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Die Autoeinbrüche in Radebeul hören nicht auf

Seit einem halben Jahr häufen sich die Anzeigen in Radebeul. Die Kripo sagt, wann und wie das geschieht und was dagegen getan werden kann.

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Selbst tagsüber werden in Radebeul Autoscheiben eingeschlagen. Die Polizei warnt: Nichts im Fahrzeug liegenlassen - auch nichts Wertvolles im Kofferraum.
Selbst tagsüber werden in Radebeul Autoscheiben eingeschlagen. Die Polizei warnt: Nichts im Fahrzeug liegenlassen - auch nichts Wertvolles im Kofferraum. ©  Claudia Hübschmann

Von Peter Redlich

Seit reichlich einem halben Jahr mehren sich in Radebeul Einbrüche in Autos. Mal sind es zwei jede Woche, mal sogar drei an einem Tag. Nur zwischen Weihnachten und Neujahr war kurz Ruhe. Doch seit Jahresbeginn setzt sich die Serie fort. Sächsische.de hat bei Jörg Kretzschmar, Leiter des Kriminaldienstes im Revier Meißen, nachgefragt, was passiert wo und wie und welche Erkenntnisse es gibt.

Wo in Radebeul wird in die Autos eingebrochen?

Auf dem Tisch des Kripochefs liegt eine Karte mit roten Punkten. Sie verteilen sich über das gesamte Stadtgebiet. Etwas dichter sind die Punkte im Osten Radebeuls. Es ist allerdings auch nicht ersichtlich, dass etwa in den Villenvierteln oberhalb der Meißner Straße mehr gesucht und aufgebrochen wird. In Altkötzschenbroda ist ein VW Caddy durchwühlt worden. Ein Stück weiter auf dem Kirchplatz musste ein Mercedes-Transporter dran glauben. Das war im Januar.

Im November schlugen die Diebe auf der Maxim-Gorki-Straße im Radebeuler Osten zu. Laptop und Jacke waren die Beute in der Nizzastraße oder in der Neuländer Straße. Zum Beginn dieser Woche haben der oder die Täter einen Kleintransporter aufgebrochen und Handwerkern deren Werkzeug gestohlen. Jörg Kretzschmar und seine Mitarbeiter sehen den oder die Täter über die gesamte Stadt agieren.

Wann und mit welchen Werkzeugen sind die Einbrecher unterwegs?

Das lasse sich im Nachhinein schwer feststellen. Möglicherweise ist es ein Hammer, wenn die Scheiben der Fahrzeuge massiver sind. Eine Seitenscheibe werde mitunter schon mit dem Ellenbogen eingedrückt. Die Einbruchserie geschehe in Wellen - mal sei eine ganze Woche Ruhe, dann zeigen die Geschädigten gleich mehrere Einbrüche nach einer Nacht an.

Allerdings, so haben die Kripoleute festgestellt, passieren die Autoaufbrüche nicht nur nachts. Auch tagsüber seien die Täter unterwegs. Und ebenfalls nicht an einem bestimmten Wochentag. Offenbar, so der Kripochef, werde dann gesucht, wenn der Drang nach Geld da sei - etwa für den Drogenkauf.

Was wird vorwiegend von den Tätern erbeutet?

„Geldbörsen, Laptops, Geldkarten, die fürs bargeldlose Bezahlen dort genutzt werden, wo keine Kameras sind, wie am Zigarettenautomaten. Notebook mit Tasche, externe Festplatte, Portemonnaie, ganze Handtaschen, Sporttaschen“, zählt Jörg Kretzschmar auf. Einmal seien es teure Haarschneidemaschinen, Scheren und Messer gewesen. Wenn die Täter eine Tasche sehen, dann vermuten sie, dass mehr darin stecken könnte. Mitunter werden die geleerten Taschen und Geldbörsen dann in der Nähe aufgefunden.

Die Polizei geht davon aus, dass die gestohlenen Gegenstände schnell verkauft werden. Auf den üblichen Internetplattformen, wie etwa Kleinanzeigen, seien die aus Radebeul gestohlenen Gegenstände allerdings noch nicht gefunden worden.

Wie ist das Wertverhältnis von Beute zu Schaden am Auto?

Eine Seitenscheibe am Auto ersetzen zu lassen, kostet zwischen 300 und 500 Euro. Teurer wird es bei einer Front- oder Heckscheibe, die zumeist mit Heizung versehen sind. Da können schnell 1.000 Euro für Material und Arbeitsleistung zusammenkommen. Bei einem in Radebeul aus dem Auto gestohlenen Laptop bezifferte sich der Verlust auf 1.700 Euro. Aber so hochwertig ist die Beute nicht oft. Nicht selten werden aber auch Gegenstände gestohlen, die 20 Euro, wie eine Jacke, oder gar weniger wert sind.

Wie sollten die Bürger dem Einbruch vorbeugen?

„Nichts, wirklich nichts im Auto liegenlassen“, betont der Kripochef mehrmals. Bei einem der Einbrüche sei der Geschädigte nur wenige Minuten vom Auto entfernt gewesen. Die geübten Täter brauchen lediglich einige Sekunden, um ins Autoinnere zu gelangen. Keine Dokumente, keine Wertgegenstände - selbst beim kurzen Gang zum Kiosk, beim Tanken, dem schnellen Besuch bei Freunden oder dem Kind abholen in der Kita in den Autos liegen lassen. Taschen immer mitnehmen. Kretzschmar: „Es gibt im Fahrzeug kein Versteck. Die üblichen Gewohnheiten kennen die Täter.“

Vermutlich werde auch an manchen Orten beobachtet, wie sich Leute verhalten, wenn sie ihr Fahrzeug abstellen. Auch im Kofferraum keinen Laptop oder das Handy liegen lassen. Jeder sollte sich vergewissern, dass das Fahrzeug nach dem Klick auf die Fernbedienung auch wirklich verriegelt ist, rät die Polizei.

Was unternimmt die Polizei, welche Erkenntnisse gibt es?

„Wir sind im engen Austausch mit unserem Streifendienst. Die Kollegen bekommen immer die aktualisierte Karte, wo Täter zugeschlagen haben und sich bewegen könnten“, sagt Jörg Kretzschmar. Spuren werden gesichert. Deshalb sei es wichtig, dass Geschädigte möglichst schnell die Polizei anrufen - unter der 110 -, an der Situation vor Ort nichts verändern und mit dem Disponenten am Telefon absprechen, was zu tun ist. Dazu gehöre beispielsweise, möglichst die Daten zu den gestohlenen Gegenständen parat zu haben, wie etwa zu einem Laptop- oder Handy-Typ.

Die Streifendienste kontrollieren auch verstärkt Personen, die im Verdacht stehen könnten, so der Kripochef. Aus taktischen Gründen wolle die Polizei jedoch derzeit keine weiteren Hinweise zu den Ermittlungen geben. Dem oder den Tätern - es seien offenbar mehrere - müssten schließlich die Taten eindeutig nachgewiesen werden.