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"Wir atmen alle auf": Wie es den Leppersdorfern nach der Eröffnung der S177 geht

Für den Wachauer Ortsteil Leppersdorf war es ein großer Tag, als die neue Ortsumgehungsstraße S177 eröffnet wurde. Ist es dort nun ruhiger geworden?

Von Rainer Könen
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Der Leppersdorfs Ortsvorsteher Michael Kretschmer hofft auf weitere verkehrsbeschränkende Maßnahmen, damit in Zukunft weniger LKW durch den Ort fahren.
Der Leppersdorfs Ortsvorsteher Michael Kretschmer hofft auf weitere verkehrsbeschränkende Maßnahmen, damit in Zukunft weniger LKW durch den Ort fahren. © René Meinig

Leppersdorf. Ein Mittwochvormittag in Leppersdorf. Auf dem Weg zum Dorfzentrum begegnen einem nicht sehr viele Menschen. Es ist kurz nach 10 Uhr. Pausenzeit in der Grundschule, vorm Kindergarten spielen Kinder mit den Erziehern, vor der örtlichen Autowerkstatt stehen Kunden, ein paar Jugendliche radeln Richtung Schule, das Kreischen einer Säge ist zu hören. Alltag in Leppersdorf.

Doch wer den Ort kennt, hat in diesen Tagen das Gefühl, dass dieser Alltag ein wenig anders geworden ist. Anders heißt hier: ruhiger. Denn vor anderthalb Wochen wurde die neue Ortsumgehungsstraße, die S177, für den Verkehr freigegeben. Zuvor führten Umleitungsstrecken durch den Ort, da hatten sich bis zu 8.000 Fahrzeuge, darunter viele LKW, durch Leppersdorf gequält.

"Ganz ruhig ist es in Leppersdorf nie"

Auf dem Weg zur Ortsmitte trifft man eine ältere Dame. Freut sie sich, dass die Hauptstraße nun nicht mehr so intensiv befahren wird? "Ach wissen Sie, so recht kann ich es noch nicht glauben", sagt die Rentnerin. Ganz ruhig sei es in Leppersdorf sowieso nicht. "Die Autobahn hört man unentwegt und in den Müller-Milch-Werken wird ja auch nicht gerade geräuschlos gearbeitet". Aber ja, mit der neuen Ortsumgehungsroute sei der Straßenlärm schon gesunken.

Ortsvorsteher Michael Kretschmer schildert, was das manchmal "für ein Krampf" war, wenn er mit seinem Wagen auf die Hauptstraße einbiegen wollte. Wie lange habe er da oft warten müssen, so viel sei da auf der Hauptstraße los gewesen. Der 70-Jährige erzählt von unruhigen Tagen und Nächten, die die Bewohner im vergangenen Jahr durchlebten - ausgelöst vor allem auch durch die Brummifahrer. Dazu dieser Wahnsinns-Krach, die schlechte Luft.

Seit Eröffnung der neuen Ortsumgehungsstraße spüre man, "lärmtechnisch gesehen", so Kretschmer, den Unterschied zu den zurückliegenden Monaten deutlich. Für Unmut sorgen jedoch weiter Laster, die nach wie vor durch den Ort kurven. An diesem Vormittag sind es rund 20, die man in einer knappen halben Stunde zählt. In den vergangenen Monaten waren täglich bis zu 1.000 Laster auf der Hauptstraße unterwegs.

An den Lärm der Autobahn hat man sich in Leppersdorf gewöhnt

Manja Löchel gehört zu den Bewohnern, die besonders heftig vom Straßenlärm betroffen war. Mit ihrer Familie wohnt sie unmittelbar an der Hauptstraße. Auch ihr Geschäft, eine Gärtnerei, liegt an der durch den Ort führenden Dresdner Straße. Was die neue Ortsumgehungstrasse für sie und für die Leppersdorfer bedeutet, das beschreibt sie so: "Wir atmen nun alle auf, es ist ruhiger geworden."

Obwohl das mit der Ruhe in Leppersdorf immer relativ zu sehen sei. Denn auch Manja Löchel bestätigt, dass es in Leppersdorf nie richtig ruhig werde. Auch sie nennt das ständige Grundrauschen von der unweit am Ort vorbeiführenden Autobahn. Aber wer hier lebe, habe sich daran gewöhnt. "Doch wenn der Wind aus östlicher Richtung kommt, ist der Geräuschpegel sehr störend", sagt sie.

Einige Lastwagen fahren zu schnell durch den Ort

Auch sie moniert, dass immer noch viele Laster durch Leppersdorf fahren. Die, wie sie jüngst feststellte, sich nicht an die Geschwindigkeitsbeschränkungen hielten. Ganz im Gegenteil. "Die drücken ganz schön aufs Gaspedal, um fix durch den Ort zu kommen".

Deutlich ruhiger ist seit der Eröffnung der Umgehungsstraße - hier an der Pulsnitzer Straße.
Deutlich ruhiger ist seit der Eröffnung der Umgehungsstraße - hier an der Pulsnitzer Straße. © René Meinig

Löchel erzählt davon, wie schwer die vergangenen Monate für sie, ihre Familie und für ihr Geschäft gewesen seien. "Der Straßenlärm war Tag und Nacht immens, vor allem am Wochenende." Man könne sich gar nicht vorstellen, wie laut das gewesen sei. "Wir waren in dieser Zeit alle ziemlich genervt." Da habe man Momente gehabt, in denen man sich gefragt habe, warum man hier eigentlich lebe. Wenn sie ihre Kinder zur an der Hauptstraße gelegene Bushaltestelle gebracht habe, seien das gefährliche Zitterpartien gewesen.

Leppersdorfer wünschen sich LKW-freien Verkehr

Als die Bauarbeiten an der neuen Autobahnauffahrt und der Ortsumgehung noch gar nicht begonnen hatten, habe sie mit ihrem Geschäft vom Durchgangsverkehr profitiert, erzählt sie. Etliche Autofahrer hätten auf dem Nachhauseweg in ihrer Gärtnerei vorbeigeschaut. Einige Kunden hatte sie während der Bauarbeiten an der Dresdner Ostumfahrung verloren.

Sie hofft wie alle Leppersdorfer, dass der gesamte LKW-Verkehr demnächst aus der Ortschaft verbannt wird. Man sei da bereits auf einem guten Weg, erzählt Ortsvorsteher Michael Kretschmer. "Es sind einige verkehrsbeschränkende Maßnahmen geplant", erzählt er. Näher wolle er darauf vorerst nicht eingehen. Aber man arbeite daran, den Schwerkraftverkehr aus Leppersdorf ganz herauszuholen. Damit das Leben in dem Wachauer Ortsteil bald wieder seinen ganz normalen und gewohnten Ablauf hat.

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