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„In die nächste Runde kommen, ist mein erstes Ziel“

Die Grüne Radebeulerin Elke Siebert will Landrätin werden und wird von SPD und Linken unterstützt.

Von Peter Redlich
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Elke Siebert, verheiratet, ein Kind, Radebeulerin, im Garten vom Café Grünlich in Radebeul. Wer mit ihr reden will, um ihre Ziele für den Landkreis Meißen kennenzulernen, kann sie einladen. Sie wiederum lädt am 3. Oktober zur Radexkursion nach Große
Elke Siebert, verheiratet, ein Kind, Radebeulerin, im Garten vom Café Grünlich in Radebeul. Wer mit ihr reden will, um ihre Ziele für den Landkreis Meißen kennenzulernen, kann sie einladen. Sie wiederum lädt am 3. Oktober zur Radexkursion nach Große © Norbert Millauer


Radebeul/Landkreis. Da muss ich doch jetzt eine Sonnenbrille aufsetzen, wenn ich in der S-Bahn nach Dresden sitze und an meinen eigenen Plakaten vorbeifahre, hat sie ihrem Sohn gesagt. Nein, Mama, musst du nicht. Ist doch gut, wenn dich die Leute kennen und vielleicht sogar wählen, hat der geantwortet. Es ist eine neue Erfahrung im Leben von Elke Siebert, bekannt zu sein.

Von dem Plakat, wie es etwa im Hoftor vom Café Grünlich in Altkötzschenbroda hängt, schaut die 48-jährige studierte Erwachsenenpädagogin aus Radebeul in Jeansjacke und mit rotem Lippenstift den Betrachter an. Sie will Landrätin werden. Der Posten ist vakant, seit Arndt Steinbach (CDU) verkündete, nach Berlin in einen neuen Job ziehen zu wollen.

In gut einer Woche - am 11. Oktober wird gewählt - und Elke Siebert ist von den Grünen nominiert und wird von der SPD und den Linken als Kandidatin unterstützt. Von null auf hundert in die Politik, auch gleich noch in einen Wahlkampf, so startet die Frau, die tagsüber als Abteilungsleiterin unter anderem fürs Kurzarbeitergeld in der Dresdner Arbeitsagentur zuständig ist.

Politisch engagiert bei den Grünen in Radebeul ist die Frau, die mit dem Rad zur Arbeit fährt, schon lange. Doch seit sie gefragt wurde und zugesagt hat, für die Grünen in den Landratswahlkampf zu ziehen, sind die Tage richtig lang. Gefüllt vor allem von Begegnungen zwischen Riesa und Radebeul. Es geht bei den Treffs um Themen, wie man in Zukunft mit dem trockenen Klima auf dem Land umgehen kann, wie Jugendliche betreut aufwachsen oder wie ein interkultureller, integrativer Garten mit Migranten in Coswig funktioniert.

Die Grünen-Kandidatin hat sich in den letzten Wochen vor allem viel umgeschaut, um noch besser kennenzulernen, was im Kreis vorangebracht und auch besser gemacht werden kann. Etwa indem die Menschen mehr miteinander reden. Frank Richter, der Meißner Landtagsabgeordnete der SPD, war ihr dabei ein Partner.

In den nächsten Tagen will sie beim Landesbauerntag dabei sein. Am 3. Oktober ist eine Fahrradexkursion nach Großenhain geplant, zur neuen Ausstellung über die Demokratieaktionen in der Wendezeit. Jeder, der will, kann mitrollen, lädt Elke Siebert ein.

Die Radebeulerin ist in den letzten Wochen auch Grünen-Ikone Robert Habeck begegnet. War mit der Linken-Chefin Katja Kipping zusammen und freilich ihrem grünen Minister Wolfram Günther in der sächsischen Landesregierung. „Es ist ein Netz gewachsen in den turbulenten Wochen - in den vielen Begegnungen abends nach der eigentlichen Arbeit und am Wochenende. Und, sie werde neuerdings von fremden Leuten freundlich gegrüßt, sogar angerufen. „Meist wenn die Menschen die Briefwahlunterlagen bekommen und sehen, wer da zur Wahl steht. Das ist neu für mich und schön“, sagt sie. Auch weil sie Befürchtungen hatte, dass es Angriffe von politischen Gegnern geben könnte. „Bisher nicht“, sagt sie erleichtert.

Elke Siebert hat in der eigentlich kurzen Zeit des Wahlkampfes um das oberste Amt im Landkreis viele Politiker und Gleichgesinnte getroffen. Und das normale Wählervolk? Stimmt, sagt sie, da muss, da werde ich noch was tun. Sie hat schon im Juli dazu aufgerufen, wer mit ihr reden möchte, wissen will, wie sie den Landkreis steuern würde, sollte sie einfach einzuladen. Vereine haben das mitunter getan. Allerdings auch zumeist wieder jene, die ohnehin grün-rot-rot interessiert sind.

Ihre Konkurrenten um das Landratsamt sind der Zeithainer Bürgermeister Ralf Hänsel, der parteilos für die CDU antritt, und der AfD-Landtagsabgeordnete Thomas Kirste aus Meißen. Der eine hat Verwaltungserfahrung, der andere ist im Landtag dicht an den Quellen der Entscheider. Die kommunale Verwaltungserfahrung fehlt ihr, aber eine Mannschaft von 80 Mitarbeitern hat sie auch schon erfolgreich geführt.

Elke Siebert nennt Gerechtigkeit, Ökologie, Zukunftsfähigkeit, Offenheit als Überschriften für ihre Themen. Sie spricht über Radwege neben Straßen, die neu gebaut oder erneuert werden - auch außerhalb der Städte. Mit den Bauern im Kreis will sie nach neuen Anbaumöglichkeiten und Fruchtfolgen suchen in Zeiten, in denen es immer trockener wird.

Welche Fachkräfte brauchen wir in der Wirtschaft? Wie halten wir Arbeitskräfte im Kreis? Welche Möglichkeiten ergeben sich aus der Krise? Wie sollte Förderung gezielter geschehen? Mehr Breitbandausbau. Darüber hat sie mit den Verantwortlichen in der Wirtschaftsförderung Region Meißen gesprochen. Und, mehr mit den Bürgern reden, sie einbeziehen, diskutieren - das meint sie mit Offenheit und Gerechtigkeit. Gesprächsrunden wie in der Radebeuler Friedenskirche zu wirklich wichtigen Themen, das sei auch im Kreis machbar.

Ihre Chancen zur Wahl? Ein Drittel wäre gut, sagt sie. „In den zweiten Wahlgang  kommen, ist mein erstes Ziel.“ Robert Habeck habe ihr gesagt, wenn sie ein zweistelliges Ergebnis bekomme, sei das ein Erfolg für grüne Themen im Kreis Meißen. Und dann weitermachen, im lokalen Bereich in Radebeul oder im Kreistag?

Erst einmal das eine und dann setzen lassen, sagt sie anderthalb Wochen vor dem Wahlsonntag und setzt den Fahrradhelm auf, um zur Arbeit nach Dresden zu fahren.

Kontakt: Wer sehen will, was Elke Siebert in den letzten Wochen gemacht, wen getroffen hat, der findet hier eine übersichtliche Seite. 

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