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So geht es mit der Alten Turnhalle in Radeberg weiter

Die Alte Turnhalle auf der Pulsnitzer Straße in Radeberg ist in einem sehr schlechten Zustand. Im Stadtrat ging es um die Sanierung der Halle: eine kontroverse Debatte.

Von Verena Belzer
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Die Alte Turnhalle auf der Pulsnitzer Straße in Radeberg wird saniert. Das hat der Stadtrat beschlossen.
Die Alte Turnhalle auf der Pulsnitzer Straße in Radeberg wird saniert. Das hat der Stadtrat beschlossen. © Thorsten Eckert (Archiv)

Radeberg. Die Alte Turnhalle in Radeberg ist bei vielen Sportgruppen beliebt. Trotz des schlechten Zustandes trainieren hier unter anderem Fußballer und Kickboxer. Doch auf ewig kann die Halle nicht bleiben, wie sie ist. Sie muss dringend saniert werden - und das soll sie auch. Die Maßnahme wird vom Freistaat im Rahmen des Städtebauförderprogramms "Lebendige Zentren" gefördert.

Nun hat sich der Radeberger Stadtrat mit dem Thema befasst - und durchaus kontrovers diskutiert. Im Mittelpunkt stand die Frage: Muss die Sanierung unbedingt jetzt sein - wo die Stadt doch eigentlich knapp bei Kasse ist und auch andere Aufgaben zu erfüllen hat?

Zwei mögliche Varianten für Sanierung

Die Stadtverwaltung hatte zwei Varianten der Sanierung erarbeitet. Bei der einen soll die Halle künftig von mehr als 200 Personen genutzt werden können. Vor allem aber soll auch Schulsport möglich sein. Dafür bräuchte es einen neuen Hallenboden.

Bei der anderen Variante würde die Halle weniger aufwendig saniert - dann wäre sie für weniger als 200 Personen ausgelegt. Aber auch hier könnten Vereine und Kitas die Halle nutzen. In beiden Varianten würde die Halle auch im Katastrophenfall genutzt werden können. Bürger könnten hier im Notfall untergebracht werden.

Die aufwendigere Option würde die Stadt rund 830.000 Euro kosten, die abgespeckte Variante knapp 900.000 Euro. Die Tatsache, dass die größere Sanierung weniger kosten würde, liegt daran, dass die Förderung aufgrund der Schulsportnutzung höher ausfällt.

Nun bezweifelte im Stadtrat niemand, dass die Halle grundsätzlich saniert werden muss, doch es blieben trotzdem viele Fragen und auch viel Kritik an dem Beschluss.

In Liegau-Augustusbad fehlt eine Schulsport-Halle

Andras Känner von der CDU-Fraktion beispielsweise kritisiert, dass der viel größere Bedarf an einer Schulsport-Halle doch in Liegau-Augustusbad läge. "Das muss man alles zusammen betrachten und den Bürgern ordentlich erklären."

Für die Liegauer Schüler sollte, wie mehrfach berichtet,der Schulcampus auf dem Gelände des Epilepsiezentrums Kleinwachau entstehen. Nachdem das Projekt jedoch mehrfach bei Fördermittelanträgen abgelehnt worden war, hatte sich der Stadtrat entschieden, die Idee grundsätzlich zu verwerfen.

Damit bleibt das Problem weiterhin bestehen: Die Liegauer Schüler haben keine Turnhalle. Und ob es realistisch ist, dass sie in die sanierte Halle nach Radeberg zum Schulsport fahren, wird sich zeigen.

Und auch andere Stadträte verweisen auf die Pflichtaufgaben der Stadt, die vorrangig zu behandeln seien. "Dazu gehört für mich vor allem die Grundschule Stadtmitte, deren Sanitäranlagen unzureichend sind", sagt Freie-Wähler-Stadträtin Steffi Dauphin.

Matthias Hänsel, CDU-Stadtrat, äußert die Sorge, dass das Geld irgendwann ausgehen könnte und erinnert daran, dass auch andere Projekte schon deutlich teurer wurden als ursprünglich geplant. "Nicht, dass wir noch eine zweite Golddiele bekommen", sagt er und spielt auf die Silberdiele in Liegau an, für die ein Nachschlag in Millionenhöhe fällig wurde. Und auch beim Projekt Hüttermühle müsse die Stadt "liefern".

Innensanierung für 2025 vorgesehen

Die lange Debatte im Stadtrat kommt auch deshalb zustande, weil sich viele Stadträte nicht ausreichend informiert fühlen. "Wir hätten das in großer Runde vorbesprechen müssen", kritisiert Freie-Wähler-Fraktionsvorsitzender Detlev Dauphin. "Es sind noch etliche Fragen offen."

Doch laut Stadtverwaltung muss eine schnelle Entscheidung her - ansonsten müssten Strafzinsen bezahlt oder Fördergelder zurückgegeben werden. "Ich fühle mich erpresst", erwidert Dauphin. Es bleibt auch unklar, warum die Stadtverwaltung das Thema nicht schon viel früher in den Stadtrat eingebracht hat.

Schlussendlich stimmt eine Mehrheit für die Sanierung - und zwar für die Variante, in der auch Schulsport möglich ist. Ab diesem Herbst soll dafür zunächst die Gebäudehülle saniert und das Gebäude trockengelegt werden. Für 2025 ist die Innensanierung vorgesehen. "Die Hütte wird nicht besser", sagt Wir-für-Radeberg-Stadtrat Dirk Hantschmann. "Wenn wir das jetzt nicht anpacken, dann nie."

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