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Für mehr Bürgerbeteiligung: Warum Franziska Apler-Welsandt für die Grünen in den Radeberger Stadtrat will

Die Liegauerin Franziska Apler-Welsandt kandidiert für die Grünen für den Radeberger Stadtrat. Wie sie die Jugend mehr einbinden will und warum sie für neues Gewerbe den Standort an der S177 ablehnt.

Von Verena Belzer
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Franziska Apler-Welsandt kandidiert für die Grünen für den Radeberger Stadtrat.
Franziska Apler-Welsandt kandidiert für die Grünen für den Radeberger Stadtrat. © Marion Doering

Radeberg. Als Franziska Apler-Welsandt im Dezember 2022 erstmals im Radeberger Stadtrat war, da erlebte sie einen kleinen Schockmoment. "Ein repräsentativer Querschnitt unserer Bevölkerung ist der Stadtrat aktuell nicht", sagt sie, die damals als Gast im Rathaus war und eine Petition für sichere Schulwege an Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) übergab. "Ich hatte den Eindruck: Frauen sind total unterrepräsentiert und es herrscht Nachwuchsmangel." Fakt ist: Aktuell sind von den 24 Stadträten vier Frauen.

"Ich habe schon lange gedacht, dass ich mich irgendwann später mal auf politischer Ebene einbringen möchte", erzählt die 40-jährige Liegauerin. Der Besuch im Stadtrat sei eine Initialzündung gewesen. "Aus dem 'irgendwann' wurde jetzt."

Nun kandidiert sie als Spitzenkandidatin der Radeberger Grünen für die Kommunalwahl am 9. Juni. Aktuell stellen die Grünen mit Ulrich Hensel und Birgit Ranft zwei Stadträte.

Ihre Heimat: Für den Traum zurück nach Liegau

Franziska Apler-Welsandt ist in Liegau-Augustusbad groß geworden. Zur Ausbildung zur Sozialversicherungsfachangestellten ging sie mit 18 Jahren nach Dresden.

2010 kehrte sie zurück in die Heimat. Der Liegauer Spar-Markt, bei den Einheimischen "Fritzl" genannt, wurde saniert und ein neuer Pächter gesucht. "Da war mein Traum geboren, hier Café und Laden zu eröffnen", erinnert sich die Mutter zweier Töchter, die mit ihrem Mann noch dessen Tochter aus einer früheren Beziehung groß zieht. "Meine Bonustochter", wie sie sagt.

Für diesen Traum gab sie ihre Festanstellung auf. Zwei Jahre lang versorgte sie die Liegauer mit Kaffee und Kuchen - ehe sich das Geschäft nicht mehr lohnte. Den Schritt bereut sie nicht - und freut sich, dass der Laden kürzlich einen Investor gefunden hat, der auch die Idee des Cafés fortführt.

Heute arbeitet Franziska Apler-Welsandt als Personalreferentin beim Dresdner Unternehmen tranquillo, das nachhaltige Mode und andere Produkte verkauft. Nachhaltigkeit und Klimaschutz seien ihr bei allem, was sie tut, immer wichtig. "Die Grünen sind für mich die einzige Partei, die unseren Wohlstand erhalten will, indem sie sich für Klimaschutz einsetzt."

Ihr Ziel: Bürgerbeteiligung auf vielen Ebenen

Sollte sie am 9. Juni gewählt werden, hat die Liegauerin einige Pläne. "Ich will vor allem der Jugend mehr Raum zur Mitsprache geben." Das könnte in ihren Augen beispielsweise dadurch gelingen, dass der Radeberger Jugendstadtrat regelmäßig auf der Tagesordnung des Stadtrates auftaucht, damit dessen Themen mehr in den Fokus rücken.

Ganz grundsätzlich wolle sie die Bürger mehr an Prozessen beteiligen. "Ich bin ein Demokratie-Junkie", sagt Franziska Apler-Welsandt über sich selbst. Sie habe das Gefühl, dass sich in der Stadt viele Menschen in verschiedenen Runden engagieren - "aber diese Schwarmintelligenz wird noch nicht genug genutzt. Da schlummert ein riesiges Potenzial".

Wie das konkret aussehen könne? "Einfach und unkompliziert ginge Bürgerbeteiligung über Apps oder Internet-Plattformen", sagt die 40-Jährige, der aber nicht nur virtuelle Beteiligung vorschwebt. Und hier schließt sich der Kreis zu ihrem ersten Traum.

Ihre Vision: Ein Bürgercafé in der Innenstadt

"Mir ist eine lebendige Innenstadt wichtig", sagt Franziska Apler-Welsandt. "Und dafür wäre ein Bürgercafé als Ort der Begegnung toll." Um das zu realisieren, könnte sie sich einen Förderverein oder eine eigene Stiftung vorstellen. "Ich will auch denen die Hand reichen, die noch offen sind für Gespräche. Man kann über alles reden, aber man muss es eben auch machen."

Auch eine Kulturnacht würde sie gerne initiieren, "mit Veranstaltungen zum Beispiel auf Schloss Klippenstein oder der Stadtbücherei". Die Radeberger Innenstadt sei so schön, auch deren Potenzial müsse gehoben werden. Ob das alles finanziell in einem eher knapp bemessenen Haushalt zu stemmen ist, müsste ein neuer Stadtrat entscheiden.

Ihre Meinung: Gewerbegebiet an S177 nicht der richtige Standort

Damit auch das Radeberger Umland so bleibt wie es ist, ist Franziska Apler-Welsandt gegen die geplanten Gewerbegebiete zwischen Radeberg und Arnsdorf. "Dass dieses Gebiet wichtig fürs Siedlungsklima und die Landwirtschaft ist, das sind keine ur-grünen Ideen", argumentiert die Stadtratskandidatin. "Das steht so im Regionalplan."

Wenn die sich ansiedelnde Industrie ökologisch und nachhaltig bauen, alles begrünen, Photovoltaik-Anlagen bauen und Bäume pflanzen würde, dann würde sie die Situation möglicherweise anders bewerten. "Aber das wird nicht passieren, weil das niemand bezahlt."

Denn sie sei nicht grundsätzlich gegen Gewerbe, "denn das ist wichtig für die finanzielle Vitalität der Stadt und deren Attraktivität". Aber das große Gebiet auf fruchtbarem Boden sei nicht der richtige Standort. "Ich bin dafür, erstmal die städtischen Flächen in Augenschein zu nehmen."