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In Weinböhla gibt es Kunst aus dem Zigarettenautomaten

Heike Böttger vom Atelier Ampere in Weinböhla wollte schon immer 24/7 Kunst anbieten können. Dank ihres umgebauten Zigarettenautomaten ist "Art to go" jetzt Wirklichkeit geworden.

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Heike Böttger vom Atelier Ampere in Weinböhla präsentiert stolz ihren Kunstautomaten, der für sich einzigartig ist.
Heike Böttger vom Atelier Ampere in Weinböhla präsentiert stolz ihren Kunstautomaten, der für sich einzigartig ist. © Arvid Müller

Von Julian Wolf

Auf der Suche nach etwas Einzigartigem war Heike Böttger vom Atelier Ampere in Weinböhla schon immer. Mal gab es kuriose Kunst in dem alten Trafo-Haus am Kirchplatz zu bestaunen, mal einen Adventskalender für jedermann, während die Coronavirus-Pandemie anhielt, mal lud die Künstlerin zu ausgefallenen Musik- und Weinabenden nach Weinböhla ein. Mit ihrem neusten Projekt, das den Titel "Art to go – 24 SIEBEN" trägt, hat sie den staatlich anerkannten Erholungsort einmal mehr mit einem einzigartigen Kunstwerk beschenkt, denn hier gibt es jetzt Kunst zum Mitnehmen aus einem ehemaligen Zigarettenautomaten.

"Kennen Sie das? Sie spielten mit dem Gedanken, eine Kleinigkeit zu verschenken, etwas Besonderes, was überrascht, aber das Lädchen um die Ecke hat schon zu", beginnt Heike Böttger. "Wer auf der Suche nach einem Andenken oder einer Erinnerung für sich zur Freude ist, soll in Weinböhla jetzt immer fündig werden", präsentiert die Künstlerin stolz ihren eleganten, grau-schwarzen Kunstautomaten.

50-Cent-, 1-Euro- und 2-Euromünzen nimmt der Automat entgegen. Wo früher mal sechs verschiedene Zigarettenschachteln in das Ausgabefach fielen, fallen jetzt sechs verschiedene Kunstwerke. Die Anleitung ist unkompliziert auf dem Automaten festgeschrieben: Geld einwerfen, kurz innehalten, Kunst entnehmen.

Premiere zum Frühlingsmarkt

Der Automat bietet Kunstwerke im Kleinformat mit Unikat-Charakter an. Es ist eine spannende Möglichkeit, Objekte von regionalen Künstlern zu entdecken und zu erwerben. Der praktische Kunst-zum-Mitnehmen-Aspekt ermöglicht es, rund um die Uhr Kunstwerke zu kaufen. "Es ist eine innovative Art, Kunst für jeden zugänglich zu machen und die lokale Kunstszene zu unterstützen", ist sich Heike Böttger sicher.

Kunst und Kunsthandwerk in Schachteln präsentiert das Atelier Ampere mit seiner neusten Errungenschaft, dem Kunstautomat "Art to go – 24 SIEBEN" – ein umfunktionierter alter Zigarettenautomat, der kleine Kunstobjekte zum Preis von 6,50 Euro verkauft. Künstlerkollegen und Freunde Böttgers waren schon seitdem sie die Idee formulierte begeistert. Jetzt ist aus der Überlegung eine Wahrheit geworden.

Das ist der Kunstautomat "Art to go". Sechs unterschiedliche Kunstwerke beinhaltet er, die künftig wechseln sollen.
Das ist der Kunstautomat "Art to go". Sechs unterschiedliche Kunstwerke beinhaltet er, die künftig wechseln sollen. © Arvid Müller

Wer sich am ehemaligen Zigarettenautomaten Kunststücke abholen möchte: Das ist ab sofort möglich. Die große Einweihung des Automaten wird trotzdem anlässlich des Frühlingsmarktes in Weinböhla am 24. März auf dem Kirchplatz 15 b sein. Da können Besucher dem Künstler Steffen Gröbner über die Schultern schauen, wie er live ein Kunstwerk für den Automaten malt. Heike Böttger freue sich mit strahlendem Gesicht, dass der beheimatete Romantikmaler die Aktion mit seinen limitierten Grafiken von Weinböhlaer Motiven unterstützt.

Die Suche führte nach Berlin

"In kalligrafischer Handschrift gibt es schöne Gedanken von Grit Müller aus Pirna, aus Holz gibt es kleine Seelenlichter von Heike Fuchs, meine eigenen Werke aus Papeterie, Handgefertigtes von 'twelve stitches' aus Weinböhla, Keramik 'Auszeit' von Birgit Zweinert aus Niederau und Frau Teichmann überrascht mit Perlen und Schnüren", sagt die Weinböhlaerin. Da das Interesse der künstlerischen Akteure enorm hoch ist, wird schon hier Vielfalt am Sortiment großgeschrieben. Zukünftig sollen immer neue Inhalte durch wechselnde Aussteller geplant werden.

Auf die Frage, wie es überhaupt zu dem Kunstautomaten mit Werken "to go" kam, antwortet Böttger: "Die Weinböhlaer Künstlerin Heike Fuchs schwärmte schon lange von alten Kaugummi- oder Spielzeugautomaten und war von deren Mechanik begeistert. Ein knallbuntes Foto mit dem Abbild eines Automaten, welchen ein Bekannter auf einer Reise entdeckte, leitete ich mit der Idee an Heike weiter, eine Art Kunstautomaten zu kreieren. Daraus ergab sich der Impuls, nach einem Automaten zu recherchieren. Es war gar nicht so einfach, einen Automaten zu finden, welcher der Anforderung, dass er mit Euromünzen funktioniert, entsprach."

Die lange Suche führte die beiden schlussendlich bis nach Berlin. Ein blauer, zerkratzter, in die Jahre gekommener Automat erwartete die beiden Künstlerinnen in der Bundeshauptstadt. Dann das große Desaster: Die Münzen fallen durch. Den Kontakt zu einem rührigen Bastler, der sich mit alter Automatentechnik auskannte, bauten sie dann über das Internet auf. Er brachte den defekten Automaten wieder auf Vordermann. "Wir haben keine Zeit, Kosten und Mühen gescheut. Mit viel Mühe und enormen Aufwand glänzt der Automat in neuem Licht", freut sich Böttger.

Wenn Sie wissen möchten, welche Werke sich in den kleinen Schachteln im Automaten verbergen, dann können diese im Schaufenster gleich nebenan erblickt werden. Alle Inhalte der Schachteln werden auch auf der Website www.atelier-ampere.de ab 15. März veröffentlicht.