könnte der Golfplatz eine Alternative sein?

Der Vorschlag, den Golfplatz in Ullersdorf als neue Gewerbefläche vorzuhalten, sei von einigen Anwohnern aus Arnsdorf gekommen, sagt Antje Vorwerk (Bürgerforum). Die Fläche werde "von nur wenigen Menschen genutzt, könne via Straßenbahn vom Ullersdorfer Platz aus auch an Dresden angeschlossen werden und mit minimalem Aufwand" zu einer Gewerbefläche umgewandelt werden.

Auch der Anwohner Arvid Samtleben befürwortet diese Idee, denn erstens müsste ein Verein nicht enteignet werden, wie es wahrscheinlich - laut Baugesetzbuch - auf den bislang geplanten Flächen zwischen Kleinwolmsdorf und Großerkmannsdorf und zwischen Wallroda und Radeberg nötig werden wird, sondern könne verkauft werden: "Dafür gibt es wahrscheinlich viel Geld für den Golfclub Ullersdorf." Zweitens würde der Untergrund nicht so stark versiegelt werden, wie es auf Ackerflächen nötig ist, erklärt er: "Meist liegen unter Golfplätzen Dränagen, Sand und Folien als Untergrund. Da macht man wenig kaputt."

Eine "Enteignung sei bei einem Verein verträglicher als bei Privatpersonen", sagt Antje Vorwerk aus dem Arnsdorfer Gemeinderat. Da einige CDU-Stadträte aus Radeberg die beiden neuen Gewerbegebiete als "historische Chance" sehen, gehe sie davon aus, dass sie auch der Idee für den Golfplatz als Gewerbegebiet wohlwollend gegenüberstehen.

"Weil auch andere Flächen geprüft werden müssen, gehört auch das dazu", erklärt Vorwerk. Sie wolle die Idee auch bei der geplanten Einwohnerversammlung ansprechen, kündigt Vorwerk an. Der Termin dazu steht aber noch nicht fest.

In Ullersdorf sorgt der Vorschlag aus Arnsdorf für Kopfschütteln: "Der Vorschlag entbehrt offensichtlich jeder Realität und macht deutlich, dass es nur um eine emotionale Retourkutsche für die Positionierung meiner Person und meiner Fraktion im Stadtrat geht, die ich menschlich gesehen nachvollziehen und mit der ich leben kann", sagt beispielsweise Frank-Peter Wieth, Ortsvorsteher in Ullersdorfer und CDU-Fraktionsvorsitzender im Radeberger Stadtrat.

Warum sind die Gewerbegebiete ein emotionales Thema für die Einwohner?

Die Gemeinderätin wolle, "dass man erst einmal weiter denkt" und sich fragt, was gehört zu so einem großen Gewerbegebiet alles dazu? "Es würden Arbeitsplätze entstehen. Im Radeberger Stadtrat hieß es, dass die Menschen, die hier wohnen, auch irgendwo arbeiten müssten. Doch warum gibt es derzeit so viele Stellenangebote und warum werden so viele Azubis gesucht?", fragt sie sich - auch im Namen einiger anderer Arnsdorfer.

"Es gab mal eine Studie", so Vorwerk, "dass ein Ort einen Zuzug von 30 Prozent nicht verkraftet. Wohin kommen denn die vielen benötigten Wohnungen für die neuen Mitarbeiter? Auf die andere Seite des Feldes hinter Kleinwolmsdorf? Und auch Kitas und Schulen kosten richtig Geld. Es ist jetzt dringend ein Gesamtkonzept nötig", fordert die Gemeinderätin, die auch den demografischen Wandel anspricht. Dadurch, dass weniger Kinder geboren werden, gebe es langfristig auch weniger Menschen, die arbeiten: "Später werden die dann durch Roboter ersetzt, aber die Gewerbesteuer wird nach der Anzahl der Arbeitsplätze berechnet und was bleibt dann übrig, wenn da Roboter sind?"

Die beiden neu geplanten Gewerbegebiete seien ein sehr emotionales Thema bei den Arnsdorfern und teils auch bei den Radebergern, denn es gehe um ihre Heimat, die sich dadurch völlig verändern würde. "Der Mensch ist ein emotionales Gebilde und das, was um ihn herum ist, das prägt ihn", gibt Vorwerk die Stimmung im Ort wieder.

Zudem stelle sie sich die Frage, ob die beiden bisher angesprochenen Unternehmen, ein Ouletcenter und ein Sportmoden-Verkauf, überhaupt Gewerbesteuern bezahlen müssten, wenn sie gar nicht auf den neuen Gewerbeflächen produzieren, da sie "nur handeln".

Werden schlussendlich die Bürger entscheiden?

Bislang wurde nur im Radeberger Stadtrat ein Aufstellungsbeschluss für beide Gewerbegebiete abgesegnet. CDU-Stadtrat Andreas Känner sagte dazu im Namen seiner Kollegen: "Mit dem Aufstellungsbeschluss wird ein rechtssicheres Verfahren eingeleitet, in dem das Für und Wider eines solchen Vorhabens geprüft und abgewogen wird."

Es würden beispielsweise Gutachten zu Natur- und Landschaftsschutzfragen, zum Umgang mit der Wasserversorgung, zur Umweltverträglichkeit etc. eingeholt. Die Raumordnungsaspekte einschließlich der Regionalplanung sowie der Bedarf landwirtschaftlicher Flächen spielten hier ebenfalls eine gewichtige Rolle. "Zudem werden alle Einwendungen der betroffenen Anlieger mitbetrachtet."

Im Arnsdorfer Gemeinderat wurde ein solcher Aufstellungsbeschluss noch nicht gefasst. Er war in der letzten Sitzung von der Tagesordnung genommen worden. Dort steht nun im nächsten Schritt eine Einwohnerversammlung an. Zudem prüfen die Arnsdorfer ein Bürgerbegehren gegen die Gewerbegebiete. Dieses müssten fünf Prozent - also rund 200 Anwohner - unterschreiben. Im nächsten Schritt könnte dann ein Bürgerentscheid in die Wege geleitet werden. Auch einige Radeberger denken offensichtlich bereits über solch ein Vorgehen nach.

Haben Sie Anregungen, Wünsche oder Themen, die Sie bewegen? Dann kontaktieren Sie uns gerne per E-Mail [email protected].

Vom Colfclub Ullersdorf ist bislang noch kein Statement zu diesem Vorschlag bei uns angekommen.