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Freiwillige Feuerwehr in Coswig wird grün

Seit Anfang Dezember gibt es auf dem Dach des Feuerwehrgerätehauses eine neue Photovoltaik-Anlage. Damit folgt Coswig den Zielen der eigenen Klimaschutzagenda.

Von Martin Skurt
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Das ist sie: die erste PV-Anlage, die aus dem Klimaschutzkonzept der Stadt entstanden ist.
Das ist sie: die erste PV-Anlage, die aus dem Klimaschutzkonzept der Stadt entstanden ist. © Matthias Schumann

Coswig. Der Rundgang beginnt am Ende. "Wir befinden uns dort, wo der Strom verarztet wird", sagt Peter Krotz, Geschäftsführer von Ampere Solar. Er führt gemeinsam mit seinem Techniker durch das Coswiger Feuerwehrhaus. Seit 7. Dezember ist dort eine neue Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Die Weinböhlaer Firma hat sie errichtet. Krotz zeigt den Stromverteiler-Raum im Keller. Das Spektakulärste hier ist die Anzeige des Stromzählers: Der zeigt an, ob Solarstrom eingespeist oder verbraucht wird. Gegen Mittag sind es etwa 1.000 Watt. "Lassen Sie ruhig das Licht an, hier wird schon richtig Geld gespart", scherzt Krotz.

Doch recht hat er. Die PV-Anlage hat eine Höchstleistung von 28,80 Kilowatt-Peak. "Ehrlicherweise erreichen das die Solarpaneele nur unter Laborbedingungen", sagt Justus Hering, Meister der Elektrotechnik der Firma Ampere Solar. Eine halbe Stunde später sind es schon 1.600 Watt, liest der Techniker auf einem Tablet-Bildschirm ab. Auf dem Arbeitsgerät kann er die momentane Leistung der Anlage sehen. Das sei wenig, da im Winter kaum Strom produziert werde. "Das Maximum ist im Sommer zu erwarten, wenn die Sonne kräftig scheint."

Peter Krotz und Justus Hering von Ampere Solare zeigen Kämmerin Friederike Trommer, wie der Stromzähler der PV-Anlage funktioniert.
Peter Krotz und Justus Hering von Ampere Solare zeigen Kämmerin Friederike Trommer, wie der Stromzähler der PV-Anlage funktioniert. © Matthias Schumann

Nächste PV-Anlage entsteht auf dem Rathaus

"Die Solarenergie ist ein wichtiger Baustein für die Deckung Strombedarfs der freiwilligen Feuerwehr", sagt Coswigs Kämmerin Friederike Trommer. "Gleichzeitig ist es unsere erste PV-Anlage, die aus unserem Klimaschutzkonzept folgt." Drei Anlagen sind geplant: neben dem Feuerwehrgebäude auch auf den Dächern des Rathauses und des Gymnasiums. Finanziert werden sie mit den Mitteln aus dem Jahr 2022. Dieses wies einen Überschuss aus. Etwa 400.000 Euro werden nun zur Verfügung gestellt, die ausschließlich dem Klimaschutz dienen, davon eine Viertelmillion für PV-Anlagen.

Die Ausgaben lohnen sich dabei auch wirtschaftlich. Denn in etwa fünf Jahren hat die Anlage durch die Stromproduktion ihren Preis selbst erwirtschaftet. Die Kämmerin geht davon aus, dass etwa 10.000 Euro bis 15.000 Euro pro Jahr eingespart werden. Tatsächlich war das Feuerwehr-Dach als Letztes geplant. "Nun ist es die erste Anlage, die in Betrieb geht", sagt Friederike Trommer. Das liegt vor allem am Schrägdach des Gerätehauses. Denn dort sei es leichter, Solarmodule anzubringen. Rathaus und Gymnasium haben Flachdächer, da ist der Bau etwas komplizierter. Trotzdem soll auch das Rathaus schon im ersten Quartal 2024 eine PV-Anlage erhalten.

Die allererste Solaranlage ist es aber nicht. Voriges Jahr hat Coswig die Kita "Familiengarten" mit einer bestückt. Auf dem Gebäude wurden 24 Module mit einer Leistung von knapp 9 Kilowatt-Peak installiert. Die Anlage wird einen Ertrag von etwa 9.300 Kilowattstunden im Jahr produzieren. Mehr als 80 Prozent davon verbraucht die Kita, wovon sie knapp die Hälfte ihres Strombedarfs aus erneuerbaren Energien decken kann. Der Rest wird direkt ins Versorgungsnetz der Stadtwerke Elbtal eingespeist, die die Anlage auch errichtet haben.

Firma aus Weinböhla ist Sachsen-Energie-Tochter

Zurück zur Feuerwehr. Wenn die PV-Anlage dort mehr produzieren sollte, wird der Strom ebenso in das Netz eingespeist. Denn eine Batterie sei derzeit nicht vorgesehen, könne aber bei Bedarf nachgerüstet werden, sagt Trommer. Vermutlich braucht es das nicht. Denn die 72 Platten erzeugen jährlich knapp die Hälfte des verbrauchten Stroms der Feuerwehr, die jährlich rund 30.000 Kilowattstunden benötigt. Trotzdem meint Peter Krotz, dass er in Privathäusern nur Anlagen mit Batterien installiert. So kann zum Beispiel auch nachts der Strom für das Licht aus erneuerbaren Energien gestemmt werden.

Eine andere Sache bereitet wiederum Friederike Trommer Sorgen. In der Kita-Anlage sei regelmäßig ein technisches Gerät ausgefallen. Auch wenn die Anlage digital überwacht wurde, war der Fehler nur in der Einrichtung sichtbar. Dieser sorgte schließlich dafür, dass die Solarmodule nur mit halber Leistung arbeiteten. "Hätten Sie mal lieber mit uns gebaut", schmunzelt Peter Krotz. Die Coswiger Feuerwehrleute wurden von der Firma geschult, welche Fehler auftreten könnten und wie diese zu erkennen wären. Zudem erhält Techniker Justus Hering bei jedem Fehler eine E-Mail auf sein Tablet und kommt im Zweifel vorbei, um den Fehler vor Ort zu beheben.

Seit Jahresbeginn gehört das Weinböhlaer Unternehmen gemeinsam mit der Dachdeckerfirma Quittel GmbH zu Sachsen-Energie. Quittel ist ein traditioneller Dachdeckerbetrieb mit über 100-jähriger Geschichte. Ampere Solar plant und realisiert seit 2008 Photovoltaik-Anlagen aller Größenklassen. Die beiden Unternehmen werden als selbstständige Töchter in den Konzernverbund von Sachsen-Energie eingegliedert.