SZ + Radebeul
Merken

Coswiger Infokanal K3: "Dass wir hier noch sitzen, haben wir der Walzengießerei zu verdanken"

Seit 30 Jahren sendet ein Regionalsender: erst übers Kabel, inzwischen auch digital. Dass das möglich ist, hat viel mit Zufällen, Beharrlichkeit und Zuspruch der Coswiger zu tun.

Von Martin Skurt
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Gesellschafter Silvio Günzel, Praktikant Laurin Marcelo Koch, Gesellschafter Henri Schreiber und Nachrichtensprecher Volker Michel feiern dieses Jahr 30 Jahre Coswiger Infokanal K3.
Gesellschafter Silvio Günzel, Praktikant Laurin Marcelo Koch, Gesellschafter Henri Schreiber und Nachrichtensprecher Volker Michel feiern dieses Jahr 30 Jahre Coswiger Infokanal K3. © Arvid Müller

Coswig. Der Infokanal K3 ist seit 30 Jahren ein fester Bestandteil der Medienlandschaft in Coswig. Das ist eine beeindruckende Leistung, denn der private Sender finanziert sich ausschließlich durch Werbeaufträge und Auftragsarbeiten und erhält keinen Anteil an den Rundfunkgebühren. Inmitten der Umbrüche der Wendezeit beschlossen Tino Keßler und Dirk Schröder, zwei Enthusiasten, einen Regionalsender in Coswig zu gründen. Kurz darauf stieß Silvio Günzel, der heutige Gesellschafter, dazu. Alles begann mit dem Fußball.

1994 war das junge Fernsehteam von K3 beim Benefizspiel der Spielvereinigung Grün-Weiß, dem heutigen Coswiger FV, dabei. Der ehemalige Torwart von Bayern München, Sepp Maier, war zu Besuch. Allerdings kannten sich Tino Keßler und Dirk Schröder nicht mit Fußball aus. So trafen sie zufällig auf Silvio Günzel, der damals bei Grün-Weiß spielte. "Sie suchten jemanden für Sportthemen und ich war total begeistert von der Arbeit beim Fernsehen", erinnert sich Silvio Günzel heute. Nach dem Spiel ging er ins Studio der beiden. "Sie haben mir ein Mikrofon gegeben und ich sollte einfach drauflosreden." Damals war er 28 Jahre alt und arbeitete in der ehemaligen Tapetenfabrik.

"Für mich war Fernsehen immer etwas Besonderes."

Nach dem Spiel riefen die Macher des Infokanals ihn öfter an, zum Beispiel für das damalige Sachsenlauf-Event. Er sollte vor der Kamera Läufer und Organisatoren interviewen. Offensichtlich machte er seine Arbeit gut, sodass Tino Keßler irgendwann vor seiner Tür stand und fragte, ob Silvio Günzel nicht Vollzeit beim Infokanal anfangen möchte. "Ich könnte am 1. Oktober anfangen", erinnert er sich heute. "Ich konnte das gar nicht fassen. Für mich war Fernsehen immer etwas Besonderes."

  • Das ist der Jubiläumsbeitrag zu 30 Jahren Coswiger Infokanal K3:

Sein Traum in den 80er-Jahren war es, Fotograf zu werden. Silvio Günzel hatte eine Dunkelkammer in einer "Platte" im Coswiger Spitzgrund eingerichtet. Aber ein Fotografiestudium durfte er damals nicht antreten, da er weder in die Partei eintreten noch drei Jahre zur Armee gehen wollte. Also begann er als Industriemechaniker in der Tapetenfabrik. Bei K3 suchte und fand er zunächst Werbekunden für den Sender.

Doch anfangs waren viele skeptisch. Denn damals konnten nur etwa 30 Prozent der Coswiger den Sender per Kabel empfangen und neun von zehn Kunden konnten den Sender nicht sehen. "Viele waren deshalb nicht überzeugt, warum sie dafür Geld ausgeben sollten." Der Plan war außerdem, dass sich der Infokanal nach zwei Jahren selbst finanzieren sollte. Den Anfang förderte die sächsische Aufbaubank.

Der Gesellschafter hatte sich die Selbstständigkeit viel einfacher vorgestellt. K3 war und ist abhängig davon, wie gut die Coswiger Industrie läuft und ob Werbebudget vorhanden ist. "Wir haben viele kleine Dinge gemacht, aber keiner von uns ist dadurch reich geworden", sagt Silvio Günzel. Allerdings war das auch nicht das Ziel, sondern vielmehr Teil der Stadt zu sein. "Menschen brauchen Zuversicht. Wir wollen zeigen, wie es in Coswig vorangeht, damit sie hier bleiben."

Bis 1995 war der Infokanal Teil der Coswiger Kabel- und Antennentechnik GmbH. Nach dem Konkurs gründeten Tino Keßler und Silvio Günzel eine eigene Firma, um den Sender zu erhalten. Seit 2000 ist der Sender auch online verfügbar. 2004 feierte er sein 10-jähriges Bestehen und strahlt sein Programm in digitaler Bildqualität aus. In etwa dieser Zeit kam auch Henri Schreiber, der seit 2010 Gesellschafter des Senders ist. Aber er hatte schon viel früher Kontakt zum Sender.

Walzengießerei gab Starthilfe

"Silvio hat mir damals das Fahrradfahren beigebracht", erinnert er sich. "Ich habe ihn im Fernsehen sofort erkannt." Daraufhin fasste er Mut und ging 1995 zum Sender. "Ich habe damals noch Techno produziert und wollte, dass der Sender darüber berichtet." Das war der erste Kontakt. Danach begann er zeitweise als Nachrichtensprecher für den Infokanal zu arbeiten. Mittlerweile steht er auch hinter der Kamera. Die Kreativarbeit liegt ihm im Blut, denn er ist der Sohn von Dieter Schreiber, einem Gründungsmitglied der Stern Combo Meißen. Sowohl Henri Schreiber als auch Silvio Günzel leben beide in Coswig.

2005 kürzte der Sender sein Programm von einer Sendeschleife von zwei Stunden auf eine Stunde. In den folgenden Jahren modernisierte der Sender sein Erscheinungsbild und ist seit 2013 auch auf YouTube und Facebook vertreten. "Dass wir heute noch hier sitzen, haben wir der Walzengießerei zu verdanken." Zum 105. Jubiläum im Jahr 1997 gab der damalige Geschäftsführer Wilfried Pfaffe einen Film in Auftrag. "Ohne das Geld aus diesem Auftrag hätten wir nicht überlebt. Das war unser erster Meilenstein."

Danach folgten viele Krisen, personelle Veränderungen und der Sender stand mehrmals kurz vor der Einstellung. Aber sie haben trotzdem immer weitergemacht. Dirk Schröder, ehemaliger Gesellschafter, sagt heute zum Jubiläum: "Das muss man erstmal durchziehen. Also großen Respekt!"

  • Wer beim Coswiger Infokanal K3 mitmachen möchte, kann sich einfach per E-Mail unter [email protected] bei der Redaktion melden oder kommt persönlich in der Lindenauer Straße 15 vorbei.